Letztes Jahr besuchte ich mit meinem Sohn auf einem Schulausflug eine Veranstaltung des Münchner Sinfonieorchesters. Dort wurde die Peer Gynt Suite auf kindgerechte Weise aufbereitet und vorgeführt. Dabei durfte natürlich „In den Hallen des Bergkönigs“ nicht fehlen. Unterlegt wurde das Lied mit einem kleinen Troll-Reim, der einem noch Tage später im Kopf herumspukte. Ich hatte Glück, als ich ihn wieder beiseite räumen konnte. Zumindest so lange, bis ich angefangen hatte „Trollfjord“ zu spielen. Und so hämmere ich nun im Takt des Reimes auf den beigelegten Turm.
Mit heißen Tränen wirst du dich dereinst Heim sehnen nach den väterlichen Bergen.
(Friedrich Schiller)
Die namensgebenden Obertrolle marschieren in „Trollfjord“ auf einer Leiste um den Spielplan. Dadurch lösen die Spieler Aktionen aus. Diese beschränken sich auf das Einsetzen ins oder Verschieben von Trollen auf dem Spielfeld. Sind alle Bedingungen erfüllt, darf ein Spieler zusätzlich auf den beiliegenden Turm hämmern. Fallen dabei zu viele Edelsteine heraus, ist der Bergkönig erzürnt. Doch ist er sanftmütig, dürfen wir einen anliegenden Punktemarker nehmen. Das Spiel endet, wenn ein Spieler alle Punktefelder belegt hat. Dann gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.
In dieser Galerie zeigen wir euch ein Beispiel zum Spielablauf:
Man muss nicht alle Berge ebnen wollen.
(Sprichwort)
„Trollfjord“ versucht einen gefährlichen Spagat. Wir haben einen Einsetzmechanismus, der nur auf den ersten Blick relativ einfach und beliebig aussieht. Dazu ein Gimmick in Form eines Turms, auf den geklopft wird. Kombiniert wird beides mit einem Regelwerk, das vom Umfang und den Details relativ weit von der Zielgruppe Familienspielern entfernt ist. Das Spiel setzt sich damit irgendwie zwischen so ziemlich alle Stühle und weiß nicht ganz genau, was es will.
Dennoch würde ich es am ehesten als Familienspiel kategorisieren. Auch, wenn vielen von ihnen beim Regelwerk die Puste ausgehen könnte. Diverse Formulierungen und die Länge benötigen schon ein gewisses Maß an Arbeit, um sich ins Spiel hinein zu fuchsen. Nicht, dass das Spiel arg schwer wäre, aber an der einen oder anderen Stelle merkt man schon, dass Regeln nur eingeschoben wurden, dass das Spiel nicht kippt. Das ist fürs erste erlernen dann eine Hürde, die genommen werden möchte, selbst, wenn es während der Partie schnell in Fleisch und Blut übergeht gibt es viele Möglichkeiten Regelfehler zu begehen.
Das Spiel selbst hat eine angenehme Länge und bietet gewisse taktische Entscheidungen, die dazu führen, dass wir schön Pläne schmieden und uns beim Gegner einnisten können, um von seiner harten Arbeit zu profitieren. Hier kommen dann auch Mehrheiten und Platzierungen ins Spiel, die beachtet werden müssen. Wer das beherrscht, tut sich mit dem Sieg leichter. Hier ist dann auch die große Stärke von „Trollfjord“, denn trotz der kindlichen Aufmachung sollte wohl überlegt werden, was man macht. Eine Stärke, aber dann auch ein zweischneidiges Schwert. Vor allem, wenn man mit Kindern spielt und sie wieder an der Nase herumführt, sind diese nicht allzu begeistert.
Kommen wir noch zum Turm. Die Idee dahinter ist ja wirklich ganz nett. Optisch ist er natürlich ein Highlight und bringt auch ein „Push-your-Luck“ Element mit ins Spiel. Gleichzeitig ist er vollkommen unberechenbar, da ich nie weiß, wie hoch das Risiko mit dem nächsten Schlag wirklich ist. Es wirkt dabei fast wie ein Fremdkörper. Spielerisch werden hier natürlich eher Kinder angesprochen, die eine wahre Freude daran haben auf den Turm einzuschlagen.
Somit ist „Trollfjord“ ein Spiel, das seine Sache weder besonders gut, noch schlecht macht. Es ist durchaus unterhaltsam, jedoch wird ein Mitspieler benötigt, der sich einarbeiten möchte.
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Trollfjord
Zoch
Autor: Eilif Svensson, Kristian A. Østby | |
Dauer: ca. 45 – 60 Minuten | |
Spieler: 2 – 4 | |
Schwierigkeit: Einsteiger bis Fortgeschrittene |
Anmerkungen
Trollfjord – Zoch – 2018
- Erscheint bei Zoch
- Für 2 – 4 Spielende und dauert ca. 45 – 60 Minuten
- Am besten geeignet für Einsteiger
Spielstil – Wertung
Hinweis:
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