Man könnte sagen, dass „Clans of Caledonia“ ein Kickstarter-Hype-Titel war. Eine Zeitlang war das Spiel in aller Munde. Jeder wollte es haben. Und so war die Neugierde, wie sich die Symbiose aus verschiedenen, berühmten Spielen denn anfühlen wird, natürlich groß.
Die Auslieferung ist zwar schon etwas her, doch Paul hat sich Zeit gelassen und erst einmal viele Partien gespielt, bevor er sich ein endgültiges Urteil bilden wollte. Was ist also vom überschwänglichen Anfang geblieben?
Das Eis macht Flüsse im Winter begehbar und Whisky im Sommer trinkbar.
(Werner Mitsch)
Jeder Spieler verkörpert in „Clans of Caledonia“ einen eigenen, schottischen Clan. Man breitet sich auf dem Spielfeld mit verschiedenen Arbeitern und Rohstoffbetrieben aus, handelt am Markt und erfüllt Aufträge. Dabei sammelt man auf viele Arten Siegpunkte. Nach fünf Runden kommt es zu Endabrechnung und der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.
In dieser Galerie findet ihr eine komplette erste Runde des Spiels:
Was Butter und Whisky nicht heilen, dafür gibt es keine Heilung.
(Sprichwort)
Paul meint:
„Clans of Caledonia“ bietet einige Möglichkeiten Siegpunkte zu sammeln. Die große Punkteausbeute wird aber von den Aufträgen dominiert. Das Spielgeschehen fokussiert sich dadurch sehr schnell auf genau diesen Punkt. Dabei darf man hoffen, dass Aufträge in die Auslage kommen, die gut zum bereits eingeschlagenen Weg passen. Das beschert „Clans of Caledonia“ einen nicht unerheblichen Zufallsfaktor. Durch Handel oder die Häfen kann dieser zum Teil ausgeglichen, aber nicht komplett beseitigt werden.
Das Spiel nimmt einen mit den Aufträgen und den individuellen Clan-Eigenschaften stark an die Hand. Die grobe Richtung ist offensichtlich, so dass relevantere Spielentscheidungen eher auf der taktischen Ebene stattfinden. Durch die Möglichkeiten des Handels stellt sich ein eher gefälliges Spielgefühl ein. Mangel herrscht kaum, ein Plan B oder C ist fast immer möglich. Das Spielgefühl unterscheidet sich dadurch deutlich vom großen Vorbild „Terra Mystica“, das merklich strategischer und gnadenloser daherkommt.
„Clans of Caledonia“ spielt sich für mich ungefähr auf dem Niveau eines typischen Kennerspiels, beziehungsweise leicht darüber. Hier kommen wir dann auch zu meinem größten Kritikpunkt. Rein von den Regeln her wirkt „Clans of Caledonia“ weitaus komplizierter. Beim Erklären des Spiels fällt das weniger auf, wenn die Mitspieler bereits „Terra Mystica“ kennen. Hier ist durch die zahlreichen bekannten Parallelen ein schnelles Erklären möglich. Fehlen diese Kenntnisse sind die Regeln im Verhältnis zum leichteren Spielgefühl recht umfangreich. Dabei wirken sich viele Regeldetails auch nur marginal auf das Spielgefühl aus.
Nehmen wir als Beispiel die Rundenbonusse. Bei „Terra Mystica“ können diese so hohe Punktzahlen abwerfen, dass es sinnvoll sein kann, gezielt darauf zu spielen. Bei „Clans of Caledonia“ wird dieses Element von den starken Aufträgen dominiert. Die Aufträge werfen so viele Punkte ab, dass es nicht sinnvoll ist zugunsten eines Rundenbonus die Strategie zu ändern. Man freut sich also, wenn der Rundenbonus zum, durch Aufträge und Claneigenschaften geführten, Spiel passen. Wesentliche spielerische Auswirkungen liegen hier kaum vor, so dass es sich um eine Spielkomponente handelt, die zwar die Komplexität etwas aufbläht, spielerisch jedoch zu wenige Auswirkungen hat, als dass man nicht darauf verzichten könnte.
„Clans of Caledonia“ ist für mich damit ein Spiel, dass sich an Expertenspieler richtet, die auch mal wieder ein „leichteres“ Spiel auf den Tisch haben wollen. Hier bietet sich durch die Claneigenschaften auch etwas mehr Abwechslung, als dies sonst häufig bei Kennerspielen der Fall ist. Sofern man sich nicht zu sehr an den Vorgaben durch die Aufträge stört. Für weniger ambitionierte Spieler ist mir „Clans of Caledonia“ letztlich zu kompliziert.
Für meinen eigenen Spielegeschmack ist mir „Clans of Caledonia“ zu gleichförmig. Die Claneigenschaften bieten zwar etwas Varianz, sind aber recht offensichtlich zu spielen. Letztlich hangelt man sich immer an den Aufträgen entlang. Für ein paar Partien hat es mir Spaß bereitet, ist auf Dauer jedoch im Aufbau zu eintönig.
Clans of Caledonia
Karma Games
Autor: Juma Al-JouJou | |
Dauer: ca. 30 – 120 Minuten | |
Spieler: 1 – 4 | |
Schwierigkeit: Fortgeschrittene bis Profis |
Anmerkungen
Clans of Caledonia – Karma Games – 2017
- Erscheint bei Karma Games
- Für 1 – 4 Spielende und dauert ca. 30 – 120 Minuten
- Am besten geeignet für Fortgeschrittene
Spielstil – Wertung
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar selbst gekauft.
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