Wir alle wissen, dass „Photosynthese“ ein Vorgang ist, in dem energiearme in energiereiche Stoffe umgewandelt werden. Für Pflanzen bedeutet das, dass sie für sie lebenswichtiges Wasser, Kohlendioxid und Licht umwandeln. Das Abfallprodukt daraus ist Sauerstoff, was für uns recht praktisch ist. Bleibt uns schließlich mehr Zeit Gedanken fürs Spielen aufzuwenden, als für: „Hilfe! Ich ersticke.“
Und so haben wir uns daran gemacht, unseren uns zur Verfügung stehenden Sauerstoff zu verwenden, um einen Blick auf Bäume zu werfen, die aus toten Bäumen gemacht wurden. Was wir dabei herausgefunden haben lest ihr weiter unten.
Bäume predigen das Urgesetz des Lebens.
(Hermann Hesse)
In „Photosynthese“ breitet sich jeder Spieler mit seiner Baumgattung aus, lässt diese wachsen und Sonnenpunkte – die zentrale Währung des Spiels – sammeln. Man wirft Schatten, wird geboren, wächst und stirbt. All das, um im ewigen Kreislauf des Lebens Siegpunkte zu generieren und unsere Gegner zu behindern. Denn nur, wer am Schluss die meisten Punkte hat, gewinnt „Photosynthese“.
In dieser Galerie findet ihr einen kurzen Ablauf des Spiels:
Das Erlebnis eines Frühlingswaldes kann dich mehr über den Menschen lehren, über Moral, das Böse und das Gute, als alle Weisen.
(William Wordsworth)
Man könnte „Photosynthese“ als das Dark Souls der Brettspielwelt bezeichnen, derart unbarmherzig kommt es daher. Denn, was auf den ersten Blick wie ein kleiner, gemütlicher Spaß wirkt, ist ein harter Kampf ums Überleben. Bereits nach kurzer Zeit kann ein Spieler schon derart abgeschlagen sein, dass er eigentlich keine große Rolle mehr innehat. Dabei bedarf es auch der einen oder anderen unliebsamen Entscheidung, die dann wie ein Tritt in die Weichteile wirkt, um siegreich zu sein. Das muss einem liegen, sonst hat man bei „Photosynthese“ keinen Spaß. Ich persönlich mag, wenn es auch mal zu Sache geht, weswegen hier das Spiel einen Pluspunkt bei mir gesammelt hat. Endlich wieder ein Titel mit direkter, gnadenloser Interaktion.
Mich stört eher das recht abstrakt wirkende Spielerlebnis. Gerade die schöne Aufmachung fordert förmlich dazu auf ein wundervoll thematisches Spiel zu erwarten. Was jedoch hinter der Fassade steckt ist genau das Gegenteil davon. Ich liebe es in einem Spiel zu versinken. Gerade gestützt durch das Material war meine Erwartung natürlich entsprechend. Desto ernüchternder war dann auch die erste Partie. Schade, denn das Thema an sich ist so herrlich unverbraucht, dass es ruhig etwas mehr Beachtung hätte finden können. So könnte ich genauso gut Säulen mit Sonnenuhren platzieren. Es würde sich genauso anfühlen.
Etwas unglücklich ist auch ein Teil des Ablaufes, dem ein etwas eleganteres Design gut getan hätte. Die Aufteilung in Tableau – also dem Markt zum Kaufen – und persönlichen Vorrat bremst und verlängert dadurch das Spiel. In Videospielen wäre das Äquivalent dazu unnötiges „Backtracking“. Also das erneute Besuchen von Gebieten, die man bereits abgeschlossen hat, ohne etwas wirklich Wichtiges machen zu müssen. Vielleicht hatte man einfach auch nur eine weitere Aktion benötigt, weil sonst gefühlt zu wenig da gewesen wäre? Denn auch mit der Trennung von Markt und Vorrat sind die Regeln schön schlank. Man kann neue Spieler schnell integrieren, ohne sie zu überfordern. Zumindest, was die Regeln angeht.
Über das Material muss ich eigentlich kaum Worte verlieren. Es ist, wie oben bereits erwähnt, wunderschön und stimmig. Das Spielfeld sieht einfach toll aus, wenn der Wald zu wachsen beginnt. Weniger schön sind die Spielertableaus, die sich – zumindest in unserer Ausgabe – zu biegen begonnen haben. Nicht stark, aber spürbar. Außerdem hätte ich persönlich für die Sonnenpunktmarker etwas größeres, Praktikableres genommen.
Auch, wenn ich diverse Probleme mit dem Spiel habe, würde ich es mit der richtigen Runde erneut spielen. Ich würde es nicht bevorzugen, mich aber auch nicht dagegen wehren. Wer die Herausforderung sucht und abstrakten Spielen nicht ablehnend gegenübersteht, kann hier bedenkenlos zugreifen. Harmonieliebende und stark thematische Spieler würde ich zu einem anderen Spiel raten.
Photosyn- these
Asmodee 2018
Autor: Hjalmar Hach | |
Dauer: ca. 10 – 15 Minuten je Spieler | |
Spieler: 2 – 4 | |
Schwierigkeit: Einsteiger |
Anmerkungen
Photosynthese – Asmodee – 2018
- Erscheint bei Asmodee
- Für 2 – 4 Spielende und dauert ca. 10 – 15 Minuten je Spieler
- Am besten geeignet für Einsteiger
Spielstil – Wertung
Hinweis:
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