SPIELSTIL Rezension

Shadows Amsterdam – Libellud – 2018

Lesezeit: 3 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Mathieu Aubert
erschienen bei Libellud

Vielleicht kann mir ja mal jemand erklären, wie Ohrwürmer funktionieren. Nichts Böses ahnend sitzt man da, beschäftigt sich mit „Shadows Amsterdam“ und hat plötzlich ständig die Textzeile „Traum von Amsterdam“ im Kopf. Ein Lied, das ich übrigens nie bewusst gehört habe und von dem ich hoffe, dass es nach dieser Rezension auch ganz schnell wieder verschwunden ist.


Begegnen wir der Zeit, wie sie uns sucht.

(William Shakespeare)

„Shadows Amsterdam“ ist ein Deduktionsspiel in Echtzeit. Zwei Teams treten gegeneinander an, um drei Hinweise und das Zielfeld zu entdecken. Dabei erhalten sie Bilder als Hinweise, die sie deuten müssen, um das nächste, anzusteuernde Feld zu ermitteln. Treffen sie auf ihrer Irrfahrt dreimal auf die Polizei ist das Spiel verloren.

In dieser Galerie zeigen wir euch ein Beispiel zum Spielablauf:

Wir spielen "Shadows Amsterdam" in zwei Teams. Orange und Schwarz.
Die Hinweisgeber erhalten beide die passende Karte, auf denen Hinweise, Zielorte und Polizisten vermerkt sind. Dann geht es schon los. Da alles in Echtzeit abläuft, muss es nun schnell gehen.
Wir sind im Team Orange und erhalten dieses Bild von unserem Hinweisgeber.
Dieses soll einen Hinweis auf einen der umliegenden Orte geben. Dabei kann alles hinein interpretiert werden. Meinte der Hinweisgeber die Farbe? Die Stimmung? Personen? Wir wissen es nicht.
Nach Rücksprache gehen wir davon aus, dass der Hinweisgeber die Stimmung meinte. Eher leicht melancholisch angehaucht sieht dieses Feld aus, auf das wir ziehen. Ob wir recht hatten, wisse wir nicht, da der Hinweisgeber keine Rückmeldung dazu geben darf.
Als nächstes gibt er uns dieses Bild.
Erneut müssen wir uns für ein Feld entscheiden, das direkt an unseres angrenzt.
Wir hoffen mal, dass wir mit diesem Recht hatten.
Nun gibt uns unser Hinweisgeber diese zwei Bilder. Zuerst das linke, dann das rechte. Wir sollen also zwei Felder laufen.
Da wir das linke zuerst erhalten haben, gehen wir davon aus, dass dies der erste Schritt sein soll.
Bei beiden wirkt die Stimmung eher so, als ob Nacht wäre, also ziehen wir hierhin.
Beim zweiten tun wir uns etwas schwer. Aber wir raten einfach mal, dass er dieses meinte.
Später im Spiel landen wir auf diesem Feld. Der Hinweisgeber verdreht die Augen.
Wir wurden erwischt. Er legt einen Polizeimarker auf unsere Leiste. Haben wir den dritten gesammelt, haben wir verloren.
Schaffen wir es auf die richtigen Felder, sammeln wir Hinweise.
Haben wir drei Hinweise entdeckt und kommen auf eines der markierten Zielfelder haben wir gewonnen.

Vergeude keine Zeit mit Bitten!

(Ovid)

„Shadows Amsterdam“ ist mit seinem Echtzeitelement wie „Dixit“ auf Speed. Gemütlichkeit kommt keine auf, denn das andere Team ist gefühlt immer eine Nasenlänge voraus. Auch, wenn während des Spiels nicht gesprochen werden darf, baut sich innerlich dadurch ein gewisser Druck auf der nach einer Partie emotional befreit werden möchte. Hier wird dann diskutiert, was gemeint war, warum man das nicht erkennen konnte und welcher Zufall mitgespielt hat. Zufall übrigens nicht in Form von „ich füge mich dem Schicksal mit einem Würfel“, sondern dass die Spieler komplett anders, als geplant reagiert haben und dennoch ihr Ziel erreichten.

Dabei sollte man sich selbst einen Gefallen tun. Natürlich könnte man das Spiel aushebeln, indem man mit seinem Team gewisse Grundregeln der Tipps festlegt. Beispielsweise, dass man zuerst die Farbe, dann die Figuren und zuletzt die Aussage deuten sollte, um das richtige Feld zu finden. Aber durch die Mechanisierung nimmt man sich einen erheblichen Teil des Spielspaßes.

Vor allem mit Wenigspielern kann man mit „Shadows Amsterdam“ punkten. Hier bleibt es selten bei einer Partie, wobei man dann auch merkt, dass irgendwann die Luft raus ist und man sich auf ein anderes Spiel freut. Aber das ist dann einfach ein aktueller Grad der Übersättigung, den man ein paar Tage später wieder überwältigt hat.

Natürlich wird es das Spiel nicht schaffen Spielern, die mit dem Metier nichts anfangen können, vom Gegenteil zu überzeugen. Wer bei „Dixit“ und „Mysterium“ einen eiskalten Schauer auf dem Rücken bekommt, der braucht erst gar keinen Blick auf „Shadows Amsterdam“ werfen.

Positiv fallen natürlich auch die vielen Szenerien auf, die den Illustratoren gelungen sind. Es wirkt auf jedem Bild, als ob eine kleine Geschichte erzählt wird, was natürlich Absicht und dem Spiel selbst geschuldet ist. Aber dennoch finde ich es faszinierend.

„Shadows Amsterdam“ ist ein schönes Spiel mit eigenem Charme, dem etwas dickere Sichtschirme gut zu Gesicht gestanden hätten. Doch im Grunde genommen ist es nur ein Grundgerüst, das von den Spielern fordert es mit Leben zu füllen. So wird es, auch, wenn es für uns funktioniert hat, in anderen Gruppenkonstellationen genau das gegenteilige Bild ergeben.


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Shadows Amsterdam

Libellud


Autor: Mathieu Aubert
Dauer: ca. 15 – 25 Minuten
Spieler: 2 – 8
Schwierigkeit: Einsteiger

Anmerkungen

Shadows Amsterdam – Libellud – 2018 von Mathieu Aubert

  • Erscheint bei Libellud
  • Für 2 – 8 Spielende und dauert ca. 15 – 25 Minuten
  • Am besten geeignet für Einsteiger

Spielstil – Wertung

Christian:

7/10

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.

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Written by Christian Renkel
Christian liebt Brett- und Videospiele mehr, als ausreichenden Schlaf. Dabei ist ihm am wichtigsten, dass er in der jeweiligen Welt versinken kann. Egal, ob es die geschickte Mechanik oder die überkochende Emotion ist.

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