Dem Schwaben wird im Grunde genommen dasselbe nachgesagt, wie dem Schotten. Beide seien sehr sparsam und haben lustig klingende Nachnamen. Als Allgäuer Distanziere ich mich natürlich davon, dass wir Schwaben wären (ja, ich weiß… wir liegen im Regierungsbezirk Schwaben), aber dennoch kann ich nicht abstreiten, dass mir Schotten irgendwie sympathisch wären. Vor allem die auf dem Cover von „Kilt Castle“. Klischeehaft, aber dennoch irgendwie nett. Wie ein Onkel von mir, wodurch das Cover irgendwie heimische Gefühle weckt, obwohl wir für Löcher, nicht für Türme bekannt sind. Also, auf zu den Kiltträgern und Türme bauen.
Auch der höchste Turm fängt ganz unten an.
(aus China)
In „Kilt Castle“ versuchen wir möglichst, große, zusammenhängende Flächen mit unseren Türmen zu versehen. Damit das nicht zu leicht gelingt bestimmen Karten, wer nun bauen darf. Ist eine Karten-Reihe leer wird ein Zahltag ausgelöst, bei der jeder eine Belohnung für die größte von ihm bedeckte Fläche erhält. Das Spiel endet, wenn ein Spieler keine Türme mehr hat. Es kommt zu einer letzten Wertung und der Spieler mit dem meisten Geld gewinnt.
Einen bebilderten Spielablauf findet ihr in dieser Galerie:
Türme misst man an ihrem Schatten, große Männer an ihren Neidern.
(aus China)
„Kilt Castle“ ist ein nettes Spiel für Zwischendurch. Die Regeln sind einfach und schnell erklärt. Dennoch hat das Spiel eine gewisse, wenn auch nicht enorme Tiefe, die es einem immer wieder erlaubt taktisch interessante Entscheidungen zu fällen. Gleichzeitig kann es aber auch gut vorkommen, dass man sich durch das Spiel oder seine Gegner gespielt fühlt. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem man ausbricht und seinem Mitspieler zeigt, wer denn den Tanz tatsächlich führt. Zumindest für wenige Schritte.
Somit stehe ich dem Spiel etwas zwiegespalten gegenüber. Auch, wenn ich meine Freude mit dem Spiel hatte, konnte ich den Spaß meiner Mitspieler nicht immer so ganz nachvollziehen. Was vielleicht daran lag, dass ich bevorzugtes Opfer war. Denn „Kilt Castle“ lädt fast schon dazu ein, einzelne Sündenböcke auszusuchen, die man immer wieder unterdrückt. Ist man einmal durch einen solchen Strudel nach unten gezogen worden, befreit man sich normalerweise nicht mehr daraus. Zumindest nicht, wenn man nicht mindestens einen Gegner hat, der die Seite wechselt. Die Befriedigung, zu sehen, wie sich die eigenen Türme wieder ausbreiten, ist dann mit einem Gefühl der Königsmacherei unterlegt. Also des unterstützen eines führenden Spielers, damit dieser noch die letzten Punkte zum Sieg herausholt.
Das sind natürlich Gedanken einen Vielspielers, die beim normalen Familienspielern nicht auftreten. Dadurch schließt sich nun der Kreis wieder, denn das Spiel ist auf sie ausgerichtet (das meine ich nicht wertend, ich würde mich selbst niemals als was „Besseres“ ansehen). Diese genießen das Spiel einfach, ohne sich derart zu verbeißen. Sie mögen es sich gegenseitig eins auszuwischen. Und, wenn mal jemand extrem in den Matsch gedrückt wurde, macht es nichts, dann spielt man es eben sofort nochmals. Denn das Spiel ist schön und kurzweilig. Das kann ich verstehen und trotz obiger Überlegungen bin ich dennoch gerne immer wieder mal dabei. Und irgendwann gewinne ich dann bestimmt auch mal. Hoffentlich.
Kilt Castle
Zoch 2016
Autor: Günter Burkhardt |
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Dauer: ca. 15 – 20 Minuten |
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Spieler: 2-4 | |
Schwierigkeit: Einsteiger |
Anmerkungen
Kilt Castle – Zoch – 2016
- Erscheint bei Zoch
- Für 2-4 Spielende und dauert ca. 15 – 20 Minuten
- Am besten geeignet für Einsteiger
Spielstil – Wertung
Hinweis:
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