„Pillars of Eternity“ wurde bereits 2012 erfolgreich auf Kickstarter finanziert. Neben der Umsetzung für PC, PS4 und XBox gibt es nun eine Fassung für die Nintendo Switch. Das große Vorbild für das Rollenspiel ist offensichtlich „Baldurs Gate“, ein Spiel, welches mich bereits früher in seinen Bann gezogen hatte. Und so musste ich als alter Fan natürlich unbedingt einen Blick auf das Spiel werfen.
Doch worum geht es eigentlich? In „Pillars of Eternity“ existiert die Wiedergeburt. Heißt, nach dem Tod wird die Seele, ohne Wissen an das vorherige Leben, an einen neuen Körper gebunden. Wir selbst sind in einer Karawane nach Goldtal unterwegs, die überfallen wird. Als einzig Ãœberlebender müssen wir uns einem magischen Sturm stellen, der in uns eine Kraft erweckt. Mit dieser ist es uns möglich die Seelen von Menschen zu lesen. Zu sehen, was in vorherigen Leben passierte. Doch auch unsere eigenen, bisher verschütteten, Erinnerungen werden immer wieder freigesetzt. Aus Angst Wahnsinnig zu werden, suchen wir einen Weg dem ganzen nun Herr zu werden.
Die Natur gibt jeder Stimme der Seele eine Antwort.
(Wolfgang Menzel)
Im Spiel erkunden wir viele Orte. Dabei fällt Teil der Spielzeit natürlich auf Kämpfen ab. Diese laufen in Echtzeit ab, können jedoch jederzeit unterbrochen werden, um in Ruhe die nächsten Schritte zu planen. Man muss Resistenzen von Gegnern genauso beachten, wie ihren Standort, um siegreich aus den harten Kämpfen hervorzugehen. Theoretisch jedenfalls. Denn ein paar Probleme verhindern zumindest einen Teil dieses Aspekts. Nämlich der Versuch gegen die dämliche Wegfindung meiner Mitstreiter anzukämpfen, die sich gerne verheddern und sekundenlang gegen andere Charakter anlaufen, anstatt sich am Kampf zu beteiligen. Ein Stellungskampf, wie er auf dem PC mit der Maus gut durchführbar ist, ist auf der Switch nur etwas umständlich möglich. Parallel löse ich eine Spezialfähigkeit nach der nächsten aus, bis der Feind dann am Boden liegt. Oft sind Kämpfe ein eher unübersichtlicher Haufen. Es wäre toll gewesen die Kamera drehen zu können, um auch die hinteren Feinde einfach anzuwählen. So kommt es zu taktisch anspruchsvollen Kämpfen, die einen jedoch bei Steuerung und Wegfindung unnötige Steine in die Wege legen. Vor allem dann, wenn einer unserer Charaktere am Boden landet, nur, weil die anderen beiden Nahkämpfe lieber ihre Laufanimation abspielen, anstatt anzukommen.
Ein weiterer Hauptbestandteil des Spiels liegt natürlich bei der Erkundung und Gesprächen mit anderen Charakteren. Schließlich werden wir ohne Vorwissen in eine Spielwelt geworfen und müssen Stück für Stück erarbeiten, was denn in dieser Welt vor sich geht. Dabei kann es dann auch schon mal vorkommen, dass man Ereignisse auslöst, die man eigentlich nicht wollte. So gibt es zum Beispiel eine Nebenquest, in der ein Magier das Haus eines Bürgers besetzt hat und diesen gefangen hält und foltert. Eigentlich sollte man die Questreihe starten, indem wir mit der Verlobten sprechen und sie uns bittet das komische Verhalten ihres Geliebten zu untersuchen. Meine Gruppe ist zuerst in das Haus des besagten Opfers marschiert und ich wollte mich, wie überall, erst einmal umsehen und mit den Personen vor Ort reden. Nun weiß ich nicht, ob es ein Bug war, aber als meine Gruppe ein paar Schritte in das Haus gemacht hat, wurde ich plötzlich von allen anwesenden Söldnern und dem Magier angegriffen und musste mich meiner Haut erwehren. Dabei wäre es für unseren Bösewicht sinniger gewesen seine Rolle den fremden gegenüber aufrecht zu erhalten. Wir hätten keinen Verdacht geschöpft.
Ansonsten ist die Welt von „Pillars of Eternity“ eine erstaunlich erwachsen. Das Thema ist sehr düster gehalten und konfrontiert uns mit Themen und Gedanken, wie ich sie selten zuvor in einem Rollenspiel gesehen habe. Dabei existiert Brutalität nicht aus Gier nach Blut oder für Schockeffekte, sondern ist glaubwürdig in eine Welt integriert, in der die Menschen Angst vor der Zukunft haben. Im Spiel werdet ihr mit vielen Texten konfrontiert. Manche ausgeschmückt, wie ein Roman, manche kurz und prägnant gehalten. Aber allesamt sehr gut ins Deutsche übersetzt. Selten wirkt ein Satz verdreht oder fehlerhaft. Jedoch sollte man sich im Klaren sein, dass man im Verlauf des Spiels viel lesen wird und muss. Es gehört zum Spielerlebnis dazu. Wer das nicht möchte hat sich definitiv den falschen Titel ausgesucht.
In dieser Galerie findet ihr ein paar Situationen aus dem Spiel:
Es ist die Seele ein Fremdes auf Erden.
(Georg Trakl)
Obwohl die Bedienung nach einer kurzen Eingewöhnungszeit (zumindest außerhalb des Kampfes) gut von der Hand geht, gibt es immer wieder stellen, an denen sie hakt. Beispielsweise, wenn ihr über eine der Schulterasten durch eure einzelnen Charaktere schalten möchtet. Das klapp nur selten auf Anhieb. Aber es haben sich noch weitere Bugs ins Spiel geschlichen. Ein Best Of haben wir euch in dieser Galerie zusammengefasst:
So ist es auf Erden: Jede Seele wird geprüft und wird auch getröstet.
(Fjodor Michaeilowitch Dostojewski)
Christian meint:
„Pillars of Eternity“ hat mit diversen Problemen zu kämpfen. Unter anderem, dass die angekündigten taktischen Kämpfe durch ihre Knäuelbildung etwas an Reiz verlieren. Ich kenne Videos der PC-Version und erkenne dort massive Vorteile der Maussteuerung. Auch diverse Bugs sorgen dafür, dass man eine starke Selbstbeherrschung an den Tag legen muss, damit man seine Konsole nicht gegen die Wand wirf. Zusätzlich sorgen die vielen Ladebildschirme, die man während des Spiels zu Gesicht bekommen wird, dafür, dass man mehr als einmal einfach abbrechen möchte. Ihr startet das Spiel – Laden – Ihr geht in die Taverne, um euch mit nötigen Statusverbesserungen zu versorgen – Laden – Ihr geht aus der Taverne raus – Laden – Ihr begebt euch auf die Karte, die ihr weiter erkunden möchtet – Laden. Damit seid ihr dann schon mehrere Minuten ohne richtigen spielerischen Mehrwert versorgt. Wenn das Spiel dann zwischendurch noch abstürzt, geht die ganze Prozedur von vorn los.
Auf der Habenseite stehen eine düstere Spielwelt voller erwachsener Geschichten und eine Hauptstory, die nicht mit dem typischen: „Die Welt steht vor dem Untergang, wir sollten einen einzelnen Helden ausschicken das zu ändern.“ beginnt. Es gibt viel zu entdecken und zu beeinflussen. Dabei muss man sich jedoch auch auf die vielen Texte und Werte einlassen, die das Spiel zur Verfügung stellt.
Das Mikromanagement in der Inventarverwaltung hätte man etwas vereinfachen können. Das wirkt teilweise etwas fummelig, wie auch der Versuch der Ansteuerung der Hotspots im Spiel. Hier kann es leicht vorkommen, dass wir unseren Standort ändern müssen, um nahe nebeneinanderliegende Punkte erfassen zu können.
Vom Umfang her kann man sich jedoch nicht beklagen. Neben einer umfangreichen Hauptquest finden sich im Spiel interessante Nebenmissionen, Crafting, eine ausbaubare Festung, Gespräche mit unseren uns begleitenden Charakteren, und und und. Es wird nicht langweilig, da man immer wieder etwas Neues entdeckt und über lange Zeit sehr gut unterhalten ist. Außer natürlich der bei mir häufig vorkommende Bug des Spielabsturzes beim Wechsel der Karte bleibt bestehen. Denn dieser hat mir einen Großteil der Leidenschaft für das Spiel geraubt. Wenn jeder Kartenwechsel zur Zitterpartie wird und der Bug einem – wie zuletzt bei mir geschehen – das letzte Savegame löscht, muss man ziemlich masochistisch sein, um einfach weiter zu speilen
Ich hoffe, dass Obsidian noch die Fehler aus „Pillars of Eternity“ patcht und die Ladezeiten erheblich verkürzt. Denn dann wäre das Spiel ein perfektes Erlebnis. Ein Spiel für lange Bahnreisen und verregnete Herbstabende, welches den Fan von Rollenspielen der alten Schule lange fesseln wird.
Pillars of Eternity
Switch
Developer: Obsidian | |
Spieler: 1 | |
Sprache: Deutsche Texte, Englische Sprachausgabe | |
Schwierigkeit: Fortgeschritten |
Pillars of Eternity – Switch
- Erscheint bei Obsidian Entertainment
- Für Spielende und dauert
- Am besten geeignet für Fortgeschrittene
Spielstil – Wertung
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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