SPIELSTIL Rezension

Viticulture (App)

Lesezeit: 4 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Jamey Stegmaier
erschienen bei DIGIDICED

- 26.Jun.2020

Das Brettspiel Viticulture ist eines der ersten über Kickstarter finanzierten Spiele von Stonemaier Games. Ich weiß noch, als ich es damals bekommen habe, war ich zum Einen begeistert von dem tollen Material (kleine Holzmeeples in Form der Anschaffungen in jeder Farbe, Glassteine, jede Menge wunderschön illustrierter Karten) und zum anderen hatte das Spiel ein tolles System zum Worker Placement und Waren reifen/altern lassen. Es gab schon vorher mit Vinhos oder Grand Cru Spiele rund um das Thema Wein, aber dieses hier fühlte sich für mich am besten an.

Je süßer der Wein, je saurer der Essig.

(Karl Simrock)

Optisch hat sich DIGIDICED dabei sehr nah am Original gehalten, jedoch kleine Änderungen vorgenommen, sodass das Spiel sehr komfortabel auf dem kleinen Telefon-Bildschirm daherkommt. Auch alle Karten haben ihre kleinen Bilder beibehalten, was den Eindruck des Brettspiels weiter unterstützt. Ich habe mich jedenfalls gleich wieder zurechtgefunden, obwohl die letzte Partie am Spieltisch lange zurückliegt.

Mama und Papa bringen ihren individuellen Bonus mit.

Bei diesem Spiel pflanzen wir Weinreben an, ernten die Trauben und keltern sie schließlich zu Wein, welchen wir altern lassen können – um ihn schließlich zu veräußern und damit wertvolle Siegpunkte einzuholen. Wer von uns als Erstes 20 Siegpunkte erreicht hat, läutet so das Ende der Partie ein. Die aktuelle Runde wird noch ausgespielt, und wer dann die meisten Siegpunkte vorweisen kann, gewinnt die Partie. So einfach, so gut.

Man legt sich einen Plan fein säuberlich zurecht, nur um ihn sauber durchkreuzt zu sehen, von den lieben Mitspielern. Denn es gibt latent zu wenige Aktionsfelder auf die Anzahl der Spieler gerechnet, sodass zum Beispiel der Plan: Ernten-Keltern-Liefern in einer Runde fast nie so einfach aufgeht, wenn ein Mitspieler vor einem selbst eines der begehrten Felder belegt. Nur einmal pro Runde darf man seinen „großen“ Arbeiter einsetzen, um ein Feld zu nutzen, welches bereits komplett belegt ist.

Neue Arbeiter sind begehrt.

So fährt man hier am besten, indem man einen zweiten und zur Sicherheit auch noch einen dritten Plan in der Hinterhand hat, um sinnvoll ausweichen zu können.

Und zu guter Letzt spielt natürlich das Glück, oder vielleicht besser der Zufall, auch noch ordentlich mit. Nicht weniger als 4 verschiedene Kartenarten bestimmen Gedeih und Verderb unseres Geschehens: So reicht es nicht, dass man lukrative Auftragskarten zieht; man muss nun auch die passenden Rebenkarten erhalten. Und ergänzt wird dies durch teilweise sehr starke Aktionskarten in zwei verschiedenen Farben, welche entweder vollkommen nutzlos für die aktuelle Strategie sein können – oder diese befeuern und beschleunigen. Diesen durchaus großen Zufallsaspekt muss man mögen. Damit wird das Spiel sehr taktisch und es ist oft besser, wenn man die Strategie wechselt, damit sie auf die gezogenen Karten passt, als wertvolle Aktionen auf den Versuch zu verschwenden, die richtige Karte zu ziehen.

Wir entscheiden uns für das Geld.

Schließlich bietet das Spiel neben Partien gegen eine künstliche Intelligenz (in mehreren Schwierigkeiten – und die haben es in sich!) oder einen Mitspieler am selben Gerät auch Online-Partien: Entweder (ungewertet) direkt gegen Freunde, oder aber im Liga-Betrieb gegen zufällig zugeloste Mitspieler mit Wertung für die Rangliste.

Das Leben ist viel zu kurz um schlechten Wein zu trinken.

(Unbekannt)



Thomas meint:

Ich erwähnte es ja schon – der Zufall mischt hier ordentlich mit. Darüber darf man sich nicht ärgern, sonst sollte man die Finger von dem Spiel lassen. Auf der anderen Seite kann man sich natürlich richtig freuen, wenn mal die Karten kommen, wie man es sich gewünscht hat. Doch mit den Karten sind wir schon beim nächsten Punkt: Während bei den Standard-Aktionen (Ernten, Pflanzen, Karten Ziehen, usw.) oft klar ist, was die Mitspieler gerade getan haben, ist es bei den gespielten Karten in der Regel nicht der Fall; denn es wird nicht einmal angezeigt, WAS die Mitspieler in ihrem Zug getan haben – man wird einfach vor vollendete Tatsachen gestellt und muss, wenn man denn möchte, in der Historie nachsehen, was soeben geschah.

Die ersten Trauben sind geerntet.

Und das kann man dann recht häufig tun: Denn was am Tisch sehr angenehm ist, ist als App eher eine Qual. Die Rede ist von den Micro-Zügen. Bei einem Brettspiel am Tisch ist es sehr schön, wenn die Züge verzahnt sind, sodass man immer wieder aktiv spielen kann, und nicht einen langen Zug ausführt, und danach umso länger auf seine Mitspieler warten muss.

Doch als App zieht sich auf diese Weise das Spiel natürlich gefühlt endlos hin; da möchte ich jedem nur nahelegen, möglichst Live-Partien spielen, und keine asynchronen – man wird zwar benachrichtigt, wenn man wieder am Zug ist, aber nicht immer haben Mitspieler direkt Zeit, und so zieht sich eine Partie über Tage und Wochen…

Zu Beginn jedes Jahres wählen wir, wann wir dran kommen möchten und welchen Bonus wir dadurch erhalten.

Das Spiel ist wirklich sehr schön umgesetzt und funktioniert wunderbar. Die Kritikpunkte an der App betreffen vor Allem das Spiel an sich, und so bleibt als echte Kritik an der App im Speziellen das Problem der Micro-Züge. Das vermiest einem allerdings die Online-Partien erheblich – Leider.

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Viticulture (App) von Jamey Stegmaier

Das Spiel ist wirklich sehr schön umgesetzt und funktioniert wunderbar. Die Kritikpunkte an der App betreffen vor Allem das Spiel an sich, und so bleibt als echte Kritik an der App im Speziellen das Problem der Micro-Züge. Das vermiest einem allerdings die Online-Partien erheblich – Leider.

Spielstil – Wertung

Thomas:

6/10
Das gefiel uns
  • Gutes User Interface
  • Getreue Umsetzung des Brettspiels
  • Gutes Tutorial
Das nicht so
  • Micro-Züge strecken Online-Partien endlos

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.

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Thomas Büttner

Tom schätzt neben komplexen Euros auch thematisch satte Solitär-Meisterwerke - und natürlich feine App-Umsetzungen. Dabei wird er schon mal ungehalten, wenn die Steuerung umständlich ist oder das User Interface unintuitiv.

So erreicht ihr Thomas:

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