SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Martin Wallace
erschienen bei Giant Roc, Roxley Games
Wenn die einzelnen Brass Versionen miteinander verglichen werden, liest man immer wieder eines. Brass Birmingham ist Lancashire mit Bier. Aber nein, das stimmt so leider nicht. Es wurden mehr Zahnräder justiert, anstatt nur einen zusätzlichen Rohstoff einzuführen. Denn Brass Lancashire hat seine ganz eigenen Herausforderungen zu bieten. Und so werden wir euch heute nicht nur die Unterschiede genau aufführen, sondern auch sagen, ob sich Brass Lancashire lohnt.
(Walter Eucken)
Wie in Brass Birmingham ist Brass Lancashire kartengetrieben. Heißt, jede Aktion von uns wird dadurch ausgelöst, dass wir eine Handkarte ausspielen. Auf diesen befinden sich entweder Industrien oder Städte. Diese unterscheiden sich im Kern nur in der Bauaktion, da wir durch eine Stadtkarte beliebig bauen dürfen, während wir bei einer Industriekarte an unser persönliches Netzwerk anschließen müssen.
Was weiter bestehen bleibt, sind die zwei Phasen des Spiels. In der Kanalphase breiten wir uns mit Schiffen aus, während wir in Phase 2 die Eisenbahnen vorantreiben. Erneut werden zwischen den Phasen alle veraltete Industrien (inklusive der Schiffe) abgerissen, sodass wir von vorn starten müssen.
Neben dem Unterschied, dass wir nun bei den Krediten frei wählen dürfen, ob wir 1 – 3 aufnehmen möchten, hat es auch der Verkauf in sich. In Brass Lancashire haben wir hierfür zwar nur Baumwolle zur Verfügung, dafür aber zwei Möglichkeiten, diese zu veräußern. Zum einen wären die Häfen, die gebaut werden können. Verkaufen wir über diese, werden auch sie aktiviert, was das Einkommen des Besitzers erhöht (also auch das unserer Mitspieler). Wollen wir lieber etwas pokern (oder haben einfach keine andere Möglichkeit) können wir über den fernen Markt verkaufen. Dahinter verbirgt sich ein stets sinkender Baumwollpreis, der uns auch mal komplett in die Röhre schauen lassen kann, wenn er die untereste Stufe erreicht.
Erneut endet das Spiel nach der Eisenbahnphase. Siegpunkte erreichen wir durch Verbindungen und aktive Gebäude. Wer die meisten sammelt, gewinnt das Spiel.
Ich möchte den „Was erwartet uns im Spiel“ Abschnitt noch etwas erweitern, indem ich die Unterschiede zu Brass Birmingham etwas weiter erläutere.
(Deepack Chopra)
Wie Brass Birmingham ist Brass Lancashire einfach ein tolles Spiel. Dabei ist es durch ein etwas kleineres Regelkorsett und der einfacheren Möglichkeiten, das eigene Einkommen zu steigern, etwas einsteigerfreundlicher. Im Scherz habe ich deswegen sogar ab und an gesagt, dass es die gehobene Familienspielvariante ist, was natürlich maßlos übertrieben ist.
Auch bei Brass Lancashire kommt man ohne Planung und gleichzeitigem Ausnutzen von aufgetanen Möglichkeiten nicht richtig vorwärts. Dabei ist Timing hier ein wichtiger Begriff. Denn dieses ist absolut essenziell, da einem sonst schon einmal der unbedingt benötigte Hafen oder die sich von selbst verkaufende Kohle durch die Lappen gehen können. Und genau dies fördert ein Spielgefühl, das ich liebe. Eines voller Entscheidungen, die bei Erfolg direkt das Belohnungszentrum im Hirn beflügeln.
Brass Lancashire schafft es dabei, über eine relativ kurze Spielzeit eine unglaublich dichte Atmosphäre aufzubauen. Man versinkt direkt im Spiel und ist fast schon ein bisschen traurig, dass es schon wieder vorbei ist. Dabei bietet es für mich persönlich genügend Unterschiede im Spielgefühl, damit ich beide Brass Versionen in meiner Sammlung behalte. Zumal selbst meine Frau gerne eine weitere Partie einfordert, was bei eher komplexeren Titeln nicht allzu häufig der Fall ist.
Es passiert ja nicht allzu oft, dass ich mal nichts zu bemängeln habe. Aber Brass Lancashire ist einfach ein komplett rundes Meisterwerk, zu dem ich nichts mehr zu sagen habe, als: „Spielt es! Ihr werdet es nicht bereuen.“
Brass Lancashire von Martin Wallace
Brass Lancashire bleib als Klassiker im neuen Gewandt ein fester Platz in meinem Herzen. Ein tolles Wirtschaftsspiel, bei dem sich jede Entscheidung wichtig anfühlt.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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