SPIELSTIL Rezension

Exploding Kittens – 2015

Lesezeit: 4 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Martín Vizcaíno, ‎Elan Lee
erschienen bei Asmodee

Nach einem überraschenden Bärotaktylus-Angriff bemerke ich das Unglück. Ein schwarzes Kätzchen hat es sich auf dem Warp-Kern bequem gemacht und der beschwert sich jetzt lautstark, dass er an Katzenhaaren erstickt. BAM! Und schon explodiert mein Raumschiff in einem riesigen Feuerball. Wäre ich doch nur auf meiner Hyperziege davongeritten. Was sich vielleicht auf den ersten Blick wie ein Fiebertraum nach einem StarTrek-Marathon anhört, ist ein kurzer Auszug aus einer Runde Exploding Kittens. Ein Kartenspiel für Leute die auf Katzen und Explosionen stehen – und Laserstrahlen – und manchmal Ziegen. Wer sich jetzt denkt „Das ist doch eine recht kleine Zielgruppe“, der irrt sich gewaltig. Exploding Kittens gehört mit seinen 219.382 Unterstützern zu den größten Projekten auf Kickstarter. Ob das Spiel auch wirklich hält was es verspricht lest ihr jetzt.

Exploding Kittens


In der Nacht sind alle Katzen explosiv.

Das Grundprinzip ist sehr schnell erklärt. In der Mitte des Tisches liegt ein Kartenstapel. Reihum ziehen die Spieler jeweils die oberste Karte und wer eine explodierende Katze zieht stirbt und ist raus. Der letzte Spieler der übrig bleibt gewinnt.

Klingt doch sehr simpel. Interessant wird es aber vor allem durch die restlichen Karten, von denen jeder Spieler anfangs 4 auf der Hand hat und von denen er in jeder Runde in der er nicht stirbt mehr bekommt. Bevor man eine neue Karte zieht, darf man nämlich beliebig viele Karten ausspielen, mit denen man es seinen Mitspielern schwer machen kann oder sich selbst vor dem Katzentod bewahrt.

Bebilderte Beispielszüge findet ihr in dieser Galerie:

Hier seht ihr einen Auszug aus einem Spiel mit zwei Spielern.

Jeder startet mit 4 Karten auf der Hand. Eine grüne Defuse-Karte zum Entschärfen einer Katze hat jeder, der Rest ist zufällig ausgeteilt.

In der ersten Runde sind wir wagemutig und ziehen nur eine neue Karte.

Wir erhalten eine rote Nope-Karte. Damit können wir in Zukunft eine Aktion des Gegners unterbinden.

Nachdem unser Gegner gezogen hat, spielen wir eine schwarze Favor-Karte. Laut Beschreibung auf der Karte bitten wir um Rückenhaarshampoo und erhalten vom Gegner eine Karte seiner Wahl geschenkt.

Der Gegner schenkt uns eine Tacocat.

Alleine hätte diese Karte keinen Nutzen. Haben wir aber zwei identische „nutzlose“ Karten, können wir diese zusammen ausspielen und dürfen vom Gegner eine Karte ziehen.

Unser Gegner besitzt allerdings auch eine rote Karte und verhindert unsere Aktion.

Wir spielen sofort unsere eigene Nope-Karte, füttern dem Gegner ein Nope-Sandwich und machen unsere Aktion dank doppelter Verneinung wieder aktiv.

Wir ziehen vom Gegner eine beige Shuffle-Karte.

Am Ende unseres Zuges müssen wir natürlich noch eine Karte ziehen. Mit einer großen Menge Pech ziehen wir die einzige Exploding Kitten im gesamten Stapel.

Wir spielen unsere grüne Defuse-Karte, lenken die Exploding Kitten mit einem Laserpointer ab und haben sie so entschärft.

Im geheimen dürfen wir jetzt die Exploding Kitten wieder im Stapel platzieren. Voller Boshaftigkeit legen wir sie ganz oben auf den Stapel und hoffen darauf den Gegner zu zwingen seine Defuse-Karte abzulegen.

Leider scheint unser Gegner uns nicht zu vertrauen. Er spielt eine blaue Skip-Karte, reitet auf einem Kaninchenraptor davon und überspringt so seinen eigenen Zug. Wir sind wieder an der Reihe.

Da wir ja wissen was für eine Karte ganz oben liegt spielen wir unsere Shuffle-Karte. Eine Mischung aus Abraham Lincoln und einer Krabbe wird zum Präsidenten gewählt und so dürfen wird den Kartenstapel einmal kräftig durchmischen.

Nach dem Mischen müssen wir natürlich noch die oberste Karte ziehen.

Das Spiel geht jetzt so weiter bis entweder wir oder unser Gegner die Exploding Kitten zieht und keine Defuse-Karte mehr hat. Der Spieler der übrig bleibt hat automatisch gewonnen.


Geht hoch wie Schmitz Katz!

Reflektiert man kurz, wofür sich die Internetgemeinde begeistern kann, ist es eigentlich wenig überraschend wie erfolgreich Exploding Kittens auf Kickstarter war. Katzen? Check! Spaß daran, wenn anderen ein Unglück passiert? Oh ja! Skurriler Humor? Aber hallo! Moment was ist mit Obszönitäten und nackten Tatsachen? Ah richtig, die sind in der von uns getesteten Version nicht enthalten, aber für die Leute die nicht ohne können, für die gibt es mittlerweile die Not-Save-For-Work Version.

Wenn ich Exploding Kittens mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es „Kurzweilig“. Und das meine ich durchaus positiv. Das Spiel beschreibt sich auf der Verpackung vielleicht selbst als höchst strategische Version von Russisch Roulette; der Zufall macht hier jedoch jede noch so feine Strategie schnell zunichte. Aber wenn nach einem exzessiven Spieleabend jedem schon der Kopf raucht und das Hirn sich langsam abschaltet, dann ist Exploding Kittens genau in seinem Element. Es ist einfach sehr befriedigend, wenn man erlebt, wie die Mitspieler einer nach dem anderen mit Wutgeschrei untergehen. Und sollte man selbst einmal das Zeitliche segnen ist es auch nicht weiter tragisch. Eine Partie spielt sich wahnsinnig flott und in der nächsten Runde ist man mit Freude wieder dabei.

Die auf der Verpackung angegebenen 2 Minuten zum Lernen und 15 Minuten zum Spielen, sind jedoch etwas optimistisch gerechnet. Das liegt vor allem an den humorvollen Illustrationen der einzelnen Karten. Gerade Neulinge verlieren sich schnell in den skurrilen Darstellungen. Der Zeichner Matthew Inman (Bekannt von theoatmeal.com!) durfte sich hier scheinbar wirklich austoben und so entschärft man eine Katze schnell mit Kätzchen-Yoga oder lässt sich von einem Mitspieler eine Karte schenken, weil man von Party-Eichhörnchen versklavt wurde. Nach der Logik hinter dem Ganzen fragt man besser nicht.

Ein Manko gibt es aber dann doch und das ist der Umfang. Als ich die Verpackung das erste Mal geöffnet habe, habe ich mich betrogen gefühlt. Scheinbar inspiriert von luftgefüllten Chips-Tüten, bekommt man doch recht wenig Substanz für sein Geld. Gerade einmal 56 Karten und die Anleitung sind enthalten. Rein Volumenmäßig hätte die Verpackung jedoch für die doppelte Kartenmenge ausgereicht. Dies ist besonders dann schade, wenn man gerne in größerer Runde spielen möchte. Mit den Basiskarten geht es nur zu fünft; die Erweiterung Imploding Kittens vergrößert das Spiel leider auch nur auf 6 Spieler.

Alles in allem ist Exploding Kittens ein sehr unterhaltsames chaotisches Kartenspiel, das gut auch als Partyspiel herhalten kann. Wer auf der Suche nach Tiefgang ist, der ist hier fehl am Platz. Gerade aber seine Schnelligkeit und sein Humor machen den Reiz an Exploding Kittens aus.

Exploding Kittens

2015


Autor: ‎Elan Lee, Martín Vizcaíno
Dauer: ca. 15 Minuten
Spieler: 2 – 5
Schwierigkeit: Einsteiger

Anmerkungen

Exploding Kittens – 2015 von Martín Vizcaíno, ‎Elan Lee

  • Erscheint bei Asmodee
  • Für 2 – 5 Spielende und dauert ca. 15 Minuten
  • Am besten geeignet für Einsteiger

Spielstil – Wertung

Christian:

7/10

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.

Mehr Informationen zu Affiliate Links und Rezensionsexemplaren findet ihr in unserer Übersicht zur Transparenz und in den Bestimmungen zum Datenschutz.

Portrait-Christian Renkel-quadratisch-2
Written by Christian Renkel
Christian liebt Brett- und Videospiele mehr, als ausreichenden Schlaf. Dabei ist ihm am wichtigsten, dass er in der jeweiligen Welt versinken kann. Egal, ob es die geschickte Mechanik oder die überkochende Emotion ist.
1 Comment

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

Danke für deine Meinung