SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 1 Minute
Ein Spiel entwickelt von Johannes Goslar, Roland Goslar, Søren Schaffstein
erschienen bei Corax Games
Ihr könnt Stichspiele nicht mehr sehen, weil doch eh alle irgendwie gleich sind? Wir haben einen Trumpf, legen Karten, die höchste gewinnt. Ende. Nicht so bei „Half-Pint-Heroes“. Denn hier ist Poker die Grundlage. Und es gibt Schießereien. Also eine gute Grundvoraussetzung?
(Sprichwort)
Ist man am Zug spielt man beliebig viele Handkarten aus. Aus dieser und offenliegenden Karten in der Tischmitte bildet man eine Pokerkombination. Die anderen Spieler folgen im Uhrzeigersinn. Hat jeder Karten ausliegen, wird geprüft, wer die höchste Kombination gespielt hat, dieser erhält den Stich. Ziel ist es die zuvor angesagte Stichzahl zu erreichen. Denn Punkte gibt es je Stich, für das erreichte Ziel und eine erfolgreiche Wette gegen einen unserer Mitspieler. Doch Vorsicht. Schafft es ein Spieler drei Stiche in Folge zu machen gehen alle anderen leer aus. Und wer fünfmal seine Ansage erfüllt kann mit einer weiteren siegreich aus dem Spiel gehen, egal wie viele Punkte er gesammelt hat.
(Max Dauthendey)
Das erste, was einem bei „Half-Pint-Heroes“ auffällt ist das liebevolle Design. Karten, die wie Bierdeckel aussehen, diverse Anspielungen auf die Spielszene und Musik-Sternchen, sowie die wertigen Pokerchips machen schon Lust auf das Spiel. Davor steht jedoch die Regel, die mehr als einmal dafür sorgt, dass man sich fragt, was einem Corax Games nun eigentlich sagen möchte. Regeldetails, die kompliziert formuliert klingen, aber in der ersten Partie einfach in Fleisch und Blut übergehen. Auch das Spiel an sich, welches erst einmal verstanden werden muss, da es doch etwas ungewöhnlich ist. Man kann sich nur teilweise auf Vorwissen berufen und benötigt dementsprechend etwas Zeit, um mit Karten, Stichen und Abrechnung zurecht zu kommen. Wobei alles kein Hexenwerk darstellt, sondern einfach anders ist.
Das Spiel selbst kann unglaublichen Spaß machen, wobei vieles hier von der Gruppe getragen wird. Denn das System, welches auf den ersten Blick interessant wirkt, weist Schwächen auf. Habe ich einen wirklich hochwertigen Stich auf der Hand (Beispiel ein Full House, eine Straße oder einen Flush) gehen dafür so viele Karten drauf, dass ich während den restlichen Stichen eigentlich nur noch Beisitzer bin. So fühlt sich ein gutes Blatt auf den ersten Blick zwar mächtig an, aber meine Wette wird davon nicht großartig beeinflusst.
Erstaunlich oft komme ich auf einen Stich heraus. Zumindest, solange meine Mitspieler mich nicht reinreiten und mir Stiche zuschustern, mit denen ich nie gerechnet hätte. Dementsprechend sind Ansagen sehr häufig bei einem Stich zu finden.
In kleinen Runden spielt sich „Half-Pint-Heroes“ taktischer. Hier kommt man auch mit der „Karten aufsparen“ Strategie durch. Man hält sich zurück, bis alle aus der aktuellen Stichrunde sind, um mit einem hämischen Grinsen die letzten drei Stiche und damit jegliche Bemühungen der anderen zunichte zu machen. Das chaotische Element, bei dem man sich als Spielball fühlt, kommt nur in größeren Runden hervor. Und genau das braucht „Half-Pint-Heroes“. Zwar dauert das Spiel dann länger, aber – und ich kann es nicht oft genug betonen – mit der richtigen Gruppe zündet das Spiel hier. Man muss sich gegenseitig foppen und die Züge abwertend kommentieren. Ohne dieses Meta-Spiel der Gefühle würde nur ein Stichspiel bleiben, welches gegen die direkteren Kollegen den Kürzeren ziehen würde.
Half-Pint-Heroes – Corax Games – 2017 von Johannes Goslar, Roland Goslar, Søren Schaffstein
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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