Ein kleiner Ratschlag vorab. Wenn ihr Fieber habt ist kein guter Zeitpunkt um die Anleitung für „Arler Erde“ zu lesen. Das klappt nicht. Ich habe es ausprobiert. Selbst zwei Tage später, auf dem Weg der Besserung hat es einfach nicht funktioniert. Was nicht daran liegt, dass die Anleitung schwer verständlich ist. Aber allein die Menge an Details überfordern einen in dieser Phase einfach, egal, wie fit man sich fühlt.
Ansonsten war ich schon länger daran interessiert einen Brettspielausflug nach Arle zu machen. Auch, wenn uns knapp 850 km Autofahrt trennen, hat mich das Spiel angesprochen. Ein Bauernhofspiel, das einsteigerfreundlicher sein soll, als Agricola (welches ich immer noch nicht sonderlich mag), das musste ich einfach ausprobieren.
Clock Acht, Dach erwacht!
(http://www.reiseland-niedersachsen.de/plattdeutsche-sprueche)
„Arler Erde“ spielt man entweder allein oder zu zweit. Jeder Spieler bewirtschaftet seinen eigenen Hof, liefert Waren, verlegt Deiche und vieles, vieles mehr. Dabei darf man die Ernährung nicht aus dem Auge lassen. Nach 9 Aktionsphasen wird abgerechnet. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt das Spiel.
Bebilderte Beispielszüge findet ihr in dieser Galerie:
Trau kien Oss van vörn, kien Perd van achtern un kien Minsk üm die to!
(http://www.reiseland-niedersachsen.de/plattdeutsche-sprueche)
Nach einigen Runden „Arler Erde“ kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass ich das Spiel mag. Es ist zugänglich, bietet einen gewissen Flair, in dem man sich wieder finden kann. Alles ist logisch aufgebaut. Wenn ich Lederkleidung herstellen möchte brauche ich eben Tierhäute, welches ich Gerbe und dann weiterverarbeiten lasse. Gleichzeitig finde ich gut, dass es eigentlich keine wirklich sinnlosen Aktionen gibt, die einen schlechten Spieler strafen. Ich weiß, das mögen viele anders sehen, aber das ist einer der Gründe, warum ich „Agricola“ einfach nur als anstrengend empfand. Dabei ist das Spiel dann auch von den Aktionen nicht so überladen, wie „Ein Fest für Odin“. Alles ist gestrafft und verschafft so sogar Anfängern im Rosenbergschen Metier die Möglichkeit rein zu schnuppern. Natürlich wird man auch mit „Arler Erde“ keinen „Phase 10“ Fan bekehren können, aber auch fortgeschritten Spieler nicht heillos überfordern.
Die Komponenten fühlen sich dabei recht wertig an, trotz der schier immensen Flut an Pappteilen, die einen erwartet. Ein klein wenig Geschick ist dennoch gefragt. Schließlich wollen bestimmte Spielsteine und Kühe beklebt werden. Und das nicht zu wenige. Zum Glück nur einmal. Denn wir haben 20 Rinder im Spiel. Alle beidseitig zu bekleben. Aber was wäre ein Farmspiel denn schon ohne schöne Holz-Tierfiguren? Zusätzlich zum Regelwerk haben wir dann noch ein Begleitheft über Ostfriesland, welches ich aber nur durchgeblättert habe.
Erwähnt werden muss die fast schon fehlende Interaktion zwischen den Spielern. „Arler Erde“ spielt man Gemeinsam-Einsam. Außer Aktionen/Häuser wegschnappen haben die Spieler keinerlei Einfluss aufeinander. Das ist jetzt nichts, was mich maßgeblich stören würde, weil ich mich dennoch gut unterhalten fühle. Aber neben mir gibt es genügend Spieler, die eben solches ablehnen.
Wenn jetzt der Aufbau nicht so fitzelig und zeitintensiv wäre, würde ich „Arler Erde“ häufiger solo auspacken. Ich mach das dennoch immer wieder, wenn ich meinen inneren Schweinehund überwinden kann, weil es einfach schön zu spielen ist. Das Belohnungszentrum wird ständig angesprochen. Und mit jedem Mal verbessere ich mich wieder ein weiteres, kleines Stück. Aktuell liege ich bei meinem persönlichen Rekord von 89,5 Punkten, wobei ich auch weiß, dass da noch Luft nach oben ist. Ich muss nur einen besseren Weg finden.
Somit hat „Arler Erde“ alles, was ein Spiel braucht. Ein schönes Thema, sehr gute Komponenten und eine angenehme Spieldauer. Oder, um es auf Platt zu sagen: „Ick hebb en grooden Jank dorop!“
Aber Feuerland Spiele… ein Wort noch unter uns. Jetzt ist mal gut mit tollen Spielen. Schont bitte mal meine Zeit und meinen Geldbeutel. Obwohl, ihr hört eh nicht auf mich. Im Gegenteil, ihr kündigt vollmundig „Gaia Project“ an. Wie wäre es, wenn ich gleich einen Dauerauftrag an euch einrichte?
Arler Erde
Feuerland Spiele 2014
Autor: Uwe Rosenberg | |
Dauer: ca. 60 Minuten pro Spieler | |
Spieler: 1-2 | |
Schwierigkeit: Mittel |
Anmerkungen
Arler Erde – Feuerland Spiele – 2014
- Erscheint bei Feuerland Spiele
- Für 1 – 2 Spielende und dauert 60 Min / Spieler
- Am besten geeignet für Experten
Spielstil – Wertung
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen vergünstigt vom Verlag bekommen.
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