SPIELSTIL Rezension

Forum Trajanum – Huch! – 2018

Lesezeit: 4 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Stefan Feld
erschienen bei Huch!

Stefan Feld. Wenn dieser Name genannt wird gibt es zwei Gruppen von Spielern. Beide von ihnen bekommen feuchte Augen. Die einen aus Freude über einen neuen, komplexen Titel, der erfahren werden möchte. Die anderen aus Frust, weil ihnen das nicht gelingen möchte. Okay, es gibt noch eine dritte Gruppe. Nämlich Spieler wie mich, die genau dazwischen stehen. Mit einer gesunden Neugierde gehe ich an neue Spiele heran. Egal, wer der Autor ist. So wanderte dann auch „Forum Trajanum“ mehrfach auf meinen Tisch. Ob meine Augen dabei geschwitzt haben erfahrt ihr weiter unten.


Das ist der innere Zusammenhang des Dramas, dass jede Szene ein Bedürfnis erregen und jede eines befriedigen muss.

(Franz Grillparzer)

„Forum Trajanum“ ganz kurz zu beschreiben ist gar nicht so einfach. Ich versuche es trotzdem, werde aber garantiert mehr, als die gewohnten zwei bis drei Sätze brauchen. Jeder Spieler hat ein Tableau aus dem er je nach Vorgabe durch gezogene Ortskarten Bürger entfernt. Je nach Wahl geben diese einen Bonus. Zusätzlich können wir auf den frei gewordenen Bauplatz bauen. Dafür müssen wir passende Arbeiter abgeben. Bunte Gebäude helfen uns Gesandte auf einer gemeinsamen Fliesenfläche zu platzieren. Dort sammeln wir in der Wertung Siegpunkte für die Nähe zu Adler-Feldern und die größte zusammenhängende Fläche. Die grauen Gebäude geben uns wiederum einen jeweils eigenen Bonus aus Arbeitern, Siegpunkten oder noch viel mehr. Außerdem werden am Rundenende alle unterschiedlichen, grauen Gebäude einer Zeile gewertet. Damit es nicht zu einfach wird, steigt ihr Wert durch zuvor platzierte und bezahlte Bürger in der jeweiligen Zeile. Zuletzt gibt es noch Punkte für aktive Baukräne und die Trajanaufgabe dieser Runde. Letztere ist immer in eine Bau- und eine Sammelaufgabe unterteilt, welche beide mehrfach erfüllt werden können. Und, weil das Ganze noch nicht verkopft genug ist, sollten wir es noch irgendwie schaffen unsere Wertungsleiste voran zu treiben. Denn mit dieser schalten wir nach und nach immer höhere Punkteregionen für zusammenhängende Fliesen und die Trajanwertung frei. Wer dann nach zwölf Zügen (nach jedem vierten kommt es zur Wertung) die meisten Punkte hat gewinnt.

Dieser Abriss ist so kurz wie möglich und es fehlen tiefergehende Details. Viele davon zeigen wir euch in den folgenden Beispielszügen:

Auch, wenn wir dieses Beispiel von "Forum Trajanum" nur mit zwei Spielern präsentieren, wird es doch etwas umfangreicher.
Zu Beginn eines Zuges werden die obersten zwei Ortskarten aufgedeckt.
Diese geben die Zeile oder Spalte an, aus der wir ein Bürgerplättchen entfernen dürfen. Wir entscheiden uns für diese beiden und legen dabei den gelben Baukran frei.
Hinter den zwei Plättchen verbergen ich diese Bonusse.
Wir wählen eines aus und legen es auf unser Tableau. Das andere geben wir unserem Mitspieler, von dem wir auch eines erhalten.
Wir decken beide Plättchen auf. Nun dürfen wir eines davon wählen. Würden wir hier nun zwei weiße Figuren abgeben, dürften wir beide ausführen.
Wir entscheiden uns für diesen Bürger, den wir auf eines der passenden Bonusfelder legen.
Das beeinflusst unsere Wertungsleiste.
Diese wird umgedreht und dadurch verbessert (dazu bei der Abrechnung mehr).
Das Plättchen unseres Gegners legen wir offen neben unser Tableau.
Danach geben wir eine gelbe Figur aus unserem Vorrat ab.
Dafür bauen wir ein gelbes Gebäude auf unseren freien Platz.
Da wir einen Gesandten auf unserem Tableau haben, können wir diesen nun einsetzen.
Wir legen ihn auf eine gelbe Fliese. Da bisher noch keine angefangen wurde, können wir frei wählen. Ansonsten müssen wir eine Farbe jeweils erst komplett abschließen.
Unser Gegner wählt den Bonus, für den er zwei graue Arbeiter erhält.
Sein eigenes Plättchen legt er als Gesandten bereit. Unseres kommt offen neben das Tableau.
Danach gibt er eine graue Figur ab.
Mit dieser baut einer eine Siegessäule.
Dafür erhält er aktuell drei Punkte plus einen je aktiven Bürger. Davon hat er aktuell einen.
Somit darf er vier Punkte vorrücken.
Danach wechselt der Startspieler.
Erneut werden zwei Ortskarten aufgedeckt.
Wir wählen diese beiden Plättchen aus der auf den Ortskarten angegebenen Reihe und Spalte.
Erneut suchen wir uns eines davon aus und geben unsere Mitspieler das andere.
Unser Gegner wählt als Bonus ein Geld und einen grauen Arbeiter.
In seiner Bauphase gibt er einen grauen und einen blauen Arbeiter ab.
Dafür darf er das passende Doppelgebäude setzen.
Für das graue Gebäude darf er auf der zugehörigen Leiste ein Feld nach vorn gehen und erhält dadurch eine weiße und eine blaue Figur.
Danach legt er einen Gesandten auf eine blaue Fliese (passend zur Farbe seines Gebäudes).
Wir wählen als Bonus einen grünen und einen gelben Arbeiter.
In unserem Zug geben wir einen grauen, einen braunen und einen grünen Arbeiter ab. Mit dem braunen können wir dem grünen eine beliebige Farbe zuordnen.
Wir entscheiden uns für rot und platzieren deswegen ein grau-rotes Doppelgebäude.
Wir setzen einen Gesandten auf eine rote Fliese.
Außerdem gehen wir auf der passenden Leiste des grauen Gebäudes einen Schritt nach vorn. Dafür erhalten wir zwei braune Arbeiter.
Im nächsten Zug werden diese Orte aufgedeckt.
Da uns die Säule nicht passt geben wir eine weiße Figur ab.
Dies erlaubt uns, dass wir eine Zeile oder Spalte frei wählen dürfen. Wieder nehmen wir zwei passende Bürgerplättchen.
Als Bonus verwenden wir diesmal den linken. Wir erhalten eine weiße Figur.
Außerdem dürfen wir unsere Wertungsleiste nach rechts versetzen.
Etwas später im Zug komplettieren wir die gelbe Fliesenfläche.
Das erlaubt uns einen Flächenbonus zu wählen.
Wir entscheiden uns für das Verschieben der Wertungsleiste. Da wir den passenden Bürger (Geldsack) haben, wandert die Leiste bis zur nächsten Pinie, anstatt nur ein Feld verschoben zu werden.
Wir springen etwas weiter. Nach jeweils vier Zügen endet eine Phase. Danach kommt es zur Wertung. Zuerst müssen wir unsere aktiven Bürger bezahlen. Je Zeile ein Goldstück. Wir entscheiden uns, dass wir beide bezahlen.
Zuerst werten wir die Adlerfelder. Alle an die Adler angrenzenden Gesandten geben uns einen Punkt. Da wir den passenden Bürger haben, zählen für uns nicht nur die orthogonalen, sondern auch die diagonalen Felder. Macht also drei Punkte.
Danach schauen wir ob wir aktive Baukräne haben. Bei uns liegt der gelbe Kran offen. Wir erhalten also für jedes gelbe Gebäude auf unserem Plan drei Punkte. (In Phase zwei sind es zwei, in Phase drei ein Punkt). So haben wir weitere neun Punkte gesammelt.
Danach wird der Kran auf die inaktive Seite gedreht. Er kann in diesem Spiel nicht mehr gewertet werden.
Als nächstes sind die grauen Gebäude an der Reihe. Wir zählen in jeder Zeile die Anzahl an unterschiedlichen, grauen Gebäude. Jedes davon ist so viele Siegpunkte Wert, wie die Spalte links angibt. Je mehr aktive Bürger wir dort haben, desto mehr Punkte sind die Gebäude wert. Für uns sind es insgesamt leider nur zwei Punkte.
Danach prüfen wir die Trajanwertung. Im oeren Bereich ist angegeben, dass wir zwei direkt übereinander gebaute, unterschiedliche graue Gebäude brauchen. Unten, dass wir zwei braune Arbeiter und eine Münze im Besitz haben müssen.
Wir können beides vorweisen.
Je erfüllter Bedingung wandern wir laut unserer Wertungsleiste fünf Punkte vorwärts (siehe Klammer über dem goldenen Trajanfeld). Wir dürfen jede Trajanaufgabe in ihrer Phase beliebig oft erfüllen und erhalten jedes Mal dafür Punkte.
Zuletzt zählen wir noch die größte, zusammenhängende Fläche an Gesandten. Diese liegt bei uns bei vier.
Laut Wertungsleiste erhalten wir für vier Flächen drei Siegpunkte.
Damit haben wir es in Phase eins auf 27 Siegpunkte geschafft.
Die Siegessäule wird nun eine Stufe erhöht. Ab nun ist der Bau der Säule zwei Punkte plus einen je aktivem Bürger wert.
Wurden alle drei Phasen mit jeweils vier Zügen abgeschlossen gewinnt der Spieler, der die meisten Punkte hat.

Wenn ich mich im Zusammenhang des Universums betrachte, was bin ich?

(Ludwig van Beethoven)

Christian meint:

„Forum Trajanum“ ist für Regelerklärer ein Monster. Nicht, weil die Regeln wirklich arg kompliziert sind, sondern weil man beobachten kann, wie sich viele Fragezeichen über den Köpfen der Mitspieler bilden. Denn die Zusammenhänge sind alles andere, als leicht zu durchschauen. So wird auch etwa eine halbe Partie vergehen, bis man sich einen ersten Überblick verschafft. Denn, Wege gibt es viele und sie bis zum Ende zu gehen ist gar nicht so einfach.

Nicht nur das eigene, spielerische Geschick und die Planung ist hier wichtig, sondern eben auch ein nicht ganz unerheblicher Anteil Glück. Denn die Bürgerplättchen, die wir ziehen oder von unseren Mitspielern erhalten entscheiden zu einem großen Maß, welche Möglichkeiten uns offenstehen. Oder anders gesagt, möchte ich durch graue Gebäude punkten, werde ich das nur schaffen, wenn ich auch genügend graue Arbeiter erhalte. Somit besteht ein großer Teil der Partien daraus zu überlegen, wie ich aus meinen mir vorhandenen Mitteln die meisten Punkte herausschlagen kann. Dementsprechend anfällig ist „Forum Trajanum“ natürlich für eine Analysis Paralysis. Zumindest, wenn die Bereitschaft dazu da ist. Ich spiele ja sehr gerne mit Paul, da er genauso tickt, wie ich. Und wie hat er es mal benannt: „Ich bin bereit bis zu einem gewissen Punkt vorauszuplanen. Irgendwann kippt das, dann spiele ich aus dem Bauch heraus.“ Dieser Punkt ist bei „Forum Trajanum“ sehr schnell erreicht. Aus dem Bauch heraus ist eine Partie dann auch recht schnell bewältigt. Nicht allzu erfolgreich im Punktesektor, sondern zwischen 70 und 80 liegend, dafür aber in der Hälfte der Zeit, die man für ein total überlegtes Spiel gebraucht hätte.

Aber mir fehlt die Bereitschaft mich bei „Forum Trajanum“ mehr reinzuhängen. Dafür kommt es mir zu bieder und mit zu viel Verwaltungsaufwand daher. Die Thematik will sich nicht so richtig zeigen, so dass ich zwar Spiele, aber nicht wirklich gefesselt bin. Wobei ich verschiedene Partien erlebt habe. Einige hatten mir richtig Spaß gemacht, die anderen waren ok, aber nicht wirklich weltbewegend. Beides hielt sich mit jeweils 50 % die Waagschale.

Endgültig würde ich jedoch sagen, dass „Forum Trajanum“ für mich ganz ok ist. Ich würde es wieder spielen, bevorzuge dann aber doch andere Titel, die weniger ein Geheimnis daraus machen, wie sie zu bewältigen sind. Wer jedoch genau diese geistige Herausforderung im Spiel sucht, der kann bedenkenlos zugreifen. Denn hier werdet ihr gefordert.


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Forum Trajanum

Huch!


Autor: Stefan Feld
Dauer: ca. 60 – 120 Minuten je Kapitel
Spieler: 2 – 4
Schwierigkeit: Profis

Anmerkungen

Forum Trajanum – Huch! – 2018 von Stefan Feld

  • Erscheint bei Huch!
  • Für 2 – 4 Spielende und dauert ca. 60 – 120 Minuten je Kapitel
  • Am besten geeignet für Experten

Spielstil – Wertung

Christian:

5/10

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.

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Written by Christian Renkel
Christian liebt Brett- und Videospiele mehr, als ausreichenden Schlaf. Dabei ist ihm am wichtigsten, dass er in der jeweiligen Welt versinken kann. Egal, ob es die geschickte Mechanik oder die überkochende Emotion ist.

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