SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Klemens Kalicki
erschienen bei Asmodee, Rebel Studio
Wenn ich mir einmal durch den Kopf gehen lasse, welche Spiele mit optisch unglaublich gut gefallen, sollte ich einmal einen Termin beim Psychologen ausmachen. Denn irgendwas scheint in meiner Schulzeit vorgefallen zu sein, dass gerade Spiele, die ganz oder teilweise die Bilder aus Biologie-Büchern nachahmen, so regen Zuspruch bei mir bekommen. Vielleicht ist es aber auch einfach der indirekte Wunsch nach einer einfacheren Zeit mit weniger Verpflichtungen, die eben dies schürt. Genau, wie es bei mir durch Retro-Videospiele hervorgerufen wird. Aber wenn wir ehrlich sind, waren die Cover von Atari 2600 Spielen auch einfach wunderbar schrullig und gleichzeitig herrlich.
Doch zurück zu Meadow, einem Spiel, das die Entschleunigung als Thema hat. Hier wandert man ruhig und gelassen durch die Natur. Ohne festes Ziel schreitet man voran und freut sich über die vielen Tiere, Pflanzen und auch Häuser und Gegenstände, die man unterwegs gesehen hat. Klingt spannend? Natürlich nicht, aber das wäre ja auch kein Ziel der Entschleunigung. Aber macht Meadow dennoch Spaß? Dem gehen wir jetzt auf den Grund.
(Kahlil Gibran)
Alle Spielenden haben eine eigene Auslage, mit der festgehalten wird, was man auf seinem Weg gesehen hat. Diese beginnt mit einer Bodenkarte, bei der man selbst entscheiden darf, welche der beiden Seiten man verwenden möchte. Dies ist wichtig, da auf allen Karten Symbole angegeben sind, die diese mitbringen. Das können beispielsweise bestimmte Landschaftstypen oder auch Tiere selbst oder ihre Nahrung sein.
Das ist wichtig, da jede neue Karte eine oder mehrere Voraussetzungen hat, die erfüllt sein müssen, um sie in unsere Auslage zu legen. So könnte ein Greifvogel zum Beispiel fordern, dass mindestens zwei Singvögel-Symbole offen in unserer Auslage sichtbar sind. Schließlich siedelt sich ein Habicht nur dort an, wo er auch Nahrung findet. Wichtig dabei: Spielen wir eine Karte, müssen wir immer eines der passenden Symbole überdecken. Wir müssen also stets genau planen, wann wir unsere Auslage mit welcher Karte beglücken.
Für unsere Spielzüge stehen uns einzelne Plättchen mit Zahlen und Aktionen zur Verfügung. Legen wir das Plättchen an die allgemeine Kartenauslage an, legen Standort und Zahl fest, welche der Karten wir nehmen dürfen. Zur Auswahl stehen dabei einzelne Himmelsrichtungen, die im Endeffekt nur festlegen, welche Karten wir in welcher Häufigkeit darin finden können.
Alternativ dürfen wir das Plättchen auch an das Wander-Tableau legen. Dann können wir die abgebildete Aktion verwenden. So ist es dann möglich, gezielt eine Karte aus der Auslage zu bekommen, zwei Karten auszuspielen oder einen Stapel nach Karten zu durchsuchen.
Gespielt wird eine feste Anzahl von Runden. Sind die vorbei, zählen alle ihre Punkte und es gewinnt, wer die meisten davon sammeln konnte.
(Aristoteles)
Ich hatte oben schon einmal gesagt, dass Meadow sich einem sehr entschleunigten Thema angenommen hat. Und so sollte auch nicht verwunderlich sein, dass auch der Spielablauf eher ruhig, ja fast schon meditativ daherkommt. Denn man spielt einfach für sich allein. Still, ohne große Berührungspunkte mit anderen am Tisch anwesenden zu haben. Gut, natürlich nimmt man sich mal eine Karte weg oder blockiert sich gegenseitig, aber das geschieht nicht, weil ich gezielt jemandem eines auswischen möchte, sondern eher zufällig und nebenbei. Wichtig ist mir nur meine Auslage und wie ich noch viele schöne punkteträchtige Karten einbauen kann.
Dabei bringt Meadow viele grüblerische Aspekte mit sich. Denn ich muss stets im Auge behalten, welche Voraussetzungen ich zu welchem Zeitpunkt noch haben werde. Heißt, ich achte darauf, dass ich mir selbst nichts verbaue und gleichzeitig doch so schnell wie möglich weiterkomme. Nicht nur, weil ein Zug ohne Punkte einem verschenkten Zug gleichkommt, sondern auch um die ausliegenden Ziele zu erfüllen. Diese wiederum im Wettkampf mit meinen Mitspielenden.
Dennoch verläuft eine Partie Meadow eher unspektakulär. Man bastelt an der Auslage und geniest das schöne, bunte Bild, welches sich dadurch aufbaut. Doch neben guter Planung ist auch das Glück ein steter Begleiter. Denn wenn die Symbole, die ich benötige, einfach nicht ins Spiel kommen, muss ich einfach gelassen bleiben. Da hilft auch die gezielte Suche in den einzelnen Stapeln nicht immer weiter, da ich auch hier nur relativ begrenzten Zugang erhalte. Hier hätte es meines Erachtens gut getan die Karten mit der Anzahl Mitspielender zu skalieren. Denn zu zweit rotieren die einzelnen Stapel natürlich weniger als in Vollbesetzung. Und habe ich mich dann zufällig auf den falschen Weg begeben, habe ich einfach Pech gehabt. Da mag das Spiel noch so schön sein, als Planungsspiel hat man hier dann einfach etwas nicht ganz richtig gemacht.
Aber trotz des teilweisen faden Beigeschmacks mag ich Meadow einfach. Es ist gerade grüblerisch genug, um nicht anstrengend zu sein, wunderschön anzuschauen und auch von weniger versierten Spielenden gut zu meistern. Schade nur, dass es dann doch eine Erfahrung für Solisten ist. Doch dafür machen die beiliegenden Umschläge (mit Sonderregeln und weiteren Karten) genauso Spaß wie auf der Kartenliste festzuhalten, bei welcher Wanderung man etwas zu Gesicht bekam. Letzteres ist zwar eigentlich sinnlos, aber eine total süße Idee.
Wenn ihr also etwas Entschleunigung mit einem hübschen Spiel sucht und euch damit anfreunden könnt, dass das Glück zwar eine dumme Kuh, aber doch irgendwie ganz nett ist, dann solltet ihr einen Blick auf Meadow werfen.
Meadow – Im Reich der Natur von Klemens Kalicki
Ein wunderschön anzusehendes Spiel, das die ein oder andere Kopfnuss bereit hält. Leider fehlt eine Skalierung bei weniger Mitspielenden, sodass man hier mitunter auf passende Symbole warten muss.
Christian:
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