Infinity Start Here Essentials

SPIELSTIL Artikel

Ein neuer Anfang: Infinity N5 Essentials Start Here!

Lesezeit: 10 Minuten

- 30.Mai.2025

Ach Infinity. Schon mal davon gehört? Nein? Aber neugierig geworden hm? Mir ging es genauso. Also fast. Denn von Infinity gehört hatte ich schon oft. Ich hatte sogar vor Jahren mal ein Starterset für Infinity N4 besorgt – gebaut, bemalt – und dann? Nicht gespielt.

Infinity, das ist ein Tabletop-Skirmisher mit dem Ruf verdammt komplex zu sein. Und dem ist auch so. Aus diesem Grund gibt es mit der neuen Edition N5 auch ein neues Starterset in dem nur noch 3 Miniaturen pro Spieler sind. Die Battleboxen mit je 6 Minis pro Spieler sind jetzt also der zweite Schritt (die aktuelle Box heißt Operation Sandtrap).

Die Welt von Infinity

Willkommen im Jahr 2205 – 180 Jahre in der Zukunft. Die großen Nationen der Erde haben sich zu noch mächtigeren Blöcken zusammengeschlossen, kleinere Staaten sind zerfallen. Eine künstliche Intelligenz namens ALEPH hat sich zu einer eigenen Macht entwickelt. Und dann wären da noch die Aliens – zumindest eine Fraktion davon, denn die meisten Konflikte spielen sich zwischen menschlichen Fraktionen ab.

Hightech dominiert das Schlachtfeld. Die meisten Einheiten tragen Power Armors, ähnlich wie die Space Marines aus Warhammer 40.000 – doch das Setting von Infinity ist ganz anders: moderner, cyberpunkiger, realistischer. Und vor allem: taktischer.

Infinity Fraktionen

Infinity Fraktionen

Im Zentrum von Infinity steht die Menschheit – die sogenannte Human Sphere – und ihre zahlreichen Konflikte. Die Erde? Längst zu klein. Die Menschheit hat sich im All ausgebreitet, aber die Probleme von Macht, Politik und Ideologie sind geblieben – nur größer.

Die Fraktionen spiegeln diese Spannungen auf faszinierende Weise wider:

  • PanOceania ist die westliche Supermacht – reich, technologisch überlegen und stolz.
  • Yu Jing vertritt den asiatischen Machtblock – ehrgeizig, zentralisiert, mit Fokus auf Disziplin und Stärke.
  • Ariadna sind Nachkommen früher Kolonisten – bodenständig, zäh, rebellenhaft. Keine Hightech, aber jede Menge Biss.
  • Haqqislam repräsentiert eine aufgeklärte, spirituelle Version des Islam – mit Fokus auf Medizin, BioTech und Humanismus.
  • Nomads leben außerhalb der Kontrolle der Großmächte, auf riesigen Raumschiffen. Unabhängig, anarchistisch, mit Hacker-Fokus.
  • Combined Army ist die große Alienbedrohung – mit genetisch perfektionierten Soldaten, Hive-Minds und brutaler Taktik.
  • ALEPH ist die allgegenwärtige KI – hilfreich, effizient, aber… auch unheimlich. Kontrolle ist ihr Ding.
  • NA2 non aligned Armies – die Fraktion der unabhängigen Söldner
  • O-12 ist eine Art galaktische UNO – die neutrale Ordnungsmacht, mit viel Firepower und Hightech.
  • Und dann gibt’s noch JSA – die Japanese Secessionist Army. Stilistisch eigenständig, mit Samurai-Ästhetik, Motorcycles und viel Klinge.

Jede Fraktion hat ihre eigenen Stärken, Schwächen und einprägsamen Designs – und genau das macht Infinity visuell und taktisch so spannend.

Mein persönlicher Favorit? Die Teutonic Knights aus der PanOceania-Fraktion.
Das sind im Prinzip Cyber-Ritter – Hightech meets Templerorden. Brutal, stolz, martialisch. Und sehen dabei auch noch verdammt gut aus. Hell yeah!

Military Orders Action Pack - Infinity (Corvus Belli)

Military Orders Action Pack – Infinity (Corvus Belli)

Kein Krieg – nur Operationen

Was Infinity zusätzlich von vielen anderen Tabletop-Systemen unterscheidet: Hier gibt es keine offenen Kriege im klassischen Sinn. Statt riesiger Armeen treffen kleine, hoch spezialisierte Einsatzteams aufeinander, die verdeckte Operationen, Sabotage oder gezielte Eliminierungen durchführen. Das passt perfekt zum Skirmish-Maßstab des Spiels und bringt Taktik auf engem Raum – mit maximaler Intensität.

Die Lore von Infinity war dabei nie der zentrale Fokus – auch wenn es mit dem offiziellen 2W20-Rollenspielsystem durchaus Möglichkeiten gibt, tiefer einzutauchen. Vieles bleibt bewusst offen und lädt zum Interpretieren ein.

Und trotz der massiven technologischen Fortschritte – oder gerade deswegen – ist das Ganze stark vom Cyberpunk-Genre inspiriert. Inmitten von Drohnen, Hackern und Cyberimplantaten tragen Krieger Schwerter, ziehen Ritter in Power-Rüstungen in die Schlacht, und Samurai verteidigen ihre Ehre auf futuristischen Schlachtfeldern. Diese Mischung aus Hightech und archaischen Idealen macht Infinity für mich so besonders.

Die Regeln

HAHAHA! Ich werde mich hüten, dir hier die Regeln von Infinity zu erklären. Das Ding ist komplex und groß und ich bin grad erst eingestiegen. Aber ich kann dir etwas zu den Konzepten erzählen und warum mich das interessiert. Also Let‘s go.

Infinity ist ein Skirmisher – wir haben also keine Armeen, sondern kleine Teams mit ca. 10 Miniaturen bei einem vollen Spiel. Hierbei tritt man im 1on1 nach einer festgelegten Mission und Punktzahl für die Armeen gegeneinander an. Das Pendant des Branchenprimus Warhammer ist hier eher Warhammer 40K Kill Team und Necromunda oder das alte Mordheim. Aber Infinity ist so viel mehr.

Anstatt das man einfach abwechselnde eine Miniatur aktiviert bis alle Minis durch sind, bekommt man pro Miniatur einen Befehl. Ist man dran, kann man einen Befehl ausgeben, um eine Miniatur zu aktivieren. So weit, so normal. Aber: Ich kann in einer Runde auch alle meine Befehle ausgeben um immer dieselbe Miniatur zu aktivieren. Die Gewissheit, dass eine Miniatur bereits gehandelt hat und damit für diese Runde inaktiv ist, gibt es bei Infinity nicht. Ich kann immer so agieren und reagieren, wie ich es gerade brauche. Alleine das erfordert Spielverständnis und erzeugt Komplexität.

Aber das war noch nicht alles. Infinity basiert auch auf Reaktionen. Sobald eine Miniatur in der Sichtlinie einer gegnerischen Miniatur kommt, kann diese sofort reagieren, in der Regel durch Schießen. Das bedeutet: Deine Entscheidungen und Bewegungen haben direkte Konsequenzen. Du musst immer mit dem Überraschungsmoment und der Möglichkeit rechnen, dass dein Gegner sofort kontert.

Das schafft eine Dynamik ohne Ende – alles passiert in Echtzeit und kein Zug verläuft nach Schema F. In Infinity ist es nicht nur entscheidend, was du machst, sondern auch, wie du auf das Verhalten deines Gegners reagierst.

Infinity Einheitenprofil

Infinity Einheitenprofil

Hier sehen wir ein Einheitenprofil. Neben Name, Fraktion und Bewaffnung (unten) sehen wir vor allem die Profilwerte. Und da wird schnell klar: Ui, das ist einiges. Infinity basiert auf einem W20 Wurfel mit vergleichenden Proben gegen den eigenen Profilwert. Wer den eigenen Wert besser unterschreitet, gewinnt den Wurf. Ein Überschreiten ist ein Fehlschlag. Ein Aufschlüsseln der einzelnen Werte und ihrer Bedeutung würde hier den Rahmen sprengen. Es soll einfach einen Eindruck vermitteln, dass wir es hier weder mit wenig, noch mit simplen Mechaniken zu tun haben.

Dazu kommen natürlich eine Menge verschiedener Figuren und Fraktionen, verschiedene Waffen und Skills und eine tolle App mit Wiki die einem da durch helfen.

Infinity ist ohne Frage das reaktivste System auf dem Markt.

Und was ist Infinity regeltechnisch nicht? Ein Kampgnensystem. Wer also große Story-Kampagnen oder ähnliches erwartet, wird enttäuscht. Ligasysteme in Clubs bilden manchmal etwas Ähnliches an, so dass zum Beispiel mit 100 Punkten begonnen wird und dann Stück für Stück die Punktzahl des Teams auf bis zu 300 angehoben wird.

Und wieso interessiert mich das System nun?

Und schon sind wir im Meinungsteil – jetzt geht das Feuerwerk erst richtig los.

Denn bei einem Tabletop-Spiel müssen wir natürlich auch über Miniaturen sprechen. Und da steht Corvus Belli mit Games Workshop mindestens auf Augenhöhe. Erreicht wird das durch etwas, das heute fast wie ein Relikt wirkt: Zinn-Miniaturen.

Zinn hat Vor- und Nachteile: Ein Schwert verbiegt sich leicht – bricht dadurch aber seltener. Die Miniaturen sind schwer, was das Zusammenkleben erschwert, aber sie fühlen sich dadurch wertig an und fallen nicht so leicht um.

Wo Infinity aber wirklich glänzt, ist der Detailgrad.
Holy Shit, wirklich. Die Miniaturen sind im 35mm-Maßstab – also etwa so groß wie Space Marines – aber mit realistischen Proportionen. Das heißt: winzig kleine Hände, feine Gesichter, absurd hohe Details. Das bringt selbst erfahrene Maler an ihre Grenzen. Ich persönlich habe vor vier Jahren frustriert aufgegeben.

Heute sehe ich das anders. Heute sehe ich: Herausforderung angenommen.
Aber einem Neuling würde ich trotzdem immer raten: Gib dich am Anfang mit Grundfarben und einem Wash zufrieden. Alles andere kommt mit der Zeit. Es gibt viele tolle Tutorials im Netz – aber man muss sie eben auch umsetzen können.

Ein riesiger Vorteil von Zinn: Wenn das Ergebnis nichts taugt, dippe ich die Mini in Aceton und fange von vorne an. Versuch das mal mit einem Space Marine – danach hast du Plastikbrei. Ha! Nimm das, Space Marine! Hier hat Infinity einen echten Pluspunkt.

Aber Zinn hat auch seine Tücken:
Es muss gründlich gewaschen werden vor dem Zusammenbau und der Grundierung. Und selbst dann kann es sein, dass die Grundierung nicht gut hält – da ist Vorsicht geboten.
Und das Entgraten … aua. Metallgussgrate sind kein Spaß. Ich habe noch nie gesehen, wie schnell eine frische Skalpellklinge aufgibt.

Infinity verlangt also nicht nur bei den Regeln Einarbeitung, sondern auch bei den Miniaturen. Wer hier mit Geduld und Neugier herangeht, wird reich belohnt.

Was für mich beim Spielsystem und dessen Unterstützung ein echter Pluspunkt ist:
Infinity kommt ohne regelrelevantes, gedrucktes Material aus.
Und das ist gut so.

Tabletops entwickeln sich weiter. Balance-Updates sind keine Ausnahme, sondern essenziell.
Bei Warhammer erleben wir regelmäßig, dass Einheitenprofile schon zum Release veraltet sind.
Auch Star Wars: Legion, das ich hier bereits vorgestellt habe, leidet aktuell unter genau diesem Problem – besonders deutlich beim jüngsten Versionsupdate.

Mein Kriterium für moderne Tabletops lautet deshalb:
Kein gedruckter Regelballast.
Oder wenigstens: eine verlässliche Online-Alternative.

Und Infinity liefert genau das.
Alle Dokumente – Regeln, Einheitenprofile, Spezialregeln – gibt es hier zum Download:
https://infinityuniverse.com/resources

Zwar liegen dem neuen „Essential“-Starterset gedruckte Einheitenkarten bei – aber die sind rein optional.
Einsteigerhilfe, kein Muss.
Alles Relevante ist kostenlos online verfügbar. Selbst das komplette Regelwerk.
Codizes? Gibt’s nicht.
Ich gebe nur Geld für das aus, was zählt: Miniaturen.

Und zur Vollständigkeit:
Es gibt ein umfassendes Wiki mit hinterlegten Regeln, Keywords und FAQs – das hier:
https://infinitythewiki.com/
Eine verdammt sinnvolle Sache.

Aber der Artikel heißt Start Here Essentials – und genau darum geht’s:
Das neue Starterset für Infinity.
Ein moderner, fairer Einstieg in ein tiefes Spielsystem.

Infinity Start Here Essentials

Infinity Start Here Essentials

Was steckt drin im „Start Here Essentials“-Set?

Ganz einfach: Alles, was man zum Einstieg braucht.

  • 3 Miniaturen pro Fraktion (PanOceania und Japanese Secessionist Army)

  • etwas Gelände aus Pappe (leicht aufzubauen, überraschend stabil)

  • Einheitenkarten

  • Würfel und Order-Tokens

  • 2 Papplineale als Messwerkzeuge

Mehr braucht es für den Anfang nicht. Dieses Set hat auch gar nicht den Anspruch, ein vollständiges Spielsystem zu liefern. Es will eines: die Grundkonzepte beibringen.
Befehle. Turnorder. Sichtlinien. Reaktionen.
Und das gelingt erstaunlich gut.

Auch mit nur drei Miniaturen pro Seite und – für Infinity-Verhältnisse – eher wenig Gelände entstehen bereits spannende Situationen. Das Spiel zeigt hier schon, wozu es fähig ist.

Der Weg ist klar vorgezeichnet:
Erst das Lernen der Grundlagen mit dem Starterset.
Dann der nächste Schritt: Operation Sandtrap – die „große Box“.

Darin enthalten:

  • 7 Miniaturen pro Fraktion

  • mehr Gelände

  • mehr Marker und Tokens

  • keine Dopplungen, sondern sinnvolle Ergänzungen

Das Einstiegsset ist also keine Sackgasse, sondern ein Sprungbrett.
Zusammen hat man dann 10 Miniaturen pro Fraktion – das entspricht ungefähr einer normalen Spielgröße. Und selbst dann geht’s noch weiter.

Mit „Beyond Sandtrap“ erscheint eine weitere Erweiterung, die größere Gefechte ermöglicht und neue taktische Optionen eröffnet.

Infinity Operation Sandtrap

Infinity Operation Sandtrap

Und wer sich jetzt fragt, ob man nicht direkt mit „Operation Sandtrap“ einsteigen sollte:
Jop. Kann man machen.
Wenn man sich sicher ist, dass Infinity das richtige Spiel ist, spricht nichts dagegen.
Auch damit lässt sich mit nur drei Miniaturen pro Seite loslegen – die Lernkurve ist besser, beginnt aber höher.
Aber: Der Preis ist eben ein anderer. Die Einstiegshürde liegt dann finanziell direkt deutlich höher.

Was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht, sind die rund 100 € für „Operation Sandtrap“ trotzdem unschlagbar.
Man bekommt eine Menge Inhalt, hochwertige Miniaturen, mehr Gelände und alles, was man für vollständige Gefechte braucht.
Was ich persönlich allerdings ein wenig vermisse, ist ein richtiges Tutorial.
So wie es zum Beispiel Warhammer 40.000 mit den Hachette-Sammelheften gemacht hat: kleinschrittig, systematisch, niedrigschwellig.

Denn eines ist auch klar:
Infinity ist ein Brett.
Ein echter Brocken an Komplexität.
Das lernt man nicht beim Durchblättern der Regeln, sondern durchs Spielen.
Und am besten: mit jemandem, der das Spiel schon beherrscht.
Learning by Doing – oder besser: Learning by Getting Shot.

Trotzdem bleibt unterm Strich:
Als Einstiegspunkt für etwa 40 € ist „Start Here Essentials“ eine wirklich starke Box. Materialtechnisch.
Ein fairer Preis – und ein Spielsystem, das sich nicht verstecken muss.

Aber: Wo Licht ist, ist auch Schatten.
Und dieser Schatten liegt – leider – in den Regeln.

Denn ohne einen Blick ins vollständige Regelwerk zu werfen, bleibt unklar, was eigentlich alles fehlt.
Gibt es Nahkampf? Natürlich! Aber: kein Wort davon in den beiliegenden Regeln.
Die Box dampft das System auf ein Minimum herunter – auf ein paar Grundmechaniken, mit denen man erste Runden spielen kann.
Das ist didaktisch vielleicht nachvollziehbar, aber es verunsichert auch.

Gerade wenn man tiefer einsteigen will, fehlt der Anschluss:
Wie geht’s weiter? Wo finde ich die restlichen Regeln? Was muss ich dazulernen, um das volle Infinity (zum Beispiel mit „Operation Sandtrap“) zu spielen?
Das alles bleibt in der Luft hängen.

Diese Box ist eine Demo. Punkt.
Ein sehr schöner, sehr günstiger, sehr kompakter Einstieg – aber kein sanfter Übergang ins vollständige System.
Zu viele Unklarheiten. Zu wenig Brücke. Zu viel Schatten.

Der Preis bleibt das stärkste Argument.

Und für mich gilt am Ende: Das macht verdammt noch mal Bock darauf, tiefer einzusteigen. Die Welt von Infinity zu erkunden und sich irgendwie diese 190 Seiten Regeln (da ist aber echt alles enthalten) draufzuschaufeln! Ich bin bereit!

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Written by Alex
Alex, Nerd durch und durch der sich zwischen Pen&Paper, Tabletop, Brett- und Computerspielen nicht entscheiden kann. Braucht Geschichten und Themen in Spielen.

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