SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 4 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Rita Modl
erschienen bei Corax Games
Mit manchen Spielen ist es wie mit gutem Wein. Sie müssen erst reifen, bevor man ihren Wert zu schätzen weiß. So erging es mir schon mit einigen Titeln, bei denen ich mich in den ersten Partien noch fragte, wer denn überhaupt auf die Idee gekommen ist, das zu veröffentlichen. Je häufiger ich sie spielte, desto mehr Sinn ergab das zuvor irrsinnige wirkende Mosaik, bis mich dann die Erkenntnis traf. Manchmal half es auch, ein Spiel erst einmal zur Seite zu legen und Wochen später neu zu beginnen, um den Schleier vor den Augen zu lüften.
Warum ich das erzähle? Weil ich mit King of 12 auch einen eher holprigen Einstieg hatte. Die ersten beiden Partien waren gähnend langweilig. So sehr, dass ich das Spiel erst einmal zur Seite legte und mir dachte, dass es besser wäre, erst einmal zu warten, bevor ich zu voreingenommen an die Sache herangehe. Wieder wartete ich einige Zeit, bevor ich mich an die nächsten Partien wagte. Aber war das die Lösung meines Problems mit dem Spiel?
(Franz Kern)
King of 12 ist in unter fünf Minuten erklärt. Jeder Spieler erhält einen identischen Kartensatz und einen zwölfseitigen Würfel. Dieser wird geworfen, damit jeder eine andere Grundvoraussetzung hat. Nun geht es in die einzelnen Spielrunden.
Jeder Spieler wählt geheim eine seiner Handkarten. Doch diese zählen nur, wenn sie die einzige Karte ihrer Art sind. Heißt, haben zwei oder mehr Spieler dieselbe Karte gespielt, werden sie einfach abgeworfen. Der Rest manipuliert die Würfel oder Siegbedingungen, wobei normalerweise der höchste Würfelwert gewinnt. Hierfür gibt es zwei Siegpunkte und einen für den zweiten Platz.
Dies passiert so lange, bis mindestens ein Spieler nur noch eine Karte hat, dann werden die Punkte geprüft. Wieder fallen identische Werte raus. Wer nun die meisten Punkte hat, gewinnt die Runde. Eine seiner Handkarten wird unter den Würfel gelegt und steht nicht mehr zur Verfügung. Wer zuerst zweimal die Runde gewonnen hat, darf sich King of 12 nennen.
(Arthur Schnitzler)
King of 12 und ich werden in diesem Leben keine großen Freunde mehr werden. Dabei mag ich die Grundkonstellation. Es ist höchst interaktiv in seinem Aufbau variabel und bietet dadurch ein schnelles Spiel voller Ärgermomente, die einen so richtig aufputschen sollten.
Ja sollten. Emotional kann mich das Spiel überhaupt nicht packen. Denn das Spiel geht nicht den kompletten Weg in Bösartigkeit und Chaos, sondern lässt einem noch zu viele doppelte Böden, da ich selbst entscheide, in welcher Reihenfolge die Effekte eintreten. Ich soll meinen Würfel umdrehen, damit meine Zahl niedriger ist? Egal, weil ich davor meinen Wert noch schnell verdopple und dadurch das dadurch errechnete Ergebnis zähl. Das nimmt für mich immens Biss und meiner Entscheidung viel Gewicht. Damit zieht es dem Spiel für mich den Teppich unter den Füßen weg.
Entgegen der Erwartung, dass ich mich hier mit meinen Mitspielern und ihren Entscheidungen herumärgere, plätschert dann eine Partie vor sich hin. Wenn mir dann noch egal ist, wer gewinnt und ich eher froh bin, wenn ein Spiel vorbei ist, spricht das für mich eine klare Sprache.
Dadurch ist King of 12 für mich einfach nur ein nettes Erlebnis, das in einer Gruppe noch am besten funktioniert und bei dem nicht jeder Plan aufgeht. Somit ein weiteres Spiel, das in die Tiefen des Schrankes (direkt neben der Bundeslade) sein Dasein fristen wird und nicht mehr auf dem Tisch landet, weil es einfach so viele Spiele gibt, die mich mehr in ihren Bann ziehen.
King of 12 von Rita Modl
Ein bissig wirkendes Spiel, das hinter der bösen Fassade doch ein harmloser Welpe ist. Emotional leider nicht so packend und dadurch leider nicht spannend genug, um mich an den Tisch zu fesseln.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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