SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 4 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Spartaco Albertarelli
erschienen bei HeidelBÄR Games
Bluff ist bei uns seit den 90er Jahren ein Dauerbrenner, der niemals meine Sammlung verlassen hat. Denn ein Spiel, bei dem man mit begrenzten Informationen versuchen muss, die anderen aufs Glatteis zu führen, führt immer wieder zu witzigen Situationen. Außerdem ist es schnell erklärt und jeder kann mitspielen, was es zum (fast) unschlagbaren Begleiter von Familiennachmittagen macht. Coyote will in dieselbe Kerbe schlagen und bietet uns das identische Erfolgsgerüst. Ob dies auch mit Karten wiederholt werden kann, erzählen wir euch hier.
(Johann Wolfgang von Goethe)
In Coyote erhält jeder Spieler einen Aufsteller. In diesen steckt er eine Karte, die nur für die anderen sichtbar ist. Zusätzlich liegt eine Karte in der Mitte. Nun werden reihum Gebote abgegeben, die am besten maximal der Gesamtsumme aller im Spiel befindlichen Karten entsprechen. Zweifelt man ein Gebot an, werden alle Karten offen gelegt und derjenige, der sich irrte, bestraft. Jeder Spieler hat drei Leben, hat er alle verloren, scheidet er aus. Gewonnen hat derjenige, der als Letztes im Spiel ist.
Dabei gibt es noch einen kleinen Kniff. Denn jeder Spieler hat auch Augen, die er verwenden kann, um sich die Karte in der Mitte anzusehen. Durch erfolgreiches Spiel bekommt er wieder weitere hinzu.
(Jean-Jacques Rosseau)
Ich gebe es zu, wir waren zu Beginn etwas überfordert. Nicht, weil es sich hier um ein komplexes Spiel handelt. Mitnichten. Sondern einfach, weil man nicht so recht weiß, was man tun sollte, um erfolgreich zu spielen. Zumal die Werte der im Spiel befindlichen Karten auch nicht allzu intuitiv sind. Ein Problem, das sich mit den Partien legt, dennoch wäre eine kleine Übersicht schön gewesen. Aber auch so tastet man sich erst einmal kopflos heran, welche Vorgehensweise denn nun die Beste ist. Bis das letzte Puzzleteil dann ins große Bild fällt und man erkennt, dass es gar nicht so wichtig ist, was man sagt, sondern wie.
Denn ein Hauptteil des Spiels besteht aus dem gezielten Verunsichern meiner Mitspieler. Kann man ihnen erfolgreich vorgaukeln, dass man mehr weiß, als man zugibt, hat man schon zur Hälfte gewonnen. Damit verlässt sich Coyote dann auch zu fast 100 % auf seine Spieler, wodurch der Spielspaß auf Gedeih und Verderb auch dem Menschen hinter der Karte ausgeliefert ist. Und wir alle wissen, eine Spaßbremse reicht, um die komplette Runde zu sprengen. Es gibt kein Netz oder doppelten Boden, sondern eben einfach ein paar Karten und was man daraus macht.
Ich persönlich bin ja experimentierfreudig. Und so erwische ich mich immer wieder dabei, wie ich unterschiedliche Taktiken ausprobiere. Wie wäre es mal meinem extremen Startwert, um andere im Glauben zu lassen, dass ihre Karte besonders gut oder schlecht ist? Nur kleine Schritte und dann im Gegenzug auch mal große? Einfach alles, was für genügend Verwirrung sorgt. Die sind natürlich mal mehr oder weniger erfolgreich, aber mit der Zeit bringt es einen dazu, immer schelmischer zu werden. Es ist erlaubt, was verwirrt. Wobei man ehrlicherweise auch sagen muss, dass das Hand in Hand geht mit Abschnitten, in denen kaum Action passiert und man einfach reihum immer wieder eins nach oben bietet.
Mir persönlich liegt das Unberechenbare. Dennoch steckt in Coyote auf Dauer dann etwas zu wenig Spiel, um mich wirklich immens begeistern zu können. Aber zur Einstimmung in einen Spieleabend oder als kleiner Absacker funktioniert das Spiel bestens. Vor allem – ja, ich weiß, dass der folgende Satz aktuell wie eine Farce klingt – in einer größeren Runde. Blöd nur für Spieler, die frühzeitig aus dem Spiel fliegen und dann erst einmal zuschauen dürfen.
Coyote von Spartaco Albertarelli
Gutes Bluffspiel, das sich dann doch etwas zu sehr auf seine Spieler verlässt.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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