Meine aktive Zeit als Rollenspieler ist zwar schon gefühlt ein komplettes Leben her, aber dennoch erinnere ich mich immer noch an vieles davon. Ein Punkt, den ich in jungen Jahren als Frischling betrieben habe, mag auf meinen damaligen Spielleiter befremdlich gewirkt haben. Man hat, wenn man einen neuen Charakter erschaffen hat, einfach so lange gewürfelt, bis die Werte phänomenal waren. Vollkommen regelkonform natürlich und nur mit viel Lebenszeit finanziert. „Roll Player“ setzt genau dort ein. In der Charaktergenerierung.
Doch im Gegensatz zu meiner alten Gewohnheit, hat man nur eine Chance die passenden Werte zu erhalten. Zum Glück gibt es hier mehr Manipulationsmöglichkeiten. Doch, kann ein Spiel, mit dieser Thematik, Spaß machen?
Ein gebildeter Charakter nimmt wie eine glattpolierte Mauer nicht leicht Flecken an.
(Wolfgang Menzel)
Jeder Spieler erhält in „Roll Player“ einen Charakter mit zufälliger Gesinnung und Vorgeschichte. Nun gilt es im Attributsraster passende Würfel zu platzieren. Jedes Attribut bietet dabei eine andere Möglichkeit der Einflussnahme. Doch auch die Initiative und der Markt sollten nicht aus den Augen gelassen werden, wenn man siegreich sein möchte. Sind alle Felder besetzt, wird abgerechnet. Je mehr Vorgaben erfüllt wurden, desto mehr Punkte gibt es. Und nur der Spieler mit den meisten Punkten kann gewinnen.
In dieser Galerie zeigen wir euch eine Runde als Beispiel zum Spielablauf:
Denn der Weg zu einem guten Charakter ist niemals zu spät.
(Lucius Annaeus Seneca)
Der Nerd in mir sprang begeistert auf und ab, als ich das erst Mal von „Roll Player“ hörte. Auch die erste Materialsichtung und Charakterzusammenstellung machte einfach Spaß, da an allen Ecken und Enden lustige Referenzen zum Rollenspiel zu finden sind. So beschwingt ging es an die erste Partie. Das Spiel selbst ist recht schnell erklärt. Es gibt keine Fülle an Sonderregeln für spezielle Spielsituationen. Das Regelwerk ist ziemlich geradeaus und logisch im Aufbau. Zuerst fühlte es sich auch noch gut an, doch die Ernüchterung folgte, als man merkte, dass das Spiel eigentlich keine wirklichen Überraschungen hatte. Gefühlt lief man ohne Umwege von A nach B. So war es dann auch nicht allzu verwunderlich, dass wir alle Siegpunkttechnisch recht nah beieinanderlagen. Das Glück, so schien es, war wichtiger, als alle getroffenen Entscheidungen.
Auch die Folgepartien offenbarten zwei Dinge. Das Spiel fühlt sich für das gebotene einfach zu lang an. Außerdem gibt es selten Ausreißer, was die Siegpunkte angeht. In unseren Testpartien hatte es sich nie so angefühlt, dass der Sieger besonders gute Entscheidungen getroffen hätte. Vielmehr, dass es beinahe egal ist, was du tust. Beinahe, weil es dann doch das ein oder andere zu beachten gibt, um nicht komplett abgeschlagen zu sein. Aber die Grundlagen sind recht offensichtlich. Platziere deine Würfel passend zu seinen Vorgaben und kauf dir vom Markt, was am Spielende die meisten Punkte geben wird. Keine Entscheidungen zwischen Pest und Cholera. Kein Abwägen, was nun wirklich zielführend ist.
Dabei ist das komplette Spiel sehr liebevoll gestaltet. Die Grafiken sehen durchgehend toll aus. Das Material wirkt sehr wertig und fordert einen direkt dazu auf sofort spielen zu wollen.
Auch, wenn es sich oben etwas enttäuscht anhört ist „Roll Player“ natürlich kein kompletter Reinfall, aber eben auch nicht interessant genug, um aus dem Mittelmaß hervorzustechen. Hier reicht ein einmaliges Thema leider nicht, um das Spiel komplett zu tragen. Mir fehlen die Momente, in denen ich durch gute Entscheidungen besser vorankomme, als meine Gegner. Mir fehlt die Spannung, bis zum Ende zu fiebern, ob mein Plan tatsächlich aufgeht. Mir fehlt vor allem eines, richtige Emotionen. Diese kann „Roll Player“ mit seinem abstrakten Spieldesign leider nicht hervorrufen. Und so hat sich Partie für Partie ein Bild bei mir abgezeichnet. Das Spiel ist ok, aber ich muss es nicht unbedingt spielen.
Roll Player
Pegasus
Autor: Keith Matejka | |
Dauer: 45 – 90 Minuten | |
Spieler: 1 – 4 | |
Schwierigkeit: Einsteiger – Fortgeschritten |
Anmerkungen
Roll Player – Pegasus – 2018
- Erscheint bei Pegasus Spiele
- Für 1 – 4 Spielende und dauert 45 – 90 Minuten
- Am besten geeignet für Einsteiger
Spielstil – Wertung
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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