Stefan Feld. Wenn dieser Name genannt wird gibt es zwei Gruppen von Spielern. Beide von ihnen bekommen feuchte Augen. Die einen aus Freude über einen neuen, komplexen Titel, der erfahren werden möchte. Die anderen aus Frust, weil ihnen das nicht gelingen möchte. Okay, es gibt noch eine dritte Gruppe. Nämlich Spieler wie mich, die genau dazwischen stehen. Mit einer gesunden Neugierde gehe ich an neue Spiele heran. Egal, wer der Autor ist. So wanderte dann auch „Forum Trajanum“ mehrfach auf meinen Tisch. Ob meine Augen dabei geschwitzt haben erfahrt ihr weiter unten.
Das ist der innere Zusammenhang des Dramas, dass jede Szene ein Bedürfnis erregen und jede eines befriedigen muss.
(Franz Grillparzer)
„Forum Trajanum“ ganz kurz zu beschreiben ist gar nicht so einfach. Ich versuche es trotzdem, werde aber garantiert mehr, als die gewohnten zwei bis drei Sätze brauchen. Jeder Spieler hat ein Tableau aus dem er je nach Vorgabe durch gezogene Ortskarten Bürger entfernt. Je nach Wahl geben diese einen Bonus. Zusätzlich können wir auf den frei gewordenen Bauplatz bauen. Dafür müssen wir passende Arbeiter abgeben. Bunte Gebäude helfen uns Gesandte auf einer gemeinsamen Fliesenfläche zu platzieren. Dort sammeln wir in der Wertung Siegpunkte für die Nähe zu Adler-Feldern und die größte zusammenhängende Fläche. Die grauen Gebäude geben uns wiederum einen jeweils eigenen Bonus aus Arbeitern, Siegpunkten oder noch viel mehr. Außerdem werden am Rundenende alle unterschiedlichen, grauen Gebäude einer Zeile gewertet. Damit es nicht zu einfach wird, steigt ihr Wert durch zuvor platzierte und bezahlte Bürger in der jeweiligen Zeile. Zuletzt gibt es noch Punkte für aktive Baukräne und die Trajanaufgabe dieser Runde. Letztere ist immer in eine Bau- und eine Sammelaufgabe unterteilt, welche beide mehrfach erfüllt werden können. Und, weil das Ganze noch nicht verkopft genug ist, sollten wir es noch irgendwie schaffen unsere Wertungsleiste voran zu treiben. Denn mit dieser schalten wir nach und nach immer höhere Punkteregionen für zusammenhängende Fliesen und die Trajanwertung frei. Wer dann nach zwölf Zügen (nach jedem vierten kommt es zur Wertung) die meisten Punkte hat gewinnt.
Dieser Abriss ist so kurz wie möglich und es fehlen tiefergehende Details. Viele davon zeigen wir euch in den folgenden Beispielszügen:
Wenn ich mich im Zusammenhang des Universums betrachte, was bin ich?
(Ludwig van Beethoven)
Christian meint:
„Forum Trajanum“ ist für Regelerklärer ein Monster. Nicht, weil die Regeln wirklich arg kompliziert sind, sondern weil man beobachten kann, wie sich viele Fragezeichen über den Köpfen der Mitspieler bilden. Denn die Zusammenhänge sind alles andere, als leicht zu durchschauen. So wird auch etwa eine halbe Partie vergehen, bis man sich einen ersten Überblick verschafft. Denn, Wege gibt es viele und sie bis zum Ende zu gehen ist gar nicht so einfach.
Nicht nur das eigene, spielerische Geschick und die Planung ist hier wichtig, sondern eben auch ein nicht ganz unerheblicher Anteil Glück. Denn die Bürgerplättchen, die wir ziehen oder von unseren Mitspielern erhalten entscheiden zu einem großen Maß, welche Möglichkeiten uns offenstehen. Oder anders gesagt, möchte ich durch graue Gebäude punkten, werde ich das nur schaffen, wenn ich auch genügend graue Arbeiter erhalte. Somit besteht ein großer Teil der Partien daraus zu überlegen, wie ich aus meinen mir vorhandenen Mitteln die meisten Punkte herausschlagen kann. Dementsprechend anfällig ist „Forum Trajanum“ natürlich für eine Analysis Paralysis. Zumindest, wenn die Bereitschaft dazu da ist. Ich spiele ja sehr gerne mit Paul, da er genauso tickt, wie ich. Und wie hat er es mal benannt: „Ich bin bereit bis zu einem gewissen Punkt vorauszuplanen. Irgendwann kippt das, dann spiele ich aus dem Bauch heraus.“ Dieser Punkt ist bei „Forum Trajanum“ sehr schnell erreicht. Aus dem Bauch heraus ist eine Partie dann auch recht schnell bewältigt. Nicht allzu erfolgreich im Punktesektor, sondern zwischen 70 und 80 liegend, dafür aber in der Hälfte der Zeit, die man für ein total überlegtes Spiel gebraucht hätte.
Aber mir fehlt die Bereitschaft mich bei „Forum Trajanum“ mehr reinzuhängen. Dafür kommt es mir zu bieder und mit zu viel Verwaltungsaufwand daher. Die Thematik will sich nicht so richtig zeigen, so dass ich zwar Spiele, aber nicht wirklich gefesselt bin. Wobei ich verschiedene Partien erlebt habe. Einige hatten mir richtig Spaß gemacht, die anderen waren ok, aber nicht wirklich weltbewegend. Beides hielt sich mit jeweils 50 % die Waagschale.
Endgültig würde ich jedoch sagen, dass „Forum Trajanum“ für mich ganz ok ist. Ich würde es wieder spielen, bevorzuge dann aber doch andere Titel, die weniger ein Geheimnis daraus machen, wie sie zu bewältigen sind. Wer jedoch genau diese geistige Herausforderung im Spiel sucht, der kann bedenkenlos zugreifen. Denn hier werdet ihr gefordert.
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Forum Trajanum
Huch!
Autor: Stefan Feld | |
Dauer: ca. 60 – 120 Minuten je Kapitel | |
Spieler: 2 – 4 | |
Schwierigkeit: Profis |
Anmerkungen
Forum Trajanum – Huch! – 2018
Spielstil – Wertung
Hinweis:
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