Viral - Cover

SPIELSTIL Rezension

Viral

Lesezeit: 4 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Antonio Sousa Lara, Gil d'Orey
erschienen bei Corax Games

Herbstzeit ist Schnupfenzeit. Das Wetter wird kühler, die T-Shirts nicht schnell genug gegen Pullover getauscht, sodass eine Erkältung nicht allzu lange auf sich warten lässt. Doch während im Körper die T-Helferzellen für Ordnung zu sorgen versuchen, begeben wir uns in Viral auf die dunkle Seite der Macht. Denn hier beginnt der eigentliche Spaß und obwohl wir nicht wissen, was wir genau auslösen, breiten wir uns im Körper aus, um zu zeigen, wer hier der Boss ist.

Ob uns Viral dabei mit dem gutartigen Ludere-Virus infizieren konnte, erzählen wir euch hier.

Liebe ist eine tolle Krankheit – da müssen immer gleich zwei ins Bett.

(Robert Lembke)

Viral ist im Kern ein Mehrheiten- und Area-Control Spiel. Statt Landstriche reißen wir jedoch Organe an uns, um ihre Punkte abzuschöpfen. Dabei müssen wir gezielt vorgehen, da wir immer zu einer Zonen- eine Aktionskarte legen, die uns danach erst einmal nicht mehr zur Verfügung stehen. Das macht die Planung umso wichtiger.

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Die ausgespielten Karten dieser Runde werden über dem Tableau gesammelt und stehen einem erst einmal nicht mehr zur Verfügung.

Die Aktionskarten lassen uns nicht nur Viren einsetzen oder über die Blutbahnen verschieben. Wir können auch andere Viren angreifen (also einfach entfernen) oder uns selbst beschützen (auf die Schildseite drehen, um einen Angriff zu widerstehen). Zuletzt gibt es noch den Magneten, mit dem man Viren anzieht oder abstößt und die Vereinnahmung. Bei Letzterer sammelt man alle Viren unter dem eigenen, sodass diese für die aktuelle Wertung nicht zählen.

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Grün hat in jedem Organ der Zone Viren und gleichzeitig die Mehrheit. Laut Plättchen erhält er einen Punkt. Die Gegenmittelleiste verändert sich nicht.

Bei all den schönen Infektionen kommt es jedoch auch dazu, dass einzelne Organe kollabieren. Immer dann, wenn sich zu viele von uns in ihnen Tummeln, kommt es zum Showdown. Nach einer kurzen Siegpunktvergabe werden alle Viren entfernt. Das passiert auch dann im großen Stil, wenn ein Heilmittel gegen uns entdeckt wurde. Danach müssen wir uns wieder von 0 auf nach oben arbeiten. Zusätzlich sorgen Ereignisse und ein Markt für neue Aktionskarten für Varianz.

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Schönheit liegt zwar im Auge des Betrachters, aber meins ist der Grafikstil nicht.

Nach sechs Runden ist das Spiel vorbei. Nun gewinnt, wer die meisten Punkte sammeln konnte.

Überzeugungen sind Krankheiten, die durch Begeisterung übertragen werden.

(Siegfried Lenz)



Christian meint:

Viral ist ein Spiel, das den Spielern mehr Zwänge in den Weg wirft, als es eigentlich vonnöten wäre. Das betrifft Aktionen, die nur in den ausgewählten Zonen durchgeführt werden dürfen und Blutbahnen, die einen nur in eine Richtung bewegen lassen und die Aktionskarten. Alles sorgt natürlich dafür, dass sich das Spiel weit komplexer anfühlt. Jedoch hätte es auch etwas weniger Schärfe sein dürfen, ohne dass das Spielgefühl groß darunter gelitten hätte. Denn der größte Gegner ist immer noch der Mitspieler, der unsere Pläne regelmäßig durchkreuzt und dafür sorgt, dass unsere Überlegungen voll nach hinten losgeht. Diese Interaktion gefällt mir richtig gut, obwohl man dabei manchmal die Kontrolle über sein Tun abgeben muss. Aber das gehört zu diesem Spiel einfach dazu.

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Im Magen-Darmtrakt geht es diese Runde rund. Drei Kollapse sind abzuhandeln.

Etwas unglücklicher finde ich den Markt der Aktionskarten. Hier würde ich mir etwas mehr Auswahlmöglichkeiten wünschen, da hier das Glück ziemlich stark zuschlagen und einem genau die passenden Karten zur eigenen Spielweise zuschustern kann, während andere einfach in die Röhre schauen. Zumal die Karten sehr unterschiedlich in ihrer Stärke sind. Was uns wiederum gefallen hat, war die Möglichkeit der unterschiedlichen Spielarten. Mal aggressiv in der Ausbreitung, mal richtig schön hinterhältig. Es ist von allem etwas dabei und sorgt vor allem bei Partien mit mehr Spielern für den einen oder anderen Wutschnauber, der in allgemeines Gelächter übergeht. Zumindest dann, wenn man Take-That abkann. Und genau dieses Hauen und Stechen ist, was Viral ausmacht. Viral möchte mit vielen Spielern genossen werden und verliert an Reiz, je weniger Mitspieler man findet. Dabei empfanden wir das Spiel zu zweit als besondere Krücke. Das Solo-Spiel haben wir nicht ausprobiert.

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Ein einfacher Zug. Im Magen-Darmtrakt erscheinen zwei neue Viren von uns.

Besonders toll sind die Mechanismen, die dafür sorgen, dass die Viren immer wieder aus dem Körper getilgt werden. Hier sorgt die natürliche (oder erzwungene) Auslese dafür, dass sich kein einzelner Spieler festbeißt, und schon früh klar ist, wer das Rennen machen wird.

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Der aktuelle Markt. Nur mit der Karte ganz links, lässt sich so richtig Schindluder treiben.

Viral ist ein bösartiges, schnelles Spiel, das einen nicht nur ins Grübeln bringt, sondern auch interessante Entscheidungen und Taktiken abverlangt. Sein hoher Zufallseffekt mag jedoch nicht ganz so sehr ins Bild zu passen und sorgt gerne dafür, dass ein Mitspieler übermächtig wird. Zum Glück ist Viral ein schnelles Spiel, so dass man sich über solch einen Umstand nicht allzu lange ärgern muss.

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Viral - Cover

Ein schnelles, bösartiges Spiel voller Take-That Momente, das vorwiegend mit vielen Mitspielern genossen werden möchte. Dabei kann jedoch durch die unterschiedlichen Kartenstärken auch mal ein Ungleichgewicht entstehen.

Spielstil – Wertung

Christian:

7/10
Das gefiel uns
  • Einfache Regeln.
  • Schnelles Spiel.
  • Dennoch Grüblerisch.
Das nicht so
  • Stärke der Karten sehr unterschiedlich.
  • Was zu einem unnötigen Glückssystem führt.
Hier bekommt ihr „Viral“

Spiele-Offensive

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.

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Christian Renkel

Christian liebt Brett- und Videospiele mehr, als ausreichenden Schlaf. Dabei ist ihm am wichtigsten, dass er in der jeweiligen Welt versinken kann. Egal, ob es die geschickte Mechanik oder die überkochende Emotion ist.

So erreicht ihr Christian:

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