SPIELSTIL Rezension

Funkenschlag: Outpost

Lesezeit: 5 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Friedemann Friese
erschienen bei 2F Spiele

Man merkt immer mehr, dass man älter geworden ist. Das liegt nicht nur am gar athletischen Aufwand morgens aus dem Bett zu steigen, sondern auch daran, dass man immer häufiger das Gefühl hat, bereits alles gesehen zu haben. Die immer gleichen Mechaniken, den immer gleichen Ablauf, die immer gleiche Optik. Nur um Nuancen ergänzt, um doch als irgendwie neu gelten zu können. Bei Funkenschlag: Outpost ist dies zumindest gewollt. Schließlich ist es eine Art Verneigung eines Spieleklassikers vor seinem geistigen Vorgänger.

Mit Funkenschlag hatte Friedemann Friese mich damals komplett weggeblasen. Bereits in der ersten Partie habe ich begonnen, das Spiel zu lieben und jedem davon zu erzählen. Zu schwärmen und zu spielen. Ein Zustand, der in meinem Leben nicht allzu häufig zutage getreten ist. Jahrelang musste die grüne Schachtel dann ein Schattendasein in meinem Spieleregal fristen. Bis ich es vor wenigen Jahren erneut hervorholte, um zu beweisen, welche wundervoller Klassiker es doch ist. Doch bei dieser Partie ging alles schief, was nur schiefgehen konnte.

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Wenn Legenden plötzlich sterblich erscheinen

Der Lack platzte komplett ab und es bot sich mir ein Anblick der nackten Zahlen und Mechaniken. Wo war das Gefühl hin? Was war passiert? Ich konnte es nicht sagen. Lag es daran, dass ich Brettspiele inzwischen mit einem komplett anderen Blick wahrnahm? Oder daran, dass sich die komplette Spielelandschaft weiterentwickelt hatte? Ich kann es bis heute nicht sagen, aber ich hatte nicht gewagt, das Spiel erneut auf den Tisch zu bringen.

Doch dann wurde Funkenschlag: Outpost angekündigt. Und ich wollte es noch einmal probieren. Den Kick spüren. Mich neu in das Spiel verlieben. Und so viel sei schon mal gesagt, das hat nicht geklappt. Doch lohnt es sich dennoch, das Brettspiel näher zu betrachten? Lasst es uns herausfinden.

Der grobe Ablauf von Funkenschlag: Outpost ähnelt dem des Klassikers. Wir ersteigern unsere Infrastruktur, bauen neue Gebäude und verdienen an den versorgten Häusern Geld, das wir wieder in unsere Infrastruktur stecken können. Doch ein paar Änderungen gibt es dann doch.

Weniger Ressourcen in Funkenschlag: Outpost

Anstatt Ressourcen auf dem Markt zu kaufen, die wir in unseren Kraftwerken in Strom umwandeln, benötigen wir auf dem fernen Planeten nur Menschen. Nein, nicht um sie zu verheizen. Wir stellen sie ein, damit sie in unseren Kraftwerken arbeiten, um eben Strom zu produzieren. Und um genügend Fachpersonal zu erhalten, benötigen wir erst einmal eines. Wohnraum.

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Ganz unten die Kraftwerke, darüber der Wohnraum mit Arbeitern.

Auch diesen können wir uns in Auktionen aneignen. Dabei bieten sie jeweils einer unterschiedlichen Anzahl an Arbeitern Platz, welche wir dann auch kostenlos bekommen. Nur falls wir zu wenige von ihnen haben, müssen wir in die Tasche greifen, um Leiharbeiter zu mieten. Das kann durchaus teuer werden und sollte vermieden werden.

Unterschiedliche Strategien?

Dazu gibt es noch eine Reihe an Sondergebäuden zu ersteigern. So gibt es die Möglichkeit, unsere Einkaufs-, Leiharbeiter- und Mietpreise zu senken oder Roboter zu produzieren, die Arbeiter ersetzen. Damit das mit den Kraftwerken und Wohnstätten nicht zu einfach ist, müssen auch diese zuerst auf dem Plan gebaut werden, damit wir sie einsetzen können.

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Die Sondergebäude, die unseren Spielstil anpassen können.

Dabei hatte Friedemann etwas Nachsicht mit uns. Denn es reicht, Bauplätze freizuschaufeln und passende Infrastruktur zu ersteigern. Man muss sich also nicht endgültig festlegen, was man nun genau wo einsetzen möchte.

Das war es mit den Neuerungen. Der Rest ist altbekannt. Baue deine Häuser, breite dich aus und sei am Spielende derjenige, der die meisten eigenen Häuser mit Strom versorgen kann. Dann hast du gewonnen.

Christian meint:

Wie sagt man immer so schön? Es ist nett. Nicht mehr, nicht weniger. Das komplette Spiel passiert einfach zu wenig, um wirklich unterhalten zu können. Ja klar, man hat Möglichkeiten, seinen Mitspielern auf den Senkel zu gehen, aber dennoch fühlt sich das Spiel altbacken an. Die Welt hat sich gedreht und ich persönlich erwarte ein klein wenig mehr von einem Brettspiel als es Funkenschlag: Outpost bieten könnte.

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Das Ende einer Partie zu viert.

Damit meine ich jetzt nicht, dass es unbedingt ein Expertenkracher wie Wasserkraft sein muss (um beim Strom zu bleiben), aber dennoch darf ruhig etwas mehr Geschmack an die Suppe ran. Denn der Ablauf ist viel zu einfach, um über die Dauer der Partie begeistern zu können. Gleichzeitig lässt sich häufig schon früh sagen, wer denn um den Sieg spielt, was die Spannungskurve komplett abflacht. Ja, die unterschiedlichen Sondergebäude bieten andere Herangehensweisen, aber so richtig schmecken will das dennoch nicht.

Die Reduktion des Ablaufs durch die Vereinfachung der Ressourcen geht für mich auch ein wenig nach hinten los. So ist eine weitere Spielebene verschwunden. Nämlich die Abwägung, was meine Mitspielenden so betreiben, welche Rohstoffe im Preis interessanter werden und von welchen ich mich besser fernhalten sollte. So würde ich dann immer zum normalen Funkenschlag greifen, wenn ich etwas in die Richtung spielen möchte.

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Nun müssen auch Kraftwerke und Wohnhäuser auf die Karte gebaut werden.

So haben wir Runde um Runde einen Ablauf, der ok ist, aber so viel mehr bieten könnte. Vor allem emotional. Ich persönlich kann aktuell niemandem Funkenschlag: Outpost empfehlen. Also im Wortsinn, dass ich der Überzeugung bin, dass jemand davon begeistern sein dürfte. Wer noch etwas Nostalgieempfinden gegenüber Funkenschlag hat und mal eine Variante spielen möchte, kann sich Funkenschlag: Outpost natürlich gerne ansehen. Aber auch hier bin ich der Überzeugung, dass es als Erfahrung schon ok ist, aber wahrscheinlich nicht nach einer Wiederholung schreit.

Dir hat die Rezension gefallen? Du denkst wir liegen völlig daneben? Lass uns wissen was du denkst.

Funkenschlag: Outpost von Friedemann Friese

Funkenschlag - Outpost - Feature Image

Leider passiert im Spiel zu wenig, um begeistern zu können. Emotional wird es nur kurzfristig bei Versteigerungen oder wenn man einen schönen Bauplatz wegnimmt. Das reicht aber nicht aus.

Spielstil – Wertung

Christian:

5/10
Das gefiel uns
  • Einfacher Einstieg.
  • Holzkomponenten
Das nicht so
  • Kleinteiliger Ablauf
  • Ständig wiederholend
  • wenig Spannung

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.

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Christian Renkel

Christian liebt Brett- und Videospiele mehr, als ausreichenden Schlaf. Dabei ist ihm am wichtigsten, dass er in der jeweiligen Welt versinken kann. Egal, ob es die geschickte Mechanik oder die überkochende Emotion ist.

So erreicht ihr Christian:

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