Es gibt Spiele, die ohne Crowdfunding wohl nie das Licht der Welt erblickt hätten. So auch „Tudor“. Verzierte Plastikringe, die auf Sichtschirmhänden aufgesteckt werden, dürfte jedenfalls in vielen Redaktionen für ein gewisses Stirnrunzeln sorgen. Zumindest dann, wenn es um das klassische Verlagswesen geht. Aber zum Glück gibt es eine Community, die diese beschriebenen Ideen als interessant genug erachten, um Geld bereit zu stellen. Denn sonst hätte es „Tudor“ in der vorliegenden Version wahrscheinlich nie gegeben.
Intrigen sind das Nebengeräusch der Politik
(Kurt Biedenkopf)
In „Tudor“ ringen die Spieler um Siegpunkte am Hofe von Heinrich VIII. Dazu setzen wir Bittsteller ein, die von unseren Fürsten erhört werden und daraus Aktionen generieren. Mit diesen nehmen wir die schweren Wege zu den Beraterstellen in Kauf und sammeln dabei fleißig Staatsplättchen. Doch auch die Siegelringe sollten beachtet werden und auf den richtigen Fingern stecken.
Die zu Spielbeginn ausgelosten Bedingungen geben an, wofür es Punkte gibt. Wer geschickt agiert, erhält die meisten davon und gewinnt das Spiel.
In dieser Galerie zeigen wir euch ein Beispiel zum Spielablauf:
Ein Diplomat, der sich über Intrigen beschwert, beschwert sich über sein Metier.
(Hans Kasper)
„Tudor“ ist ein Spiel, das irgendwo zwischen leichter und mittlerer Komplexität liegt und interaktive Elemente aufweist. Mitspieler müssen richtig eingeschätzt werden, um ein Maximum an sinnvollen Aktionen auslösen zu können. Allein, dass man mit dem Fürsten steuern kann, welche Räume überhaupt in Frage kommen, ist ein interessanter Aspekt, der einige Grübeleien hervorruft.
Der Ablauf selbst ist nicht allzu schwer und geht durchaus flott von der Hand, ohne beliebig zu wirken. Wobei die Spielsituation eigentlich recht offen erkennen lässt, was als nächstes zu tun ist. Wenn die Mitspieler nicht wären, die einem auch mal gern einen Strich durch die Rechnung machen. Dabei fällt durch die Kürze der Spieldauer das eher repetitive Spielgeschehen gar nicht so sehr auf. Hier wäre ein klein wenig Abwechslung in den Aktionen dann doch wünschenswert gewesen.
Die Hände und Ringe sehen zwar wunderschön aus, sind in ihrer Handhabung aber unhandlich. Die Sichtschirme fallen aufgrund fehlender Standfestigkeit ständig um, was durch das Gewicht der Ringe noch verstärkt wird. Die Idee mit den Bonussen, je nachdem wo die Ringe stecken, ist zwar nett, könnte aber mehr Auswirkung haben.
Die zufällig ausgelosten Sonderaktionen und Siepunktbedingungen sind jedoch ein klarer Vorteil. Hier fühlt sich das Spiel dann abwechslungsreich an. Mal ist es eher ein Wettlauf, mal ein reines Sammelspiel oder eine Mischung aus beidem. Die Interaktivität ist gegeben, wobei diese erst in Vollbesetzung so richtig zur Geltung kommt. Meines Erachtens hätte es nicht geschadet die möglichen Beraterstellen (und damit die Wege zu ihnen) zu kürzen und die Spieler dadurch zu zwingen sich mehr in die Quere zu kommen. Vor allem im Zweierspiel kann man sich zu sehr aus dem Weg gehen.
So weiß „Tudor“ als eine Mischung aus Entscheidungen und lockerem Spiel zu gefallen. Es bereitet einem Freude, wenn der eigene Plan aufgeht. Nur für die Sichtschirm-Problematik muss ich unbedingt eine andere Lösung finden, denn diese trübt das Gesamtbild, indem es einen weniger mit dem Spiel, als mit dem Material kämpfen lässt.
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Tudor
Corax Games
Autor: Jan Kirschner | |
Dauer: ca. 90 Minuten | |
Spieler: 2 – 4 | |
Schwierigkeit: Fortgeschrittene |
Anmerkungen
Tudor – Corax Games – 2018
- Erscheint bei Corax Games
- Für 2 – 4 Spielende und dauert ca. 90 Minuten
- Am besten geeignet für Fortgeschrittene
Spielstil – Wertung
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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