Als Kind hatte ich mein Wissen über Indianer genau aus zwei Quellen geschöpft. Durch Faschingsverkleidungen das Aussehen und durch Gus Bakus, dass Indianerhäuptling zu sein ein schwerer Beruf ist. Viel mehr weiß ich heute zwar auch nicht, aber dennoch sehe ich mich als perfekte Wahl, um einen Stamm zum Sieg zu führen. Zumindest mit „Wendake“ in der Form als Brettspiel.
Man muss die Arbeit so einrichten, dass sie die Menschen beglückt.
(Paul Ernst)
„Wendake“ in wenigen Worten zu erklären ist schwer. Denn als angehender Häuptling muss man nicht nur Nahrung und Biber sammeln, sondern diese auch richtig verwerten. Es gilt mit Fremden zu handeln, ohne sich Pocken einzufangen, lukrative Gebiete für sich zu vereinnahmen, den eigenen Stamm zu versorgen und die Tradition zu wahren. Zumindest laut „Wendake“. Dies sind nämlich die Siegpunktleisten, auf denen wir im Laufe des Spiels voranschreiten werden. Alle durch eigene Anforderungen. Während man Kampfpunkte durch Area Control sammelt, bildet man auf der Maskenleiste Pokerblätter. Wenn man auf der Handelsleiste voranschreiten möchte, muss man geschickt mit Rohstoffen jonglieren und für die Ritualleiste immer für genügend gesunde Mitglieder im eigenen Stamm sorgen.
Dabei macht einem auch die Aktionsauswahl Kopfzerbrechen. Denn wir können uns nicht ganz frei entscheiden, sondern müssen von unserem Tableau eine Reihe, Spalte oder Diagonale wählen, in der wir dieser Runde agieren möchten. Doch damit nicht genug, das Tableau ist variabel und während die unterste Reihe rausfliegen wird, kommen verbesserte Plättchen mit weiteren Aktionen zufällig von oben hinein.
Nach sieben Runden ist Schluss. Wer dann auf den passenden Leisten die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt. Wobei in jedem Kategorienpaar jeweils nur die niedrigsten zählen. Gus Bakus hatte also doch recht. Alles nicht so einfach als Häuptling.
In dieser Galerie findet ihr ein paar Runden als Beispiel zum Ablauf des Spiels:
Auf komplexe Fragen gibt es oft überraschend einfache Antworten.
(Tom Borg)
Christian meint:
Ich hatte so meine Probleme mit „Wendake“ warm zu werden. Das begann schon bei der für das normale Lesen etwas suboptimalen Anleitung. Hier hatte ich ein paar Anläufe und das komplett aufgebaute Spiel gebraucht, um zu verstehen, was Placentia Games eigentlich von mir möchte. Dabei ist „Wendake“ als Spiel lustigerweise nicht einmal ein Regelmonster oder schwer Verständlich. Im Grunde sind alle Aktionen sehr klar und einfach zu verinnerlichen. Doch dann kommt die nächste Hürde. Was tu ich hier denn überhaupt? Zumindest war meine erste Partie geprägt von Momenten der Planlosigkeit und Aha-Erlebnissen. Stück für Stück entblätterte sich das Spiel. So war die erste Partie dann in Ordnung, aber richtig Spaß hatte ich erst nach dem dritten Mal und dann hatte mich das Spiel in den Bann gezogen.
„Wendake“ ist im Herzen zwar ein Euro-Spiel, jedoch keines von der rein solitären Sorte. Man wird im Verlauf immer wieder mit seinen Mitspielern konfrontiert. Über die komplette Partie erstreckt sich ein stetes Rangeln um die Gebiete. Obwohl ich Area-Control-Spiele selten mag (sagen wir, wie es ist. Ich bin einfach schlecht in dieser Gattung), hat mich der Aspekt hier nicht zu sehr gestört. Es gibt immer einen Weg die nötigen Punkte abzuschöpfen, man muss nur sein Hirnschmalz entsprechend anregen. Da ist es natürlich dann auch nicht verwunderlich, dass, was im Spiel zu zweit zeittechnisch optimal funktioniert, mit jedem weiteren Spieler natürlich ausufernder werden kann. Denn für Grübeleien gibt es genügend Gründe.
Es mag zwar auf den ersten Blick nicht so wirken, aber „Wendake“ weist auch gewisse Glücksfaktoren auf, die durch die Aktionsplättchen ins Spiel kommen. Am Ende des Zuges darf sich jeder Spieler ein neues Plättchen aus der Auslage aussuchen, die danach wieder aufgefüllt wird. Normalerweise findet man immer etwas, aber es kam eben auch vor, dass der erste Spieler etwas nehmen musste, was ihm nicht so richtig passte, nur um ein neues Plättchen aufzudecken, welches perfekt zu ihm gepasst hätte. Zusätzlich kann einem das zufällig einsortieren in das eigene Raster auch einen Strich durch die Rechnung machen. Wobei ich auch eines klar sagen muss. Mich persönlich störte keiner der beiden Faktoren. Ich sah es eher als Ansporn an, das Beste aus meinen Möglichkeiten zu machen. Aber dennoch ist der Glücksfaktor vorhanden.
Was jedoch richtig übel war, waren die Bögen mit den Pappmarkern. Diese waren nirgends sauber gestanzt, so dass ich unbedingt dazu rate mit einem scharfen Messer nachzuhelfen und nicht einfach auszudrücken. Ihr werdet sonst unliebsame Risse und Verformungen im Material haben.
„Wendake“ ist ein unterhaltsames Spiel, das einen fordert ohne zu überfordern. Ein Titel, der Anlaufschwierigkeiten haben kann, aber von Partie zu Partie besser wird. Sobald alle Spieler wissen, was sie tun hat das Spiel eine angenehme Spieldauer und Geschwindigkeit. Ein Spiel mit einer angenehmen Tiefe, die nicht über komplizierte Regeln erkauft wurden. Von mir gibt es für Fans des Genres eine ganz klare Empfehlung.
Bei diesem Link handelt es sich um einen Affiliate Link. Mit einem Klick darauf unterstützt ihr Spielstil.net mit einer kleinen Provision bei Käufen über Amazon.de. Es entstehen euch dadurch keine Kosten. Mehr Informationen dazu findet ihr in unserer Übersicht zur Transparenz.
Wendake
Placentia Games
Autor: Danilo Sabia | |
Dauer: 20 – 30 Minuten je Spieler | |
Spieler: 1 – 4 | |
Schwierigkeit: Fortgeschritten |
Wendake – Placentia Games – 2017
- Erscheint bei Placentia Games
- Für 1 – 4 Spielende und dauert 20 – 30 Minuten je Spieler
- Am besten geeignet für Fortgeschrittene
Spielstil – Wertung
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
Mehr Informationen zu Affiliate Links und Rezensionsexemplaren findet ihr in unserer Übersicht zur Transparenz und in den Bestimmungen zum Datenschutz.