Gebt es zu, ihr seid wie ich. Geschichte lief in der Schule eher an euch vorbei. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass die Lehrer den Stoff nicht richtig vermitteln, oder ich mich einfach nicht in die Zeit einfühlen konnte. Die ganzen Schicksale und Entwicklungen, die man nicht erfassen konnte. Entsprechend war mir nicht geläufig, das portugiesische Seefahrer im 15. Jahrhundert aufbrachen, um die Küsten Afrikas zu kartographieren, also der Hintergrund, auf dem „Navegador“ beruht.
Ob das Wissen, beziehungsweise das Interesse für Geschichte durch Spielen erweckt wurde, wage ich zu bezweifeln. Manchmal mag man dadurch auf ein Thema stoßen, mit dem man sich beschäftigen könnte, jedoch denke ich, dass erst die Lebenserfahrung ein gewisses Verständnis für die Probleme fördert, wodurch Geschichte dann erst Lebendig und Nachvollziehbar wird. Aber, weg von der Küchenpsychologie und hinein in ein Abenteuer auf dem Seeweg nach Japan.
Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken
(Magellan)
In „Navegador“ bewegen wir uns auf dem bekannten Rad, um unsere Aktion auszulösen. Hierbei können wir neue Gebiete entdecken, Kolonien aufbauen, Ressourcen veredeln oder verkaufen und unsere Heimat ausbauen. Ziel ist es über die Privilegien genügend Siegpunkte zu generieren, um zum Schluss zu gewinnen.
Bebilderte Beispielszüge findet ihr in dieser Galerie:
Wo Wege vorgeschrieben sind bleiben Entdeckungen aus.
(Erhard Horst Bellermann)
„Navegador“ ist genau mein Spiel. Relativ einfache Regeln ohne immens viele Ausnahmen und dennoch ein tiefes Spielgefühl. Dabei unterscheidet sich das Spiel zu zweit immens von einer vollen Besetzung. Beides fühlt sich jedoch genau richtig an. Wo das Spiel zu zweit oftmals ein Kompromiss mit einem blöden neutralen Spieler ist, haben wir hier das komplette Erlebnis.
Mit jedem Zug ist man wieder und wieder gezwungen zu überlegen, wie weit man mit dem Aktionsrad pokert und wo einem ein Gegner dann eine uns wichtige Aktion wegschnappen könnte. Zumindest am Anfang. Im späteren Spielverlauf zeichnet sich immer mehr ab, auf welche Punkte man sich eingeschossen hat und welche Aktionen für einen wichtig wären. Konzentrieren wir uns auf Kolonien müssen wir eben versuchen so viele, wie möglich zu erhalten. Heißt Geld scheffeln, Schiffe platzieren und kolonisieren. Bei Kirchen ein ähnliches Bild. Geld scheffeln, Arbeiter vorhalten und Kirchen bauen. Das kann für den einen oder anderen vielleicht negativ sein, mich persönlich hat es bei keiner meiner Partien gestört. Wenn der Plan aufgeht, fühle ich mich dafür einfach zu sehr bestätigt.
Obwohl „Navegador“ nach „Imperial 2030“ erst mein zweites Mac Gerdts Spiel ist, kann ich mich selbst inzwischen als kleinen Fan bezeichnen. Ich kenne nur wenige Spiele, die mich thematisch so in den Bann ziehen können, mich mit interessanten Aktionen fesseln, ohne mich einem Regelwulst zu erschlagen.
Mein einziger Kritikpunkt sind die „Veredelungs-Joker“. Das sind die orangen Häuschen, die jeder Spieler zu Beginn hat. Hier wäre eine andere Farbwahl sicher besser gewesen. Sie sehen den gelben einfach zu ähnlich. Vor allem, wenn kein Tageslicht zur Verfügung steht und/oder man etwas farbenblind ist.
Aber sei es drum. Lieber finde ich dafür eine Lösung, als auf „Navegador“ verzichten zu müssen. Ein Spiel, das selbst meine Frau immer wieder fordert. Das ich mit Anfängern, wie Profis gleichermaßen spielen kann. Für mich auf jeden Fall ein moderner Klassiker, den ich nie wieder aus meiner Sammlung lassen werde.
Navegador
PD Verlag 2010
Autor: Mac Gerdts |
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Dauer: ca. 20 Minuten je Spieler |
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Spieler: 2-5 | |
Schwierigkeit: Einsteiger bis Profis |
Anmerkungen
Navegador – PD Verlag – 2010
- Erscheint bei PD-Verlag
- Für 2-5 Spielende und dauert ca. 20 Minuten je Spieler
- Am besten geeignet für
Spielstil – Wertung
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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