SPIELSTIL Rezension

Das Streben nach Glück

Lesezeit: 4 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Adrian Abela, David Chircop
erschienen bei Kobold Spieleverlag

Wir alle sind ständig auf der Jagd. Nicht wie früher nach Beute, um uns selbst zu versorgen, sondern nach unserem persönlichen, vollkommenen Leben. Dieses „Streben nach Glück“ musste ja früher oder später als Brettspiel umgesetzt werden.

Wobei, es ja nicht der erste Vertreter der Gattung ist. Vor kurzem haben wir das eher mittelmäßige #MyLife getestet. Ob sich „Das Streben nach Glück“ besser schlägt, erzählen wir euch hier.

Aller Fortschritt beruht auf dem allgemeinen inneren Wunsch eines jeden Organismus, über sein Einkommen hinaus zu leben.

(Samuel Butler)

Keine Arbeiter, sondern Zeit verwenden wir hier, um unsere Aktionen auszuführen. Dennoch wird daraus keine neue Spielgattung, sondern es bleibt bei einem Worker-Placement. Die Zeit nutzen wir, um für unser Leben wichtige Ressourcen aufzubauen oder auszugeben.

Die Ressourcen auf einen Blick, Kreativität, Zeit, Einfluss, Wissen und natürlich Geld.

Aber was braucht man alles im Leben? Natürlich Besitz und Aktivitäten. Also „Gönn dir“, damit du im Altersheim später mit „mein Auto, mein Haus, mein Gebiss“ angeben kannst. Doch schafft Besitz wirklich Zufriedenheit, das im Übrigen die Siegpunkte im Spiel darstellt? Nicht immer, viel wichtiger sind natürlich Ziele, Partner und ein guter Job.

Eine Vielfalt an Karten sorgt für Abwechslung.

Aber, wie es halt auch so im echten Leben ist. Erfolg im Job und eine nicht nur oberflächliche Partnerschaft kosten uns die wichtigste Ressource – Zeit. Heißt also, je weiter wir voranschreiten, desto weniger Zeit – respektive Arbeiter – haben wir zur Verfügung. Da will jede Beförderung oder Beziehungsstatus wohl überlegt sein. Dafür gibt es natürlich andere Qualitäten. Wir erhalten nämlich ständige Einnahmen, ohne uns gesondert darum kümmern zu müssen.

Aber, obwohl die eingegangenen Verpflichtungen stressig sind, können wir uns über Ziele immer noch selbst verwirklichen. Ihr wolltet schon längst mal bei einem Gesangswettbewerb gewinnen, Ponys Dauerwellen machen oder Fliesen am Geschmack erkennen? Kein Problem, ihr werdet schon etwas finden, was euch befriedigt.

Und wie in der Realität endet auch bei „Das Streben nach Glück“ irgendwann unser Leben. Mal im hohen Alter, mal in jüngeren Jahren, wenn wir es wieder geschafft haben den Stresslevel konstant hoch zu halten. Sind alle Spieler gestorben, gewinnt der zufriedenste von ihnen.

Wen das Leben zu sehr reibt, den schleift es zu seinem Hohlspiegel.

(Wolfgang Menzel)



Christian meint:

Ich weiß, ich wiederhole mich, aber ich mag Spiele, die ausgetretene, thematische Pfade verlassen und etwas Neues versuchen. Und genau das liegt mit „Das Streben nach Glück“ vor. Hier kann ich meinen Charakter ganz nach meinem Gusto formen. Zumindest dann, wenn ich mich durch die Zielvorgaben in der Auslage nicht zu sehr einengen lasse.

Die Karten machen dabei einen Hauptteil des Spaßes aus. Diese sind witzig geschrieben und passend grafisch aufgearbeitet, um immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Doch auch hier tritt dasselbe Problem auf, wie in vielen, anderen kartengetriebenen Spielen. Die anderen Auslagen interessieren mich nicht die Bohne. Mal ein kurzer Blick oder ein spöttischer Kommentar, wenn die Aktivität so komplett gegen die Art des real existierenden Menschen läuft. Mehr passiert auch nicht. Das Spiel selbst ist eher solitär, sofern man nicht mit einer Runde spielt, die die einzelnen Leben diskutieren möchte.

Toll umgesetzt ist, dass man eben durch Erfolg immer weniger Zeit zur Verfügung hat. Nicht, dass das einen ins Dilemma stürzt. Denn die Belohnung ist immer recht großzügig. Sei es durch Ressourcen oder eben Zufriedenheit/Siegpunkte.

Eine typische Auslage

Das Spiel selbst legt einem zu selten große Steine in den Weg. Es gibt immer eine Lösung oder Plan B, den man durchführen kann. Man erhält über kurze Wege die benötigten Rohstoffe, mit denen man teilweise einfach nur noch überschüttet wird. Und, wenn es dann halt mal nicht die Brettspielsammlung wird, die man ergattert, findet sich bestimmt etwas Anderes, das einen zwar persönlich nicht so ganz erfüllt, aber dennoch unterstützt.

Eine Partie „Das Streben nach Glück“ plätschert dann aber eher vor sich hin. Thematisch ist der Titel wirklich klasse, spielerisch leider nicht so sehr. Dafür sind die Zwänge nicht stark und Entscheidungen nicht wichtig genug. Jedoch gibt es zwei Aktionskarten, die die Waage etwas zu sehr zu Gunsten des Spielers ausschlagen lassen, der sie ergattert. Beide liefern in der besten Stufe ein Herz, mit dem sich der Stresslevel stark senken lässt, was einen immensen Vorteil gegenüber den Mitspielern zur Folge hat. Zum Glück kommen sie sehr selten ins Spiel, dann sind sie jedoch gerne entscheidend.

Obwohl ich „Das Streben nach Glück“ mögen will und das Thema aus jeder Karte und jeder Regel scheint, hat es mich endgültig als Spiel nicht so richtig überzeugt. Es ist weitaus Interessanter als #MyLife, aber doch nicht spannend genug, um mich ans Brett zu fesseln.

Dir hat die Rezension gefallen? Du denkst wir liegen völlig daneben? Lass uns wissen was du denkst.

Das Streben nach Glück von Adrian Abela, David Chircop

Wer mehr auf Thema, als auf die spielerische Herausforderung steht, ist mit das Streben nach Glück bestens bedient. Wir hätten uns etwas mehr Herausforderung gewünscht, die wohl mit den Erweiterungen ins Spiel kommen sollen.

Spielstil – Wertung

Christian:

5/10
Das gefiel uns
  • Sehr Thematisch.
  • Tolle Aktivitätskarten (ich will die Brettspielsammlung!)
  • Witzige Bezeichnungen.
Das nicht so
  • Spielerisch wäre mehr drin gewesen.
  • Belohnungen zu groß.
  • Eigentlich ist egal, was die Mitspieler so treiben.
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Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.

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Christian Renkel

Christian liebt Brett- und Videospiele mehr, als ausreichenden Schlaf. Dabei ist ihm am wichtigsten, dass er in der jeweiligen Welt versinken kann. Egal, ob es die geschickte Mechanik oder die überkochende Emotion ist.

So erreicht ihr Christian:

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