SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Alexander Pfister, Viktor Kobilke
erschienen bei Deep Print Games, Pegasus Spiele
Der Weltraum, unendliche Weiten. So schallte es anno dazumal aus dem TV Lautsprecher, als ich als Kind fasziniert den Abenteuern des Raumschiffs Enterprise folgte. Heutzutage eine größtenteils eher unfreiwillig komische Geschichte, hatte es mich seinerzeit in einen Sog aus Spannung und dem Unbekannten gezogen. Was sollte da draußen auf uns warten? Was werden wir entdecken?
Wenn ich das Ganze mit heutigen Maßstäben sehe, fällt mir nicht nur die Machart selbst auf. Nein, in mir stellt sich eher die Frage, ob das Szenario realistisch wäre. Nicht weil die Raumfahrt so (noch?) nicht funktioniert. Ich frage mich, ob wir als Menschen reif genug dafür wären. Selbst wenn ein Großteil von uns in Frieden kommen würde, wäre da doch bestimmt noch der andere Teil. Dieser, der eben doch wieder nur das Geld sieht und Raubbau betreiben würde.
Ist also das Szenario, welches in Avatar aufgebaut wird, nicht eher passend? Ich hoffe nicht. Dennoch hat unser Kolonialismusbestreben in der Vergangenheit nicht das Beste aus uns herausgeholt. Warum sollte es also im Weltraum anders sein?
Viele können sich natürlich bereits denken, warum ich diese Brücke überhaupt schlage. Denn Skymines ist eben eine Neuauflage von Mombasa. Ein Brettspiel, das mit seinem Kolonialismusthema nicht gerade respektvoll umgegangen ist. Dennoch versteckte sich hinter dem Thema ein fantastisches Spiel. Aber kann auch Skymines so begeistern wie der böse Zwilling aus dem Keller?
(Edwin Aldrin)
Das meiste über den Ablauf von Skymines habe ich bereits in meiner Preview erzählt. Kurz zusammengefasst programmieren wir mit unseren Handkarten den Zug der aktuellen Runde. Dabei können wir verschiedene Dinge mit unseren gewählten Karten anstellen.
Rohstoffe benutzen wir, um neue Karten zu kaufen oder auf den Leisten der Konzerne voranzuschreiten. Mit Energie breiten wir die Konzerne auf dem Gelände aus, um ihren Wert zu steigern. Mit Forschern schreiten wir auf unserer Forschungsleiste voran. Vorausgesetzt, wir haben diese bereits bestückt und können die nötigen Symbole vorweisen. Zuletzt wäre da noch die Chemikerin, die uns hilft, unseren Helium-3 Tank zu füllen.
Das wichtigste ist jedoch, dass ausgespielte Karten verzögert wieder zurück auf unsere Hand kommen. Diese wandern nach der Runde nämlich auf einzelne Stapel, von denen wir aber je Runde nur einen wieder zurücknehmen dürfen.
Das Spiel endet nach sieben Runden. Danach werden die Siegpunkte gezählt. Diese bestehen aus unseren Aktien multipliziert mit dem Wert des Konzerns, dem erreichten Wert auf der Forschungs- und Helium-3 Leiste und unserem restlichen Geld. Wer die meisten Punkte gewinnt genreüblich.
Wer noch etwas Abwechslung möchte, der kann sich an die vierteilige Kampagne halten. Bei dieser gibt es nicht nur neue Regeln, sondern auch ein weiteres Spielbrett (den Asteroidengürtel) zu entdecken. Im Verlauf der Kampagne werden noch zusätzlich Erfolgspunkte gesammelt. Mit diesen wird dann nicht nur bestimmt, wer gewinnt. Eine kleine Tabelle gibt auch Auskunft, wie gut man sich im Allgemeinen geschlagen hat.
Die komplette Spielregel zu Skymines findet ihr hier. (externer Link)
(Blaise Pascal)
Eigentlich war der Umstieg von Mombasa zu Skymines eine gemähte Wiese, wie man bei uns sagt. Ich wusste bereits, worauf ich mich einließ und dass es mir gefallen würde. Denn dies ist meine Art Spiel. Es vereint Planung, Timing und Emotionen und hat damit als Brettspiel den genau richtigen Mix parat.
Ich liebe es immer wieder in die Zwickmühle zu geraten. Zu versuchen, die Karten genau richtig zu platzieren (natürlich spielen wir mit der Originalregel, dass die Karten eben in den Ablagestapel gelangen, an dem sie angelegt wurden). Verzweifel, wenn meine Mitspielenden doch etwas Essenzielles wegschnappen. Juble, wenn ich es dann doch noch schaffe, wertvolle Aktienpakete zu besitzen. Es mag verwunderlich sein, aber Skymines ist durchaus eine Achterbahn der Gefühle.
Dabei würde man es dem Spiel an sich nicht ansehen. Viel zu trist ist die Optik. Ja, wir befinden uns im Weltall, auf dem Mond oder einem Asteroidengürtel. Aber alles wirkt schon sehr steril. Bis auf die Symbole, welche teilweise schwer zu lesen oder zu verstehen sind. Immer wieder erwische ich mich dabei, dass ich doch nochmals nachschlage, was welche Kombination dann zu bedeuten hat. Zusätzlich könnte ich für die Rohstoffabbildungen auch eine Lupe gebrauchen. Diese sind vor allem auf der Forschungsleiste nur schwer unterscheidbar, was als Fallstrick nicht die positive Komplexität des Spiels vorantreibt.
Aber alles in allem liebe ich Skymines. Ja, die Optik ist nicht perfekt. Aber in diesem Karton steckt dennoch genügend persönliche Begeisterung, um immer wieder auf dem Tisch zu landen. Denn hier ist mein eigenes Können gefragt, da so gut wie kein Zufall vorhanden ist. Wenn ihr ein Spiel sucht, dessen Komplexität aus sich selbst entsteht und keine komplizierten Sonderregeln braucht. Hier habt ihr es gefunden.
Skymines von Alexander Pfister, Viktor Kobilke
Auch in der Neufassung immer noch ein tolles Brettspiel, das ich immer wieder gerne auf den Tisch bringe. Es bietet genau den richtigen Mix aus Planung und Verzweiflung, den ich einfach liebe.
Christian:
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