Strafzölle, Abgasskandale, gefälschte Testergebnisse. Alles Dinge, mit denen wir uns glücklicherweise in „Automania“ nicht auseinandersetzen müssen. Wir kümmern uns um die schönen Seiten des Autobauens. Autos, Märkte, Verkäufe und Prämien. Letztere nicht in Form von VW-Manager-Boni, sondern Siegpunkte. Aber das ist genauso befriedigend. Da fällt mir ein, vielleicht sollte man mal ein Spiel herausbringen, bei dem alles gefordert wird. Baue Autos, betrüge, was das Zeug hält und lass dich nicht erwischen. Wer zum Schluss die meisten Prämien einfahren konnte gewinnt… Aber bis dahin beschäftigen wir uns mit „Automania“ einem Familien-Wirtschafts-Workerplacement.
Fährst du immer im Kreis, dann wird der Motor ganz heiß.
(Die Ärzte – „Mein Freund Michael“)
In Automania setzen wir unsere Arbeiter ein, um auf der einen Seite unsere Firma stetig zu verbessern und auf der anderen Seite Aufträge zu sammeln und Autos zu bauen. 3 verschiedene Produktionsstraßen stehen hierzu zur Verfügung. Auf jeder wird etwas anderes gefertigt. Beliefert werden zwei unterschiedliche Märkte mit jeweils anderen Anforderungen. Doch nur wer geschickt handelt kann genügend Siegpunkte sammeln und gewinnen.
Bebilderte Beispielszüge findet ihr in der folgenden Galerie.
Ein Geschäft, das nur Geld einbringt, ist ein schlechtes Geschäft.
(Henry Ford)
„Automania“ erfindet das Rad um Workerplacement Spiele nicht neu. Setze Arbeiter ein und nutze, was du mit ihnen besetzt. Somit fühlt man sich hier auch sofort Zuhause. Dabei bietet das Spiel aber nicht nur aufgewärmtes, sondern auch neue Ideen. Eben als Beispiel die Produktionsstraßen und die mit ihnen zu erfüllende Bedürfnisse des einzelnen Marktes. Hier sollte genau überlegt werden, wie man seine Fabrik ausbaut. Wobei mehrere Wege zum Ziel führen. Es bringt nichts, jedes Mal die 6 Siegpunkte des Europäischen Marktes einzufahren, wenn man dafür die Aufträge links liegen lässt.
Der Einstieg in „Automania“ ist etwas holprig, da man in der ersten Partie nicht so ganz weiß, was man denn nun tut. Das legt sich jedoch ab der zweiten Partie. Ab dann erkennt man dass „Automania“ ganz solide Spielekost ist, mit der man auch Spieler, die in den Anfängen ihrer Karriere stehen, gut unterhalten kann. Wie bei vielen anderen Spielen mit Siegpunkten ist auch „Automania“ ein fruchtbarer Boden für Analysis Paralysis anfällige Gegner. Zum Glück nicht ganz so schlimm, wie bei „ausgewachsenen“ Euro-Spielen. Denn die Aktionen sind allesamt recht übersichtlich. Das mag den einen oder anderen Hardcore Spieler unterfordern, aber zum Heranführen und einem unterhaltsamen Spiel ist es mehr als ausreichend. Die Ansprüche ändern sich auch von Zeit zu Zeit. Wo ich früher einfach noch die Zeit hatte ein komplettes Wochenende mit einer Partie „Twilight Imperium“ in voller Ausbaustufe und maximaler Spieleranzahl zu verbringen, greife ich heute lieber nach kürzerer Kost. Bin ich deswegen schlechter unterhalten? Mitnichten.
Die Optik gefällt mir an „Automania“ besonders gut. Ich weiß, bei manchen Spielern stößt die Comic-Aufmachung auf wenig Gegenliebe. Ich persönlich mag jedoch Spiele, die aus dem Einheits-Euro-Brei herausbrechen. Sei es vom Thema oder eben der eingesetzten Grafik. Und das macht „Automania“ meiner Meinung nach genau richtig. Es ist schön bunt und ansprechend. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber dadurch ist die Hürde neue Spieler von seinem Hobby zu überzeugen entsprechend niedriger.
Aber es ist nicht alles Gold, was glänzt. Denn Automania ist zwar ein gutes Spiel, wird euch aber keine epischen Momente bieten. Dafür steckt es zu sehr in der trockenen Euro-Schublade. Egal, wie es aussieht. Alles ist planbar, ein Plan B eigentlich stets verfügbar. Man hat so gut wie immer ein Netz und doppelten Boden. Ich kenne genügend Spieler, die so etwas immer wieder kritisieren. Mich persönlich stört es weitaus weniger, seitdem ich mal in einer mehrstündigen Partie „Im Wandel der Zeiten“ feststeckte, in der ich nichts mehr machen konnte, weil ich das Spiel für mich an die Wand gefahren hatte. Mir ist es wichtiger, dass alle am Tisch ihren Spaß haben.
Somit kann ich „Automania“ Spielern empfehlen, die sich an das Thema Worker-Placement heranwagen möchte, die keine Würfel in Spielen brauchen und auch nichts dagegen haben, dass der Sieger im Normalfall erst am Ende feststeht.
Automania
Asmodee 2017
Autor: Kristian A. Ostby, Kenneth Minde |
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Dauer: ca. 15 – 20 Minuten je Spieler |
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Spieler: 2-4 | |
Schwierigkeit: Einfach |
Anmerkungen
Automania – Asmodee – 2016
- Erscheint bei Asmodee
- Für 2-4 Spielende und dauert ca. 15 – 20 Minuten je Spieler
- Am besten geeignet für Einsteiger
Spielstil – Wertung
Hinweis:
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