Ich weiß nicht mehr genau, wie alt ich war, als es anfing. Aber eines Tages stand ich bei uns in der Bahnhofsbuchhandlung und hatte ein komisches, schwarzes Buch in der Hand. Dragonball war der Titel und es war verrückterweise verkehrt herum gedruckt. Ungläubig schüttelte ich den Kopf, war aber dennoch interessiert genug mein Geld zu investieren. Im Zug selbst fluchte ich dann, dass ich nicht bereits Band 2 mit gekauft hatte. Schrecklich, die Sucht war geweckt und ich habe einen Großteil meines Geldes in das neue Hobby versenkt. Mal mehr, mal weniger erfolgreich. Dazwischen hatte ich dann noch für teures Geld über unsere ortsansässige Videothek Videokassetten mit Animes gekauft.
Was von der Zeit geblieben ist, sind ein paar Manga-Reihen, die ich noch nicht verkauft habe und eine gewisse Zuneigung zum Zeichenstil der Japaner. Ja, ich weiß, in Deutschland trifft der zumeist auf wenig Gegenliebe. Aber ich bin über jedes Spiel froh, das nicht im „fröhlichen“ Euro grau/braun Mittelalter Thema daherkommt. Früher oder später musste es also dazu kommen, dass ich auf die Spiele von Japanime Games treffe. Heute ist „Heart of Crown“ an der Reihe. Ich taste mich langsam vor, bis zu „Barbarossa“. Mal schauen, was auf dem Weg alles passiert…
Manchmal drückt ein Lorbeerkranz mehr als eine Dornenkrone.
(Wolfgang Eschker)
„Heart of Crown“ ist ein typischer Deckbuilder. Spiel Aktionen, sammel Geld, investiere in neue Karten und versuche gewinnbringende Kombos zu starten. Im Unterschied zu anderen Spielen der Art sammelt man Siegpunkte nicht durch den bloßen Kauf der entsprechenden Karten. Diese müssen im eigenen Königreich platziert werden, damit sie zählen. Zusätzlich handelt es sich bei diesem Spiel um einen Wettlauf. Denn, wer schnell genug 20 Punkte erreicht schafft es seine Gegner auszustechen und zu gewinnen.
Einen bebilderten Spielablauf findet ihr in dieser Galerie:
An der Krone funkeln die Perlen nur und freilich nicht die Wunden, mit denen sie errungen ward.
(Friedrich Schiller)
Auf den ersten Blick wirkt „Heart of Crown“ wie ein ganz klarer Dominion Klon. Auch einige Karten erinnern an den Vater der „Deckbuilder“. Doch, was zu Beginn wie eine direkte Kopie anmutet, schafft es dennoch mit ein paar eigenen Ideen zu punkten. Da wäre zum einen die Prinzessin, welche man während des Spiels ergattert. Jede der Maiden bringt einen eigenen Vorteil mit ins Spiel. Sei es durch direkte Siegpunkte oder Bonusaktionen. Dabei sind allesamt vollkommen unterschiedlich. Lediglich eine wirkte auf uns als übermäßig stark. Erwirbt man sie, erhält man sofort 5 „Royal Maids“ zu je 2 Siegpunkten ins eigene Deck. Diese können dann recht einfach im eigenen Königreich platziert werden, wodurch man dann schon die Hälfte der benötigten Siegpunkte parat hat. Wir haben sie dann erst einmal aussortiert.
Als zweite Eigenheit haben wir das Spielziel. Neben der eigenen Prinzessin baut man sich ein kleines Königreich auf, in das man Siegpunktkarten verbauen muss. Es reicht also nicht, diese einfach zu besitzen. Gleichzeitig dient der Effekt auch einem Zweck, Siegpunktkarten blockieren einem das Deck nicht mehr, was das Spiel deutlich beschleunigen kann. Ein Effekt, der mir persönlich sehr gut gefällt.
„Heart of Crown“ setzt jedoch schon passable englisch Kenntnisse voraus. Es genügt nicht ein paar Worte übersetzen zu können. Dafür sind so manche Anweisungen auf diversen Karten zu komplex. Wobei komplex nicht der richtige Ausdruck ist. Manchmal ist es einfach nur viel Text, weil der Ablauf der Aktion ganz genau definiert ist. So kann es auch dazu kommen, dass man eigentlich keine Ahnung hat, was eine Karte denn bewirken soll, bis sie im Spiel selbst ihren Dienst tut. Als Beispiel nehmen wir mal den „Magic Talisman“. Diese Abwehrkarte darf aktiviert werden, wenn man angegriffen wird. Als Effekt soll man diese Karte offen auf sein Deck legen. Ende. Zuerst fragt man sich, was der Spaß denn soll. Bis man dann von der „Curse Witch“ angegriffen wird. Diese besagt nämlich, dass man einen Fluch erhält, wenn nicht eine Fluchkarte offen auf dem Nachziehstapel liegt. Und als was gilt der „Magic Talisman“? Richtig, als Fluch. So kommt es während den Partien ab und an zu netten „Aha“-Erlebnissen, welche vorwiegend daher rühren, dass direkt aufeinander abgestimmte Karten nicht unbedingt als solche erkannt werden.
Nun noch ein kurzes Wort zu den Karten. Die Illustrationen selbst gefallen uns sehr gut. Aber, wir mögen auch den Zeichenstil. Wer nichts mit Manga/Anime anfangen kann, der wird auch hier an seine persönlichen, künstlerischen Grenzen stoßen. Was man jedoch nicht allgemein als persönlicher Geschmack definieren kann, ist die Qualität der Karten. Diese hätten etwas stabiler sein dürfen. So kommt man eigentlich nicht drum herum die Karten in Schutzhüllen zu packen, wenn man nicht bereits nach kurzer Zeit Abriebe, Druckstellen oder ähnliches an diesen haben möchte. Da hätte ich für den Preis dann doch etwas mehr erwartet.
Ja, „Heart of Crown“ erfindet das Rad nicht neu, bietet jedoch durch seine veränderte Siegbedingung ein interessantes Spielerlebnis. Es fühlt sich etwas geradliniger, aber konfrontativer an, als „Dominion“. Es ist ein gutes Spiel, bei dem meine Frau Partie um Partie einfordert. Und das liegt nicht nur daran, dass sie immer gewinnt. Sagt sie zumindest…
Heart of Crown
Japanime Games 2017
Autor: ginkgo |
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Dauer: ca. 10 – 15 Minuten je Spieler |
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Spieler: 2 – 4 | |
Schwierigkeit: Fortgeschrittene |
Anmerkungen
Heart of Crown – Japanime Games – 2017
- Erscheint bei Japanime Games
- Für 2 – 4 Spielende und dauert ca. 10 – 15 Minuten je Spieler
- Am besten geeignet für Fortgeschrittene
Spielstil – Wertung
Hinweis:
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