Die SPIEL 2021 – Mein erstes Mal auf der Spiel! Brettspiele, Rollenspiele, Neues, Altes, Verrücktes ohne Ende! Bisher kenne ich Messen und Ausstellungen nur aus beruflicher Sicht und empfand sie oft als stressig. Die Vorstellung, mich mit Tausenden anderen Menschen durch enge Hallen zu schieben, hat mich jedes Jahr so lange zögern lassen, bis es dann einfach zu spät war. (Ein echter Fall von Superprokrastination). Ich wähnte dieses Jahr als meine Chance. Durch die allgegenwärtige und widerwärtige Covid-19-Pandemie wurde ein Hygienekonzept definiert, das den Besucherstrom etwas(!) zügeln und regeln sollte. Also haben sich die Landeier Thorsten und Robert mit dem ICE vom Bodensee gen Essen aufgemacht. Wie das mit der Bahn war erspare ich Euch mal 🙁 .
Doing the Corona dance
Es war klar, dass diese Spiel, wie eingangs erwähnt, anders als die Vorherige sein würde. Direkt beim Einlass wurde vom teilweise schon genervten Personal immer wieder gefordert, man solle doch den Abstand einhalten. Was gut gemeint, aber völlig sinnlos war. Schon in der Halle hatte jeder vergessen, was das Abstandsgebot der Stunde war. Das ging mir genauso. Es wäre auch räumlich gar nicht möglich gewesen und das, obwohl dieses Jahr die Gänge anscheinend breiter waren.
Um überhaupt das Gebäude betreten zu dürfen, mussten wir alle brav unser Impfzertifikat zeigen. Leider ohne dass irgendwelche Ausweisdokumente geprüft wurden. Man hätte also die Hälfte der Besuchenden mit demselben Zertifikat hinein schleusen können. Ich unterstelle das aber bestimmt niemandem! Es fühlte sich nicht besonders konsequent an, wobei das an anderen öffentlichen Orten ebenfalls selten geschieht. Mir ist dabei auch klar, dass es den Einlass deutlich länger gestreckt hätte.
Innerhalb der Messe aber waren meines Erachtens alle Gäste und Ausstellerinnen immer bedacht, die Maske korrekt zu tragen. Auch die Luft habe ich immer als frisch, nicht verbraucht oder stickig empfunden. Prima Sache.
Die SPIEL 2021 selbst
Wenden wir uns den wirklich wichtigen Dingen zu, es wird Zeit 🙂
Die Hard Facts:
- Aussteller: 620 aus 41 Nationen, verteilt auf 6 Hallen (2019: 1200)
- Besucher: 93600 (2019: über 200.000)
- Neuerscheinungen: Mehr als 1000 (2019: über 1500)
Insgesamt war die Spiel’21 damit deutlich kleiner als noch 2019. Aber lassen wir 2019 hinter uns und schauen auf das aktuelle Jahr.
Für mich ist die Spiel mehr als die Summe der Einzelteile, die für sich gesehen schon richtig gut sind. First and foremost, natürlich die Aussteller mit ihren. Am ersten Tag bin ich durch die ersten fünf Hallen geschlendert und war tagsüber völlig im Glück, um am Abend dann im völligen Brettspiel Overload zu sein. Es gab so viele neue Eindrücke, interessante und spannende Spiele zu sehen. Ich musste abends erst das Gesehene verdauen und neu sortieren. Danach waren wir schon deutlich geplanter, geordneter und zielgerichtet. Am zweiten Tag hat sich der Fokus von den Hallen 1 und 2, auf die mit den höheren Nummern verschoben.
In den ersten beiden Hallen und teilweise 3 sind die großen Namen und üblichen Verdächtigen, während in den anderen die kleineren oder eher gänzlich unbekannten sind. Hier findet man etliche Kleinstbetriebe, die ihre fehlende Größe durch Motivation mehr als nur wettmachen. Ich finde es schön wenn Menschen mit so viel Hartnäckigkeit ihren Wunsch verfolgen ein Brettspiel zu erschaffen.
>Die Ausstellenden auf den Ständen waren wirklich extrem freundlich und zuvorkommend. Mir gefiel besonders, dass das auch galt, wenn man nicht gleich mit dem grünen Presseausweis wedelte. Natürlich hat man teilweise gemerkt, dass sie von der Situation gestresst sind. Es ist schon eine anstrengende Zeit auf so einem Stand. Besonders an den Tischen hat es mich völlig begeistert, wie die Erklärbären zum 50. Mal an diesem Tag jemandem ein Brettspiel beibrachten und trotzdem auf Fehler und Nachfragen freundlich eingingen. Zumal es mit der Maske nochmals schwieriger war. Es fiel mir wegen der Lautstärke oft schwer, den Erklärungen zu folgen, wenn ich nicht direkt am Tisch saß, sondern nur interessiert dabei stand. Hut ab, ich weiß nicht, ob mir das so gut gelungen wäre.
Das Ganze wäre natürlich ein lebloser Haufen ohne das Publikum. Man merkte, dass es hier um Hobby und nicht um Big Business wie bei anderen Messen geht. Trotzdem fand ich es großartig, wie entspannt und freundlich alle waren. Es gab kein drängeln, schubsen oder unfreundliche Worte an irgendeiner Schlange oder einem Tisch.
Brettspiel-Trends?
Nach den Tagen auf der Spiel’21 haben wir uns gefragt, gibt es etwas Neues, den „Dernier Cri“ (aka der heiße Sch..ß) ohne den man bei Brettspielen einfach nicht mehr auskommt? Wir konnten keine wirklich neuen Spieltypen oder Mechanismen ausmachen. Viel mehr wird bereits Bekanntes mehr oder weniger neu interpretiert und zusammengefasst.
Exit oder (Mörder-) Mystery Spiele sind nach wie vor ein großes Ding. Ich kann den Wunsch nach Entdeckung oder einer spannenden Geschichte, die sich im Spiel entfaltet, absolut nachvollziehen. So sind auch Spiele, die ein Thema wirklich gut abbilden, sehr sehr beliebt. Rein abstrakte Spiel findet man selten und haben es aktuell eher schwer. Project-L ist hier eine Ausnahme. Und eher der Tatsache geschuldet, dass Spiele bei denen gepuzzelt wird noch immer sehr gut ankommen.
Kooperative Brettspiele haben sich fest etabliert. Gemeinsam in einer Gruppe gegen das Spiel zu kämpfen und es dann zu meistern, kann sich grandios anfühlen. Ich freue mich da durchaus, dass es weitere Spiele aus dieser Ecke gibt.
Und natürlich Kickstarter, kein Spieletrend, aber immer öfter und immer mehr. Für viele kleine und große Häuser ein Weg zur Realisierung eines Brettspiels. Gerade für die Kleinen ist es oft der einzige Weg, um überhaupt eine eigene Idee umzusetzen. Für uns als Rezensenten wird es dann manchmal kompliziert. Teilweise habe die Studios nur wenige Vorserienexemplare (manchmal nur 5 im Falle von I.C.E oder eines bei Silver Coin) für Rezensionen zur Verfügung. Diese werden dann kreuz und quer von einem Reviewer zum anderen durch Europa geschickt.
Verpflegung
Messen und essen ist ein echtes Spannungsfeld, das sich typischerweise unter dem Titel „Teuer, dafür aber wenig und schlecht“ zusammenfassen lässt. Auf der Spiel habe ich das nicht ganz so empfunden. Natürlich war nichts wirklich günstig, was man an einigen Selbstversorgern sehen konnte. Ich fand die Preise aber nicht so ungezügelt, dass man „Wucherei“ hätte schreien können. Sogar die Qualität war zumindest von dem, was ich gegessen hatte, völlig in Ordnung. Aber das ist wie immer Geschmacksache. Was ich aber wirklich vermisst habe, waren mehr Sitzgelegenheiten in der Galeria. Gerade um die Mittagszeit war es da schon sehr voll und dicht (Abstand anyone?). Der Platz für einige Reihen mehr Biertischgarnituren wäre durchaus da gewesen.
Nochmal?
Alles in allem war das für mich eine Mischung, die ich gerne wieder haben möchte. Ich freue mich auf die Spiel’22, die vom 6.10 bis zum 9.10 sein wird. Auch keine schlechte Location um Geburtstag zu feiern. Läuft!
Wahrscheinlich wird die kommende Messe wieder grösser sein, mit mehr Ausstellern und Neuerscheinungen stattfinden. Ich bin gespannt und werde euch wieder berichten!
Lust auf mehr SPIEL 2021?
Thorsten ist unser Messe Veteran. Doch diesmal war sein Besuch anders als sonst von eher kleineren Verlagen geprägt. Was er dabei alles entdeckt hat, erzählt er euch hier:
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