SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 6 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Eric M. Lang, Rob Daviau
erschienen bei Cool Mini Or Not
In Cthulhu Death May Die ist es, wie schon so oft davor, mal wieder soweit. Ein völlig durchgeknallter Haufen Kultisten ist der Meinung, eine prima Vision für die Zukunft der Erde und deren Bewohner zu haben. Und es darum einfach nur grandios wäre, diese auch in die Tat umzusetzen. Also machen wir uns in Cthulhu Death May Die auf, um genau das zu verhindern.
(H.P. Lovecraft)
Kultisten führen ein Ritual durch, das Cthulhu oder einen seiner Buddys erwecken soll. Unsere Aufgabe ist es, das Ritual zu unterbrechen, um danach den großen Alten zu töten.
Bevor es losgeht, wählt man einen der beiden großen Götter (Chtulhu oder Hastur) und eines der sechs Szenarien hier Episode genannt. Das Szenario definiert den Aufbau des Spiels und das Ritual das es zu beenden gilt, der große Alte, die Art und Weise wie der Bosskampf am Ende aussieht. Sobald alle eine Ermittlerin inklusive einer Psychose ausgewählt haben kann es losgehen.
Eine Runde läuft nach dem Prinzip: erst die Ermittler, dann die Mythos-Crew. Als Ermittlerin kann man bis zu 3 Aktionen aus den folgenden beliebig wählen:
Nicht jede der Aktionen gelingt in Cthulhu Death May Die von vornherein, oft ziehen sie eine Probe nach sich. Dafür hat man mindestens 3 Würfel zur Verfügung. Hat man seine Ermittlerin verbessert, gibt es noch Bonuswürfel. Ein “!” ist dabei ein Erfolg, ein älteres Zeichen kann je nach Aktion und Status des Ermittlers etwas anderes bedeuten. Und zuletzt Tentakel, sie kosten geistige Gesundheit, was jedoch auch mit Erfahrung gleichzusetzen ist. Hat man genug geistige Gesundheit verloren, darf man den Ermittler verbessern. Hat man alle geistige Gesundheit verloren, scheidet man aus.
Nach den 3 Aktionen wird eine Mythoskarte gezogen. Diese treibt die Geschichte rund um die Fieslinge voran. Sie bewegen Gegner, beschwören neue Gegnerinnen und lassen den großen Alten unter Umständen vorrücken, was ihn schlussendlich in unsere Welt bringt.
Cthulhu Death May Die endet mit einem Sieg, wenn der große Alte bezwungen wurde. Die Gruppe verliert, wenn eine Ermittlerin ausscheidet (zu viele Wunden oder Totalverlust der geistigen Gesundheit) bevor der große Alte in unserer Welt ist oder alle Ermittlerinnen ausscheiden, nach dem der böse Gott zu uns kam.
Die komplette Spielregel zu Cthulhu Death May Die findet ihr hier. (externer Link)
(H.P. Lovecraft)
Ausnahmsweise gibt es gleich noch ein Zitat. Einige von Euch mögen das schon öfter gehört haben, es stammt aus Dante Alighieris göttlicher Komödie: Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren! Das passt perfekt, denn Cthulhu Death May Die überzieht uns oft mit so viel Chaos, dass die Hoffnung schnell stirbt und Wahnsinn der einzige Ausweg bleibt. Der Verlust des Geistes ist ein wiederkehrendes Motiv, das in Lovecrafts Geschichten immer wieder vorkommt.
Inzwischen gehört es zur etablierten Norm, dass Spiele um den Cthulhu Mythos die geistige Gesundheit als ein wichtiges Attribut der Handelnden hat. In Cthulhu Death May Die ist dies besonders schön gelungen, je mehr die Ermittlerinnen dem Mythos ausgesetzt werden, umso fähiger werden sie. Je weiter sie auf der Skala fortschreiten, geht es sogar schneller voran. Jedoch steuert diese Entwicklung unaufhaltsam auf den Abgrund zu, ab einem gewissen Punkt sind sie verloren und dem Wahnsinn anheimgefallen. Damit nicht genug, jeder Ermittler beginnt das Spiel bereits mit einer mentalen Hypothek. Als Kostprobe hätte ich so feine Sachen wie Paranoia, Masochismus oder Kleptomanie. Zusammen mit dem Reigen an Ermittlern, die alle einen speziellen Hintergrund und noch spezielleren Leitspruch haben (”Zwei Dinge sind sicher im Leben, der Tod und die Axt”, “Na toll… schon wieder tot.”) setzt die richtige Stimmung für eine Partie Cthulhu Death May Die. Spielmechanisch haben die Ermittlerinnen jeweils drei Fähigkeiten, die man mit Verlust der geistigen Gesundheit verbessern kann, eine davon ist exklusiv, die anderen beiden findet man verteilt immer wieder.
Aber es gibt nicht nur die inneren Dämonen, die unsere Ermittlerinnen langsam über die Klippe der geistigen Gesundheit schicken, sondern auch den Wahnsinn im Spiel, der sich durch das bereits oben erwähnte Chaos ausdrückt. Cthulhu Death May Die fährt Monster und Kultistinnen in fast absurder Zahl und Dichte auf. Wir spielen in einer Welt, in der viel mehr Figuren in einem Raum sein können als Platz für sie wäre. Unsere Ermittler sind schon mehrfach in einer Kammer mit fast 2 Handvoll Monstern und dem großen Alten gestanden, das war kurzzeitig doch recht kuschelig. Konsistenz zum zugrunde liegenden Mythos wurde von den Autoren wohl als lästig empfunden und weggewischt. Zum Vergleich, ein Kultist hat 2 Lebensenergie, ein Ermittler 5 und Cthulhu hat 36 – lachhaft, vor allem für einen (unsterblichen) Gott. Und ich zweifele stark daran, dass ein solches Geschöpf überhaupt in ein Haus passt.
Auch wenn sich Cthulhu Death May einen Dreck um Realismus oder den Mythos schert, macht es einen Haufen Spaß. Die Mythoskarten drehen jedes Mal die Bedrohung um eine Stufe weiter nach oben oder stellen die Situation völlig auf den Kopf. Man fühlt sich dem kosmischen Treiben geradezu ausgeliefert. Alles was man macht, fühlt sich trotzdem wichtig an und kann mit etwas Glück das Spielgeschehen entscheidend verändern. Doch Cthulhu Death May meint es mit dem Glück vielleicht etwas zu Ernst. Wer Mist würfelt, ist bald Futter irgendeines dunklen Gezüchts. Es gibt bitternötige Möglichkeiten die Chancen zu verbessern, leider hilft das nicht immer, weil es keine Sicherheiten gibt. Schafft man aber eine Episode und schickt den Alten in den Orbit, war das bei uns jedes Mal um Haares Breite. Oft konnte gerade noch die letzte Ermittlerin den entscheidenden Schlag setzen. Eine tolle Spielerfahrung.
Cthulhu Death May Die erfindet nichts wirklich neu. Trotzdem ist es für mich ein wirklich guter und spaßiger Vertreter seiner Zunft. Die Idee Episoden und Endgegner mischen zu können gefällt. Die Grundbox erlaubt damit schon 12 unterschiedliche Spielsetups. Die Episoden hängen nicht zusammen und bilden keine größere Geschichte. Zumindest kann ich keine erkennen. Es ist folglich egal in welcher Reihenfolge man sie spielt. Ein Handlungsbogen, der sich über die sechs Episoden spannt hätte ich spannend gefunden. Es nimmt dem Spiel aber nichts vom Spaß den wir damit hatten.
Cthulhu Death May Die von Eric M. Lang, Rob Daviau
Eine verrückt durchgeknallte Jagd auf Kultisten, Monster und große Alte. Wer Spaß mit unvorhersehbarem Chaos hat kann hier eine richtig gute Zeit haben.
Robert:
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