Schon Rammstein wussten, dass der Wahnsinn nur eine schmale Brücke ist. In dem Gothic-Horror Spiel „Deranged“ ist dieser sogar nur eine Karte entfernt, so dass er theoretisch jeden von uns ereilen kann. Und wie wir wissen gibt es hierfür nur eine Heilung. Einen Mitspieler über den Jordan schicken. Kann uns diese Gefahr den Schlaf rauben oder ist am Ende gar nicht alles so schlimm, wie es scheint? Wir haben das Spiel mit der Alpha-Version der Regeln gespielt.
Man findet Mittel, den Wahnsinn zu heilen, aber keine, um einen Querkopf einzurenken.
(Francois VI. herzog de La Rochefoucauld)
Wir alle sind verflucht. Zumindest, was „Deranged“ angeht. Hier startet jeder Spieler mit zwei Flüchen. Diese gilt es los zu werden, während wir uns durch ein heimgesuchtes Dorf bewegen. Aktionen lösen wir über einzelne Karten unseres Decks aus. Mit diesen können wir uns bewegen, suchen, angreifen und verteidigen. Bricht dann die Nacht herein stellt sich heraus, wer von uns wahnsinnig ist. Dieser Zustand kann nur durch die Mitspieler gelöst werden. Entweder in einem erfolgreichen Ritual oder dadurch, dass der Wahnsinnige einen von ihnen tötet. Doch der Tod ist nicht das Ende, denn wir kommen immer wieder.
Schaffen wir es dann am Ende der letzten Nacht ohne Fluch oder Wahnsinn auf dem Ausgang zu stehen, gehören wir um Kreis der glücklichen Gewinner.
In dieser Galerie findet ihr ein paar Beispiele für den Spielablauf:
Mit jeder unerzwungenen Handlung suchen wir eine persönliche Befriedigung, wenn wir nicht wahnsinnig oder heilig sind.
(Theodor Herzl)
Christian meint:
„Deranged“ ist Ameritrash in purer Form. Das komplette Spiel zielt mehr auf Atmosphäre ab, als auf ein ausgeglichenes Spiel. Denn im Grunde genommen ist alles willkürlich. Wer zum Wahnsinnigen wird, welche Gegenstände wir finden, wo Monster auftauchen. Alles passiert ohne, dass wir etwas beeinflussen könnten. Wobei, so ganz stimmt das dann auch wieder nicht. Es gibt ein paar, wenige taktische Entscheidungen zu treffen. Dann, wenn wir im Semi-Kooperativen Spiel zusammen spielen.
Dann können wir gezielt Monster besiegen, Flüche beseitigen und Wahnsinn heilen. Dann haben wir ein relativ einfaches Spiel vor uns, welches zwar ein paar kleine Herausforderungen bietet, welche aber größtenteils ohne Probleme zu bewältigen sind. Das ist auch wichtig, denn das Spiel möchte, dass wir gegeneinander agieren, da könnte ein zu hartes Spiel eher frustrierend sein. Es schickt einen Wahnsinnigen aus, damit dieser menschliche Mitspieler angreift. Es lost die Rolle eines Killers zu, der seine Belohnung nur dadurch bekommt einen Mitspieler umzubringen. Doch auch das kann eine Gruppe, die rein logisch vorgeht verkraften und einplanen. Aber dann wird das Spiel auch eher langweilig. Es braucht thematische Spieler. Diejenigen, die in ihrer Rolle aufgehen, mal auf den Putz hauen wollen oder einfach Freude daran haben, wenn das Gesicht eines Mitspielers entgleist, wenn man eine getroffene Vereinbarung nicht einhält.
Die Regeln sind entgegen anderen Ameritrash Spielen sehr einfach gehalten und haben nicht hunderte Ausnahmeregelungen für einzelne Spielsituationen. Das führt dazu, dass ein Einstieg sehr einfach ist. Auch optisch macht das Spiel auf mich einen sehr guten, wenn auch ungewöhnlichen Eindruck. Die Optik, die aus alten Grusel-Comics stammen könnte, passt für mich persönlich wie die Faust aufs Auge.
Wir hatten unseren Spaß mit dem Spiel. Wobei mir dann doch die tatsächlichen Gründe gefehlt haben mich gegen die Gruppe zu stellen. Auch, dass die drei Tage und zwei Nächte vor dem Finale eher ein nettes Geplänkel sind, anstatt bereits hier langsam Druck aufzubauen, könnte man noch verbessern. Die Suche nach Ausrüstung sollte weniger willkürlich sein, so dass der Mini-Deckbuilding Aspekt mehr zum Tragen kommt. Man kann mit „Deranged“ eine gute Zeit haben, jedoch hängt diese stark von den Mitspielern ab. Denn als Koop-Rätsel ist das Spiel lediglich in Ordnung. Die Würze kommt mit dem Verrat.
Wer Lust darauf bekommen hat, das Spiel selbst auszuprobieren, hat in Essen die Möglichkeit. Am Stand 1-E151 werden Demo-Runden angeboten. Das Spiel selbst ist für einen Release in 2020 vorgesehen.
Deranged
Hobby World
Autor: German Tikhomirov | |
Dauer: ca. 60 – 120 Minuten | |
Spieler: 3 – 6 | |
Schwierigkeit: Fortgeschritten |
Deranged – Hobbby World – 2019
- Erscheint bei Hobby World
- Für 3 – 6 Spielende und dauert ca. 60 – 120 Minuten
- Am besten geeignet für Einsteiger
Spielstil – Wertung
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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