Gerade zu Beginn der „Adrenalin“ Rezension muss ich an die „gute alte Zeit“ denken. Als wir uns damals noch mit unserem PC unterm Arm getroffen haben, um uns zu vernetzen und „LAN Partys“ zu veranstalten. Da ich damals bei einer passenden Firma gearbeitet habe, hatten wir einen vollständig eingerichteten Schulungsraum zur Verfügung. Dort haben wir uns in unserer Mittagspause oder nach Feierabend getroffen und uns mit „Starcraft“, „Unreal Tournament“, „Counterstrike“ und Co. die Nacht um die Ohren geschlagen. Schön war die Zeit. Zumindest, bis zu dem Zeitpunkt, als die Killerspiel-Debatte startete und wieder eine Spaßbremse ohne Ahnung erwachsenen Menschen vorschrieb, dass dieser Zeitvertreib nicht mehr gestattet sei. Derartige Hobbys waren halt entgegen Fußball nicht massenkompatibel.
Zum Glück haben sich die Zeiten geändert. Nicht nur PC- und Video-, sondern auch Brettspiele sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Czech Games Edition versucht nun in „Adrenalin“ beides zu kombinieren. Ob das geglückt ist, erfahrt ihr weiter unten.
Das Spiel Counter-Strike wurde von der US-Army entwickelt, um die Gewaltschwelle bei den Soldaten herabzusetzen. Derartige Spiele gehören nicht nur zensiert, sondern verboten!
(Günther Beckstein)
In „Adrenalin“ rennen wir durch eine Arena. Dort schnappen wir uns Waffen und Munition, um uns gegenseitig eins auf die Mütze zu geben. Hat ein Spieler genügend Schaden gesammelt erhalten alle Gegner, die ihn getroffen hatten, Siegpunkte. Danach wandert er wieder in die Arena, um wieder direkt mitzumischen. Nach 8 ausgeschalteten Spielern hat jeder noch einen letzten Zug. Danach wird abgerechnet. Wer die meisten Siegpunkte hat gewinnt.
Bebilderte Beispielszüge findet ihr in dieser Galerie:
Es gibt ja Spiele die sehr konstruktiv sind, die wie Schachspielen sind, wo man den Geist trainieren kann, wo man toll unterhalten wird und wo man soziale Verknüpfungen konstruktiv abarbeiten kann.
(Christian Pfeiffer)
Was erwartet man von einem actiongeladenen First-Person-Shooter, der gewisse Anleihen bei nicht auf Realismus getrimmten Vertretern seiner Gattung hat? Natürlich atemlose Action am laufenden Band. Keine Verschnaufpause. Spurten, Ausweichen, Abknallen. Also ein rein auf Chaos basierender Ameritrash-Titel, der das Thema geschickt aufgreift und entsprechende Mechaniken vereint. Leider hat „Adrenalin“ nichts davon. Im Gegenteil, hier wurde versucht einem trashigem Thema ein Euro-Mechanismus zu verpassen. Man kann jeden Zug voll durchrechnen, um zu prüfen, wo man die meisten Punkte bekommt. Das nimmt natürlich schon mal die Geschwindigkeit aus dem Spiel. Daneben sitzt automatisch jeder Treffer. Ausweichen oder in der Arena verstecken sind scheinbar unmöglich.
Auf der positiven Seite haben wir viele (und ich meine wirklich viele) unterschiedliche Waffen. Das reicht vom Scharfschützengewehr, das über Distanz genutzt werden muss bis hin zu einem Vortex, der Spieler von umliegenden Feldern anzieht, um ihnen Schaden zuzufügen. Hier ist jedoch auch eine gewisse Einstiegshürde zu finden. Die über Icons vermittelten Auswirkungen sind zu Beginn nicht ganz ersichtlich. Später hat man sich zum Glück daran gewöhnt und kann die Waffenkarten recht gut interpretieren. Zu Beginn zückt man jedoch immer wieder die Anleitung, um zu prüfen, wie eine Waffe denn nun tatsächlich zu nutzen ist.
Das Ressourcenmanagement (sammeln an Munitionswürfel und Ausgabe dieser) finde ich persönlich recht deplatziert. Sie blähen das Spiel unnötig auf, ohne Spannung mit zu liefern. Ich gehe mal davon aus, dass man die Waffen damit skalieren wollte, was in PC Spielen einfach die Munition, die in der Arena zu finden ist, geregelt hätte. Eine Skalierung der Waffen ist natürlich vonnöten, aber diese Lösung bremst leider eher.
Ist „Adrenalin“ ein schlechtes Spiel. Nein. Das nicht. Es hat tadellos funktionierende Mechanismen und interessante Ansätze (als Beispiel nenne ich hier mal, dass man mit jedem eigenen Tod immer weniger Wert für die Mitspieler aufweist). Eine andere Abmischung, eine Entschlackung der Spieldauer und mehr „hirnlose“ Action hätten dem Spiel jedoch richtig gut getan. So bleibt der Flair im Regelwerk stecken, welches wirklich lustig geschrieben und umgesetzt ist. Die Regeln an sich sind auch sehr einfach und schnell zu vermitteln (von den Waffen mal abgesehen).
Es ist wirklich schade, denn „Adrenalin“ hätte weit mehr sein können. Ein Titel, der immer wieder Partie um Partie auf dem Tisch gelandet wäre. So kann man gerne mal das eine oder andere Spiel bestreiten, wird jedoch nicht in Begeisterungsstürme ausbrechen, sondern eher dem verschenkten Potential nachtrauern.
Adrenalin
Czech Games Edition 2016
Autor: Filip Neduk | |
Dauer: ca. 15 – 20 Minuten je Spieler |
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Spieler: 2-5 | |
Schwierigkeit: Einfach |
Anmerkungen
Adrenalin – Czech Games Edition – 2016
- Erscheint bei Heidelberger Spieleverlag
- Für 2-5 Spielende und dauert ca. 15 – 20 Minuten je Spieler
- Am besten geeignet für Einsteiger
Spielstil – Wertung
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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