SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 3 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Jim Harmon
erschienen bei Amigo-Spiele
Sie steht wieder an. Die Zeit, in der die Nächte länger und die Tage kürzer werden. Die Zeit, in der man sich wieder auf die Familie besinnt und beschließt schöne Abende in gemeinsamer Runde zu verbringen. Eine Tasse Kakao und ein Spiel in ruhige Atmosphäre helfen dabei den Tag ausklingen zu lassen und wieder zusammen zu rücken. Da kommen dann die ganzen Neuheiten im Bereich Familienspiel genau richtig. Doch kann „Lighthouse Run“ dafür sorgen, dass alle freudig am Tisch sitzen und lachen? Oder ist es eher das gefühlte, spielerische Äquivalent zum Bauchplatscher? Wir haben uns das Spiel genau angesehen und verraten es euch.
(Emil Oesch)
In „Lighthouse Run“ versuchen wir unsere Schiffe intelligenter zu bewegen, als unsere Mitspieler. Über Karten gesteuert fahren wir nur auf einem Fluss in Richtung Hafen, sondern sorgen auch dafür, dass uns die Leuchttürme den Weg leuchten. Denn nur, wenn keine Dunkelheit herrscht dürfen wir durch den Abschnitt schippern. Dabei sollten wir uns nicht zu viel Zeit lassen, dann ein Sturm zieht auf. Holt er uns ein, müssen wir stehen bleiben.
Sind alle Runden gespielt werden die Punkte für die einzelnen Schiffe gezählt. Je weiter man vorangekommen ist, desto mehr Punkte bringen sie ein. Wer davon die meisten hat, gewinnt.
In dieser Galerie findet ihr einen kurzen Ablauf des Spiels:
(Ludwig Börne)
Wenn man so die Vergangenheit Revue passieren lässt, fällt einem sofort auf, welch riesigen, optischen Sprung Brettspiele gemacht haben. Auch „Lighthouse Run“ sieht mit seinen 3D-Leuchttürmen und Aufsteckkugeln einfach super aus. Das, und die einfachen Regeln, sorgt dafür, dass selbst nicht ganz so geübte Spieler sofort eine Partie wagen möchten. Läuft die erste Partie manchmal noch etwas holprig, plätschern die danach folgenden eher vor sich hin. Denn das Spiel ist an sich vollkommen emotionslos. Doch davon lebt ein gutes Spiel. Sei es Freude über einen besonders gewitzten eigenen Zug oder der Kloß im Hals, wenn man dem Gegner in die Falle läuft. Das ist das Schmiermittel eines Brettspiels, das dafür sorgt, dass man die Welt um sich herum vergisst.
Dieses auf und ab der Gefühle, was ein besonderes Spiel ausmacht. Vor allem Familienspiele leben davon. Denn die Spiele selbst sind eher schwach auf der Brust. Das ist nicht mal negativ oder böse gemeint. Denn wir bewegen uns in einer Zielgruppe, die keine Komplexität, bis ins kleinste Detail ausgewogene Spielerlebnisse oder große Geschichten erwartet. Hier heißt es eher auspacken und loslegen.
Doch was bietet „Lighthouse Run“, wenn die Emotionen wegbleiben? Einen grundsoliden, zentralen Mechanismus. Nichts innovatives oder arg Gewitztes, aber dafür funktionell und schnell spielbar. Obwohl gerade die Leuchtturmregel (man darf nur in beleuchtete Gebiete ziehen) von mir beim Lesen der Anleitung als interessant eingestuft wurde, zeigte sich im Spiel, dass diese so gut wie überhaupt keine Auswirkung hat. Dafür gibt es zu viele Möglichkeiten die Lichter zu beeinflussen, als dass man hier wirklich ausgebremst werden würde. Schade, denn ein solcher „Take-That“-Mechanismus hätte wieder zu den oben erwähnten Emotionen geführt.
Was bleibt am Ende des Tages übrig? Ein wunderschön gestaltetes Spiel, das viel zu brav daherkommt. Und auch, wenn es sich oben anders anhört, würde ich mich persönlich nicht sträuben „Lighthouse Run“ zu spielen. Denn neben der tollen Optik bekommt man noch ein schnelles Spiel mit genau dem richtigen Tempo und Rhythmus. Doch habe ich die Wahl, würde ich ein anderes wählen. Eines, das vielleicht nicht ganz so hübsch aussieht, bei dem jedoch die Hütte bebt.
Lighthouse Run – Amigo – 2018 von Jim Harmon
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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