Mit #BG2GETHER wollen wir uns, genau wie jeden anderen Monat, gemeinsam mit Kolleg*innen einer weiteren Frage stellen. Diesmal werden wir wieder einmal zurückblicken. Uns selbst analysieren und auch das eine oder andere Geständnis abliefern. Denn wir fragen uns:
Frage des Monats Mai 2024
Welches Spiel hat deiner Meinung nach den anspruchsvollsten Schwierigkeitsgrad, der selbst erfahrene Spieler an ihre Grenzen bringt? Was macht das Spiel so herausfordernd? Genießt du diese Art Spiel oder ist hier weniger mehr?
Wie definiert man Schwierigkeitsgrad? Sind es die Regeln? Das Zusammenwirken der Mechaniken? Oder vielleicht auch die Probleme, die mir meine Mitspieler bereiten? Es gibt viele Aspekte, die ein Brettspiel schwierig machen können. Ich persönlich bin ja ein großer Fan von Spielen, die mit relativ einfachen Regeln eine große Spieltiefe bieten. Brass: Birmingham oder Concordia sind solche Vertreter. Das Regelkonstrukt ist überschaubar, wenige Details müssen erlernt werden, aber der Spielverlauf selbst sorgt dann dafür, dass mein Kopf raucht.
Dem gegenüber stehen Spiele, die sich ihre Komplexität durch komplizierte Regeln erkaufen. Möglichst viele Regeln, Ausnahmen davon und Details sorgen dafür, dass man sich ziemlich abmühen muss. Ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster. Aber ich verbinde zum Beispiel Trickerion gerade damit. Man verzeihe mir, wenn ich das Spiel in eine falsche Ecke stelle. Meine letzte Partie ist sehr lange her. Aber im Hinterkopf kommt immer der Titel hervor, wenn ich an kompliziert statt komplex denken muss.
Ein anderes Erlebnis, das sich in mein Gehirn gebrannt hat, hatte ich mit Robinson Crusoe. Einem kooperativen Klassiker, den ich mir damals eingebildet hatte. Also zu einer Zeit, in der ich erst in komplexerer Spiele eingestiegen bin. Ich war mit allem überfordert. Mit den Regeln, dem Ablauf und dem Spiel selbst. Die Regeln galten damals schon als nicht besonders gut formuliert.
Vom Spiel selbst bin ich immer noch überzeugt, dass es einfach unfair ist. Das mag daran liegen, dass ich in meiner ersten Partie direkt zu Beginn mit einem Vulkanausbruch auf meinem Lager konfrontiert war, während ich kein Essen heranschaffen konnte. Aber das – und weitere Erlebnisse – haben sich so sehr in meinen Kopf gebrannt, dass ich das Spiel nie wieder anfassen wollte.
Auch wenn ich persönlich gerne komplexere Titel mag, würde ich jedoch dazu raten gehobene Spiele regelmäßig mit denselben Mitspielern zu spielen. Denn dann erst werde ich eine komplexe Herausforderung haben. Denn wir werden alle Stück für Stück besser und billige Tricks funktionieren nicht mehr. Dann muss ich mich anstrengen, um einen Sieg davonzutragen. Also statt sich damit zu brüsten, ein Voidfall oder Anachrony in Party Nummer 1 bewältigt zu haben besteht doch die Herausforderung eher darin auch in Partie 20 erfolgreich gegen Profis bestehen zu können.
Bonusfrage: Wie stehst du zu Spielen, bei denen sich Spieler durch falsche Aktionen direkt zu Beginn ins Aus befördern können?
Ich weiß, dass es Spieler gibt, die das gerne möchten, aber ich bin kein großer Fan davon. Im Gegenteil. Das sorgt nur für schlechte Stimmung am Spieltisch und die kann ich da nicht brauchen. Ich möchte nicht, dass irgendwer direkt im ersten Drittel mies gelaunt dasitzt und man sich selbst über seinen grandiosen Erfolg nicht mehr richtig zu freuen traut. Ja, es mag sein, dass die Person gewusst hatte, worauf sie sich einlässt und darüber stehen müsste, aber klappt das wirklich immer?
Gleiches gilt für Spiele, die in etwa der Hälfte eine harte Strafe beinhalten. Bin ich Eigentümer des Spiels und weiß davon, weise ich auch neue Mitspieler genau darauf hin, in was sie sich gerade manövrieren. Auch mehrmals während des Spiels. Mir erging es in diesem Jahr zweimal anders. Ich saß als neuer Spieler am Tisch und wurde direkt ins offene Messer laufen gelassen. Zumal ich gute Möglichkeiten gehabt hätte dem Problem entgegenzutreten. Aber so war ich raus und konnte nur noch meine Wunden lecken.
Natürlich kann es schon herausfordernd sein solche Spiele zu spielen. Aber dann möchte ich auch, dass alle wissen, worauf sie sich einlassen. Gerne auch so, dass wir eine Proberunde beginnen und dann einfach von vorn beginnen. Da fällt mir gerade wieder ein, dass ich schon längst Myrmes endlich kapieren und spielen wollte. Vielleicht klappt es ja mit der Neuauflage, die demnächst erscheinen soll.