Wer schon immer mal die kleine Kneipe besitzen wollte, der hat mit den „Tavernen im tiefen Thal“ die Möglichkeit sein gastronomisches Geschick unter Beweis zu stellen. Gleichzeitig erfährt man dabei, was es bedeutet, wenn Mitarbeiter ausfallen oder zahlungsfreudige Kunden ausbleiben, weil die Tische von „ein Spezi bitte“ Gästen verstopft werden. Ob ihr nach dem Spiel weiterhin den Traum von der Bewirtung habt, sagen wir euch im Fazit.
Die kleine Kneipe in unserer Straße, da fragt dich keiner, was du hast oder bist.
(Peter Alexander)
Die „Tavernen im tiefen Thal“ sind ein Deckbuilder mit Tableau und Würfelglück. Stück für Stück bauen wir unser Deck dabei um Mitarbeiter und Gäste aus, welche sich beide von unterschiedlichen Rohstoffen (Geld oder Bier) angezogen fühlen. Außerdem will die Taverne natürlich ausgebaut werden, um weitere Vorteile zu nutzen, sowie Adlige anzulocken. Letztere sind gerne unter sich, so dass sie nicht nur Siegpunkte, sondern einen Haufen Geld bringen können. Nach acht Runden ist das Spiel vorbei und es gewinnt zur Abwechslung mal der Spieler, der die meisten Punkte gesammelt hat.
In dieser Galerie findet ihr ein paar Runden als Beispiel zum Ablauf des Grundspiels:
Es gibt kein Bier auf Hawaii, es gibt kein Bier, drum fahr ich nicht nach Hawaii, drum bleib ich hier.
(Paul Kuhn)
Christian meint:
War ich zur Spielwarenmesse in Nürnberg noch ziemlich berauscht, was die „Tavernen im tiefen Thal“ anging, ernüchterte ich bei der ersten Partie Stück für Stück. Klar ist es ein nettes Spiel, aber dennoch ist nach einer Partie der Spielehunger nicht so richtig gestillt. Dabei mag ich vor allem die Aufmachung des Titels. Ich mag es das Tableau zu puzzeln, ich mag die Optik meiner Taverne, die Gäste, sowie die Idee mit dem Gästebuch (Modul 5) an sich. Man merkt, dass viel Liebe zum Detail im Spiel steckt, aber dennoch holt einen die reine Mechanik nicht so recht ab.
Was mich hier am meisten störte war, dass es im Grunde genommen ein reines Solitärspiel ohne jegliche Interaktion ist. Ohne Interaktion? Nein, ein kleines Detail kämpft genau gegen dieses an. Ich kann mir auch vorstellen, wie Schmidt Spiele sich an Wolfgang Warsch gewandt hat und meinte: „He Wolfgang, tolles Spiel, aber die Spieler haben ja überhaupt nichts miteinander zu tun.“ Und Wolfgang antwortete: „Moment… kleine Änderung… Wenn sie einen Würfel genommen haben, sollen sie einfach die anderen Würfel weitergeben. Dice-Drafting war doch immer toll und ihr könnt so lustige Bierdeckel in das Spiel packen.“ Klingt ja auch ganz nett, aber das ist wieder ein Punkt, an dem das Spiel eher ins Stocken gerät und kaum bereichert wird. Vielmehr hätte es mehr Möglichkeiten gebraucht, um Würfel und das eigene Deck zu manipulieren. Klar muss eine gewisse Schwierigkeit geboten werden, jedoch sollten meiner Meinung nach Aufbauspiele gezielt beeinflusst werden können. Dabei sind Ansätze vorhanden, aber hier hätte man ruhig einen Schritt weitergehen können.
Die Module zwei und drei sind in Ordnung, wobei sie einen auch nicht wirklich fordern. Etwas Komplexität kommt durch die Module vier und fünf ins Spiel. Dennoch haben die Entscheidungen, die man zu treffen hat, immer noch nicht den Stellenwert, wie ein glückliches Händchen beim Ziehen der Karten und Erhalten von Würfeln. Es gibt nicht wenige Momente, in denen man sich eher gespielt fühlt, als dass man durch seinen freien Willen etwas bewirken konnte. Egal, ob die Auswirkungen positiv oder negativ sind, eigene Entscheidungen müssen sich wichtig anfühlen.
Dabei spielen sich die „Tavernen im tiefen Thal“ ansonsten recht fluffig. Zumindest mit insgesamt zwei Spielern. Dann ist eine Partie zügig vorbei und entwickelt dabei das genau passende Tempo im Ablauf. In voller Besetzung zieht sich das dann eher wie ein Kaugummi. Außerdem, und auf den Aspekt hat mich erst ein Mitspieler gebracht, bringt das Spiel einen dazu in der letzten Runde gar nicht mehr zu verfolgen, was die anderen machen, sondern sofort Punkte zu zählen, wenn der eigene Zug vorbei ist. Spielen sollte dann doch eher immer noch ein Miteinander sein.
Die „Tavernen im tiefen Thal“ sind für mich weiterhin ein nettes Spiel, dem es etwas an Würze und Emotion fehlt, um häufiger auf dem Tisch zu landen. Der Spannungsbogen im Aufbau einer Gaststätte funktioniert immer dann, wenn Fortuna einen beglückt. Für ein besseres Spielerlebnis fehlen mir die Entscheidungen, die sich wichtig anfühlen. Diese hätte man durch erweiterte Manipulationen von Würfeln und des eigenen Decks sicherlich einbauen können. Natürlich würde ich mich einer weiteren Partie nicht verwehren, aber irgendwie hatte ich mir einfach mehr erhofft.
Bei diesem Link handelt es sich um einen Affiliate Link. Mit einem Klick darauf unterstützt ihr Spielstil.net mit einer kleinen Provision bei Käufen über Amazon.de. Es entstehen euch dadurch keine Kosten. Mehr Informationen dazu findet ihr in unserer Übersicht zur Transparenz.
Tavernen im tiefen Thal
Schmidt Spiele
Autor: Wolfgang Warsch | |
Dauer: 15 – 20 Minuten je Spieler | |
Spieler: 2 – 4 | |
Schwierigkeit: Fortgeschrittene |
Anmerkungen
Tavernen im tiefen Thal – Schmidt Spiele – 2019
- Erscheint bei Schmidt Spiele
- Für 2 – 4 Spielende und dauert 15 – 20 Minuten je Spieler
- Am besten geeignet für Fortgeschrittene
Spielstil – Wertung
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
Mehr Informationen zu Affiliate Links und Rezensionsexemplaren findet ihr in unserer Übersicht zur Transparenz und in den Bestimmungen zum Datenschutz.