SPIELSTIL Rezension

Heart of Crown – Japanime Games – 2017

Lesezeit: 4 Minuten

Ein Spiel entwickelt von ginkgo
erschienen bei Japanime Games

Ich weiß nicht mehr genau, wie alt ich war, als es anfing. Aber eines Tages stand ich bei uns in der Bahnhofsbuchhandlung und hatte ein komisches, schwarzes Buch in der Hand. Dragonball war der Titel und es war verrückterweise verkehrt herum gedruckt. Ungläubig schüttelte ich den Kopf, war aber dennoch interessiert genug mein Geld zu investieren. Im Zug selbst fluchte ich dann, dass ich nicht bereits Band 2 mit gekauft hatte. Schrecklich, die Sucht war geweckt und ich habe einen Großteil meines Geldes in das neue Hobby versenkt. Mal mehr, mal weniger erfolgreich. Dazwischen hatte ich dann noch für teures Geld über unsere ortsansässige Videothek Videokassetten mit Animes gekauft.

Was von der Zeit geblieben ist, sind ein paar Manga-Reihen, die ich noch nicht verkauft habe und eine gewisse Zuneigung zum Zeichenstil der Japaner. Ja, ich weiß, in Deutschland trifft der zumeist auf wenig Gegenliebe. Aber ich bin über jedes Spiel froh, das nicht im „fröhlichen“ Euro grau/braun Mittelalter Thema daherkommt. Früher oder später musste es also dazu kommen, dass ich auf die Spiele von Japanime Games treffe. Heute ist „Heart of Crown“ an der Reihe. Ich taste mich langsam vor, bis zu „Barbarossa“. Mal schauen, was auf dem Weg alles passiert…


Manchmal drückt ein Lorbeerkranz mehr als eine Dornenkrone.

(Wolfgang Eschker)

„Heart of Crown“ ist ein typischer Deckbuilder. Spiel Aktionen, sammel Geld, investiere in neue Karten und versuche gewinnbringende Kombos zu starten. Im Unterschied zu anderen Spielen der Art sammelt man Siegpunkte nicht durch den bloßen Kauf der entsprechenden Karten. Diese müssen im eigenen Königreich platziert werden, damit sie zählen. Zusätzlich handelt es sich bei diesem Spiel um einen Wettlauf. Denn, wer schnell genug 20 Punkte erreicht schafft es seine Gegner auszustechen und zu gewinnen.

Einen bebilderten Spielablauf findet ihr in dieser Galerie:

Wir spielen heute zu zweit.
Unser Gegner beginnt und spielt ein "Farming Village".
Da sich auf diesem ein Aktionspfeil befindet, darf eine weitere Karte gespielt werden.
Dies geht so lange weiter, bis man entweder keine Karten mehr spielen will oder keine Aktionspfeile mehr frei sind.
Die 3 gespielten "Farmin Villages" geben 3 Gold. Welche unser Gegner in eine "City" investiert.
Die gekauften, gespielten und auf der Hand behaltenen Karten wandern auf den Ablagestapel. Danach zieht unser Gegner wieder auf 5 Handkarten.
Auch wir spielen in unserem Zug insgesamt 3 "Farming Villages" aus.
Dafür holen wir uns einen "Wishing Well"
Auch wir legen alle Karten auf den Ablagestapel und ziehen wieder nach.
Unser Gegner hat für diesen Zug 4 Gold zur Verfügung.
Diese finanzieren bei ihm "Contribution" und "Wishing Well".
Da nun Lücken im Basismarkt entstanden sind, werden Karten nachgezogen. Liegen gleiche Karten bereits im Markt werden sie dort gestapelt.
Nicht im Markt vorhandene Karten schließen die Lücken, bis wieder 8 kaufbare Karten ausliegen.
Wir kaufen uns für unsere 4 Gold eine "Glamour Witch".
Unser Gegner kauft sich für 4 Gold einen "Magic Talisman".
Wir beginnen unseren nächsten Zug mit dem Ausspielen des "Wishing Wells".
Wir werfen dafür 2 Handkarten ab.
Und ziehen zwei neue.
Danach haben wir insgesamt 4 Gold.
Diese investieren wir in ein "Evicted Monster".
Wir überspringen ein paar Runden. Unser Gegner spielt 3 "Farming Villages" und zum Abschluss die "Curse Witch".
Für diese entsorgt er eine "Apprentice Maid".
Da wir aktuell keine Fluchkarte offen auf unserem Nachziehstapel liegen haben, müssen wir eine "Curse" Card ziehen.
Diese wandert offen unter unseren Nachziehstapel.
Zeit für einen Angriff von uns. Wir spielen das "Evicted Monster". Dafür dürfen wir eine Karte ziehen.
Dann müsste unser Gegner eine Karte mit Kosten von 5 oder höher abwerfen. Zum Beweis, dass keine da ist, wird uns das Blatt gezeigt.
Auch gut, spielen wir nun den "Wishing Well".
Dafür werfen wir eine "Apprentice Maid" ab.
Und ziehen eine neue Karte.
Zum Schluss haben wir 4 Gold.
Diese investieren wir in einen "Scout", welcher 2 Aktionspfeile besitzt und in "Contribution".
Später schafft es unser Gegner 6 Gold in einer Runde zu erwirtschaften.
Anstatt am normalen Markt einzukaufen nimmt er sich eine Prinzessin. Diese erlaubt ihm das restliche Spiel Käufer für 1 Gold weniger je Karte zu tätigen.
Eine Prinzessin eröffnet ein Königreich. Hier werden dann gleich die 3 ausgespielten, teuersten "Territories" dieses Zuges dazu gelegt.
Ab dann ist es möglich in der Ausspielphase Karten dort für spätere Runden zu parken und wieder wegzunehmen.
Anstatt einzukaufen dürfen nun "Succession Cards" in das Königreich gelegt werden. Hat dadurch mindestens 20 Punkte gesammelt ruft man die Krönung der eigenen Prinzessin aus. Schafft es nun kein Gegner die 20 Punktemarke zu knacken, gewinnt man das Spiel.

An der Krone funkeln die Perlen nur und freilich nicht die Wunden, mit denen sie errungen ward.

(Friedrich Schiller)

Auf den ersten Blick wirkt „Heart of Crown“ wie ein ganz klarer Dominion Klon. Auch einige Karten erinnern an den Vater der „Deckbuilder“. Doch, was zu Beginn wie eine direkte Kopie anmutet, schafft es dennoch mit ein paar eigenen Ideen zu punkten. Da wäre zum einen die Prinzessin, welche man während des Spiels ergattert. Jede der Maiden bringt einen eigenen Vorteil mit ins Spiel. Sei es durch direkte Siegpunkte oder Bonusaktionen. Dabei sind allesamt vollkommen unterschiedlich. Lediglich eine wirkte auf uns als übermäßig stark. Erwirbt man sie, erhält man sofort 5 „Royal Maids“ zu je 2 Siegpunkten ins eigene Deck. Diese können dann recht einfach im eigenen Königreich platziert werden, wodurch man dann schon die Hälfte der benötigten Siegpunkte parat hat. Wir haben sie dann erst einmal aussortiert.

Als zweite Eigenheit haben wir das Spielziel. Neben der eigenen Prinzessin baut man sich ein kleines Königreich auf, in das man Siegpunktkarten verbauen muss. Es reicht also nicht, diese einfach zu besitzen. Gleichzeitig dient der Effekt auch einem Zweck, Siegpunktkarten blockieren einem das Deck nicht mehr, was das Spiel deutlich beschleunigen kann. Ein Effekt, der mir persönlich sehr gut gefällt.

„Heart of Crown“ setzt jedoch schon passable englisch Kenntnisse voraus. Es genügt nicht ein paar Worte übersetzen zu können. Dafür sind so manche Anweisungen auf diversen Karten zu komplex. Wobei komplex nicht der richtige Ausdruck ist. Manchmal ist es einfach nur viel Text, weil der Ablauf der Aktion ganz genau definiert ist. So kann es auch dazu kommen, dass man eigentlich keine Ahnung hat, was eine Karte denn bewirken soll, bis sie im Spiel selbst ihren Dienst tut. Als Beispiel nehmen wir mal den „Magic Talisman“. Diese Abwehrkarte darf aktiviert werden, wenn man angegriffen wird. Als Effekt soll man diese Karte offen auf sein Deck legen. Ende. Zuerst fragt man sich, was der Spaß denn soll. Bis man dann von der „Curse Witch“ angegriffen wird. Diese besagt nämlich, dass man einen Fluch erhält, wenn nicht eine Fluchkarte offen auf dem Nachziehstapel liegt. Und als was gilt der „Magic Talisman“? Richtig, als Fluch. So kommt es während den Partien ab und an zu netten „Aha“-Erlebnissen, welche vorwiegend daher rühren, dass direkt aufeinander abgestimmte Karten nicht unbedingt als solche erkannt werden.

Nun noch ein kurzes Wort zu den Karten. Die Illustrationen selbst gefallen uns sehr gut. Aber, wir mögen auch den Zeichenstil. Wer nichts mit Manga/Anime anfangen kann, der wird auch hier an seine persönlichen, künstlerischen Grenzen stoßen. Was man jedoch nicht allgemein als persönlicher Geschmack definieren kann, ist die Qualität der Karten. Diese hätten etwas stabiler sein dürfen. So kommt man eigentlich nicht drum herum die Karten in Schutzhüllen zu packen, wenn man nicht bereits nach kurzer Zeit Abriebe, Druckstellen oder ähnliches an diesen haben möchte. Da hätte ich für den Preis dann doch etwas mehr erwartet.

Ja, „Heart of Crown“ erfindet das Rad nicht neu, bietet jedoch durch seine veränderte Siegbedingung ein interessantes Spielerlebnis. Es fühlt sich etwas geradliniger, aber konfrontativer an, als „Dominion“. Es ist ein gutes Spiel, bei dem meine Frau Partie um Partie einfordert. Und das liegt nicht nur daran, dass sie immer gewinnt. Sagt sie zumindest…

Heart of Crown

Japanime Games 2017


Autor: ginkgo
Dauer: ca. 10 – 15 Minuten je Spieler
Spieler: 2 – 4
Schwierigkeit: Fortgeschrittene

Anmerkungen

Heart of Crown – Japanime Games – 2017 von ginkgo

Spielstil – Wertung

Christian:

7/10

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen vergünstigt vom Verlag bekommen.

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Written by Christian Renkel
Christian liebt Brett- und Videospiele mehr, als ausreichenden Schlaf. Dabei ist ihm am wichtigsten, dass er in der jeweiligen Welt versinken kann. Egal, ob es die geschickte Mechanik oder die überkochende Emotion ist.

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