Im Vergleich zur SPIEL 2019 präsentierte die SPIEL 2021 „gerade mal jämmerliche“ 600 Neuheiten. Zum Vergleich, 2019 waren es mehr als das Doppelte. Ich bin noch nicht so SPIEL gehärtet, mir haben die 600 neuen Brettspiele schon gereicht. Es sind weit mehr als genug, um die Schachtel vor lauter Meeple nicht zu sehen(oder, so ähnlich). Ich bin mit meiner Fokusliste (hier der Artikel dazu) in der Hand und natürlich einer zweiten deutlich längeren 🙂 durch die Messe. Nach den Tagen war ich von den Eindrücken eher überwältigt, sodass ich mich erst wieder neu sortieren musste. Ich habe mir die Titel aufgeschrieben, die mich angesprochen haben. Aus welchen Gründen auch immer. Titel, die ich auf jeden Fall weiterverfolgen und auch gegebenenfalls rezensieren möchte. Nur ein paar wenige des Dutzends sind von der ursprünglichen Fokusliste. Und nicht alle davon sind überhaupt Neuheiten, aber das finde ich nicht schlimm.
ICE – This way editions
Das Brettspiel ist natürlich der Star von ICE. Eine tolle Umsetzung der Idee, sich als Forscher durch immer tieferliegende Eisschichten zu graben. Und dabei immer wertvollere und vielleicht auch gefährlichere (Herr der Ringe, Moria anyone?) Dinge ans Tageslicht zu befördern. Das ist interessant und spannend. Ich bin sehr gespannt zu sehen ob die Idee lange hält oder ob wir hier einen Blender haben, was wirklich schade wäre.
Die Verteidigung von Procyon III – Taverna Ludica
- Autor: Dávid Turczi
- Spieler: 1, 2, 4
- Zeit: 90- 120 Minuten
- Verfügbarkeit: Vorbestellbar
Ein Monsterspiel. Mit gleich 2 Spielbrettern kämpfen Menschen gegen Aliens um die Vorherrschaft auf Procyon III. Das geschieht einmal im Orbit um den Planeten, der eine Plan. Und auf dem Planeten, der andere Plan. Auf jedem Plan kämpfen die beiden Parteien. Man spielt das Spiel also am besten zwei gegen zwei. Dabei spielen sich die 4 Parteien völlig unterschiedlich. Jede hat ihr, nicht ganz schlankes, Regelwerk. Es hilft aber, dass die Regeln ein Mashup aus Bekanntem ist und es erfahrene Spieler leichter fällt, in die Regeln zu kommen. Das ist bestimmt nichts für Gelegenheitsspieler.
Taverna Ludica hat außerdem den Sympathiepreis für den offensichtlichsten Lokalisierungsfehler von uns. 🙂
Silver Coin
- Autor: Lan Krajnčič
- Spieler: 1 – 5
- Zeit: 90- 180 Minuten
- Verfügbarkeit: Demo, Verkauf ab 2022
Nimm Aufträge an, Reise durchs Land, lass das Monster über die Klinge springen und mach damit die klingende Münze. Klingt einfach, ist es indiesem Fall überhaupt nicht. So wie „Verteidigung“ ist schon der Platz, den das Spiel braucht, allein einen Anbau ans Wohnzimmer wert. Ebenso die Zeit geht von einer Stunde pro Mitspieler aus. Obwohl mich das Thema triggert, muss man sehen ob, das Spiel vielleicht schon in Arbeit ausartet. Das Brettspiel wird über Kickstarter finanziert. Aktuell gibt es davon 3 Prototypen. Einer wird in die USA, der andere in Europa zwischen den Rezensenten verschickt.
Myraclia – Rudy3 Project
- Autor: Rudy Priecinsky
- Spieler: 1 – 5
- Zeit: 45 – 55 Minuten
- Verfügbarkeit: ab jetzt
Ein eher abstraktes „Terraforming“-Spiel, das sich interessant und mit guter Interaktion spielt. Über die Optik lässt sich streiten, ich fühle mich etwas an Illustrationen früher Rollenspielpublikationen erinnert. Mir war die Crew am Stand sofort sympathisch, ein Familienbetrieb. Der Vater ist Designer und Cheffe, seine beiden Jungs haben das Spiel mit totaler Begeisterung erklärt. Schöne Spielidee, unterstützenswert.
Mind MGMT – Matagot
- Autor: Jay Cormier Sen-Foong Lim
- Verlag: Off the Page Games
- Spieler: 1 – 5
- Zeit: 45 – 75 Minuten
- Verfügbarkeit: Q3 / 2021
In meiner Fokusliste hatte ich das Spiel über Spione mit übernatürlichen psychischen Fähigkeiten schon erwähnt. Es basiert im Wesentlichen als Hidden Movement Spiel, was mir schon immer gut gefallen hat. Ich habe ein Exemplar hier. Rezension kommt. Versprochen.
Burgle Bros 2: The Casino Capers – Fowers Games
- Autor: Tim Fowers
- Spieler: 1 – 4
- Zeit: 45 – 70 Minuten
- Verfügbarkeit: ab jetzt
Tim Fowers Spiele haben einen Stil, der mich schon in der sehr schönen One on One Verbrecherjagd „Fugitive“ angesprochen hat. In Burgle Bros 2 dringt man kooperativ in ein zweistöckiges Gebäude ein (jupp, ein Teil des Spielbretts steht auf Stelzen), um den Tresor zu knacken und wieder heil aus der Bude zu flüchten. Schöne Idee, die bei mir direkt einschlägt. Habe ich auch schon geholt, wird rezensiert.
Corrosion – Pegasus
- Autor: Stefan Bauer
- Spieler: 1 – 4
- Zeit: 60 – 120 Minuten
- Verfügbarkeit: ab jetzt
Ein Spiel, das Vergänglichkeit wirklich in der DNA hat. An den Dingen, die wir in diesem Brettspiel bauen, nagt der Zahn der Zeit. Ein hartes Spiel, das zum Denken in zweierlei Hinsicht anregt. Zudem sehen die Mechanismen, die den Verfall darstellen, interessant aus und das Spiel an sich hat einen guten Look. Das werden wir uns definitiv näher ansehen.
Beyond the Sun – Strohmann Games
- Autor: Dennis K. Chan
- Spieler: 2 – 4
- Zeit: 60 – 120 Minuten
- Verfügbarkeit: ab jetzt
Die Erde ist durch, platt, kaputt, am Ende. Der Letzte macht das Licht aus. Aber so einfach ist es ja nie. Um den nutzlosen Brocken Weltallschrott verlassen zu können, müssen wir erst einmal die nötigen Technologien entwickeln. Gleichzeitig noch den passenden Lebensraum für die Leute bereitzustellen und diese dann auch noch anführen. Sieht gar nicht mal so schön aus, das Ding. Hier verfängt aber das Thema, einen Technologiebaum zu entwickeln und darauf habe ich wirklich Lust.
ADELE – DMZ Games
- Autor: Albert Reyes
- Spieler: 1 – 5
- Zeit: 90 – 120 Minutes
- Verfügbarkeit: Q4 / 2021
Adele ist der etwas freundlichere Brettspielbruder von Nemesis. Auch hier spielt man auf einem Raumschiff und jemand möchte den Astronauten den Garaus machen. In diesem Fall ist es kein importiertes Monster, sondern das Raumschiff selbst, genauer die KI des Schiffes. Ein Spieler spielt die KI mit Namen Adele und macht den Astronauten wortwörtlich Feuer unter dem Allerwertesten.
Founders of Teotihuacan – Board and Dice
- Autor: Filip Głowacz
- Spieler: 1 – 4
- Zeit: 45 – 60 Minuten
- Verfügbarkeit: Q2 / 2022
Das Brettspiel ist bei Board and Dice in der Pipeline für nächstes Jahr. Es ist eher im Familien- / Kennerbereich angesiedelt und hat Teotihuacan DNA. Ein Legespiel bei dem man auch einen Tempel in Pyramidenform baut. So wie man es aus Teotihuacan kennt. Die Mechanismen sehen interessant und zugänglich aus. Es muss nicht immer gleich ein Megahirnzwirbler sein.
Prototyp „Albträume“ – Board and Dice
- Autor: k.A.
- Spieler: k.A.
- Zeit: k.A.
- Verfügbarkeit: k.A.
Von diesem Spiel, das es nur in einem extrem frühen Prototypen gibt, waren wir ziemlich gehookt. Die ursprüngliche Idee war es, die Bilder von Zdzisław Beksiński in einem Brettspiel zu verwenden. Man mag seine Bilder auf eine seltsame Weise schön finden, auch wenn sie teilweise sehr verstörend wirken (Die Bildersuche von Google spukt einiges aus). Die Idee lag nahe, sie in einem Spiel über Albträume einzubinden. Diese manifestieren sich im Spiel und das zu zerstören, was die Spieler aufbauten.
Ein Spiel das wir auf jeden Fall weiter verfolgen werden.
Vapor Ware des Jahres: The Thing
- Autor: Giuseppe Cicero, Andrea Crespi
- Spieler: 1 – 8
- Zeit: 60 – 90 Minuten
- Verfügbarkeit: ???
The Thing wurde schon mehrfach angekündigt. Ein Verräterspiel, in dem einer der Spieler das Ding ist und versucht, die anderen Spieler anzustecken, um so seiner Vernichtung zu entgegen. Ich fand den Film aus den 1980ern grandios und das Spiel klingt wunderbar trashig. Ein klares Muss. Nur: Ich habe das Spielbis auf keinem Tisch gesehen, dafür durfte man es auf verschiedenen Ständen in Vitrinen bewundern. Wir lassen es Euch wissen, wenn es sich doch mal materialisieren sollte.